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Sehnsucht FC Bayern

Sehnsucht FC Bayern

Titel: Sehnsucht FC Bayern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armin Radtke
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insbesondere ein Loblied auf Uli Hoeneß anstimmen. Das kommt dermaßen häufig vor, dass ich – nach Rücksprache mit der Redaktion – diese Passagen mittlerweile kaum noch veröffentliche. Derartige Lobhudelei ist Hoeneß’ Sache nicht. Mag sein, dass die sicherlich guten Verdienstmöglichkeiten als Bayern-Spieler zu einem nicht unerheblichen Teil für eine positive Erinnerung an die Münchner Zeit sorgen. Dennoch bestätigen mir ausnahmslos alle Gesprächspartner, dass es darüber hinaus in vielerlei und oft sehr persönlicher Hinsicht etwas ganz Besonderes war, beim FC Bayern gewesen zu sein.
    Das gilt selbst für jene Spieler, deren Zeit in München gemeinhin als nicht ganz so glücklich gilt. Andreas Herzog oder Calle del’Haye hatten es sicherlich nicht nötig, ausgerechnet mir dahingehend etwas vorzumachen. Beide erlebte ich als ausgesprochen geistreiche und witzige Gesprächspartner, die sich darüber hinaus sogar überdurchschnittlich lange für mich Zeit nahmen. Im Falle von Calle (der Kalauer sei hier gestattet) ging das sogar so weit, dass er mich nach dem einstündigen Telefonat noch zweimal anrief, weil ihm noch weitere Anekdoten aus einer Zeit beim FC Bayern eingefallen waren. Vielleicht lag es aber auch an seinem rheinischen Dialekt, in den ich mich als Kölner natürlich nahtlos einfügen konnte. Mit Toni Schumacher war es ähnlich. Unser Aushilfstorwart in den neunziger Jahren machte gleich zu Beginn einen Witz auf eigene Kosten, und schon war das Eis gebrochen. Das sind so Momente, wo man sich am liebsten im Stuhl genüsslich zurücklehnen und das Gegenüber nur noch plaudern lassen möchte. Wenn sich beispielsweise ein Udo Horsmann oder Michael Rummenigge bei mir für das Gespräch bedanken, obwohl es eigentlich umgekehrt der Fall sein müsste, dann weiß ich, dass ich einen guten Job gemacht habe.
    Warum gehe ich hier überhaupt auf das heutige Verhältnis ehemaliger Spieler zum FC Bayern ein? Wenn mir weit über 70 Ex-Spieler in ihren Interviews, jenseits des Blicks auf ihre Kontoauszüge, ein solches Feedback über den FCB geben, dann muss da offensichtlich etwas dran sein: Der FC Bayern ist ein fantastischer Verein.
    Unerwartet bekam ich im November ausgiebig Gelegenheit, mir davon selber ein weiteres Bild zu machen. Immer noch ohne neue Lebensgefährtin, hatte ich freizeitmäßig weiterhin Leerlauf und schrieb für das Bayern-Magazin, neben meinen üblichen Rubriken, zusätzliche Beiträge. Wer schreibt, der bleibt. Nebenbei bemerkt, bekamen diese Schreiblust mittlerweile auch meine Vorgesetzten im »normalen« Job zu spüren, weil meine Aktennotizen, Ausarbeitungen, Empfehlungen, Berichte usw. allmählich lästige Ausmaße annahmen.
    Zurück zum FC Bayern: Ich konfrontierte meinen Chefredakteur mit der Idee einer Wochenendreportage über den Mannschaftsbus bei einem Auswärtsspiel. Das erlaubte mir als Fan einen individuellen Blick hinter die Kulissen, und den Lesern des Bayern-Magazins ergab sich eine exklusive Reportage. Köln spielte zu diesem Zeitpunkt nur in der 2. Liga, und so suchte ich mir das Bundesligaspiel bei Bayer Leverkusen aus, sodass ich bei der Gelegenheit auch gleich mal bei meinen Eltern »Guten Tag« sagen konnte.
    Wer sich mit dem Innenleben von Proficlubs ein bisschen auskennt, der weiß, dass es zwei Tabubereiche gibt: die Kabine und der Bus. Es sei denn, man heißt Sönke Wortmann und dreht einen Film über das Sommermärchen. So heiße ich aber nicht, und es war bereits Herbst. Daher mussten vorab einige Genehmigungen eingeholt werden. Nach Rücksprache mit Markus Hörwick, Uli Hoeneß, den Busfahrern und den Kollegen von Bayer Leverkusen gab es endlich grünes Licht. Was anfänglich als netter Wochenendtrip gedacht war, entpuppte sich zur aufregenden 60-Stunden-Reportage, die bereits am Donnerstagnachmittag mit dem umfangreichen Beladen des Busses und dem Einkauf der Nahrungsmittel für die Bordküche begann. Um fünf Uhr am Freitagmorgen klingelte der Wecker. Noch nie war ich für ein Bundesliga-Auswärtsspiel, quasi 34 Stunden vor Anpfiff, so zeitig auf den Beinen und ziemlich aufgeregt. Vom verabredeten Treffpunkt aus ging es zusammen mit Michael Lauerbach, dem zweiten Busfahrer, zum Busdepot weit vor den Toren der Stadt. Dort wurden noch einmal Frischwaren zugeladen, bevor sich der 14-Meter-Koloss mit den beiden Fahrern und mir Richtung Norden in Bewegung setzte.
    Drei Leute in einem Bus mit 30 Plätzen ist an sich schon sehr komfortabel. Erst recht in

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