Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen
schillernde Seidenkleid war so raffiniert geschnitten, dass es betonte, was es verhüllte. Keira Knightley hatte in einem ihrer Filme ein ähnliches getragen. Doch das genügte Mrs Charlotte Prescott offenbar nicht. Sie musste auch noch dieses Smaragdkollier tragen, das sich ihr wie eine glitzernde Schlange an den Hals schmiegte. Der Verschluss bestand aus einem einzigen hochkarätigen Stein, dessen Wert kaum abzuschätzen war.
Gift und Galle hätte Diane am liebsten gespuckt. Sie blickte sich ängstlich um. Konnte man ihr das etwa ansehen? Doch niemand beachtete sie. Alle starrten auf die Frau, die mit Rohan hereinkam. Einen schwachen Trost gab es allerdings für Diane. Soviel sie wusste, hatte eine andere Frau neben Martyn Prescott gesessen, als er in den Tod gerast war. Anscheinend war er der schönen Charlotte schnell überdrüssig geworden. Falls es Rohan genauso erging, bestand noch Hoffnung für sie.
Diane hatte alles wunderbar arrangiert, wie Charlotte anerkennen musste. Der Blumenschmuck in der Halle und in den Empfangsräumen war prachtvoll. Vier Kristallschalen mit voll erblühten gelben Rosen schmückten den Esstisch. Das Service kam aus dem Haus Versace, das Besteck, die Silberleuchter und die schweren geschliffenen Gläser waren englischen Ursprungs und stammten aus der georgianischen Epoche.
Entsprechend hielt auch das Menü höchsten Ansprüchen stand. Auf Räucherlachs mit Krabbenparfait und zarten Gurkenscheiben folgten ein Rinderfilet mit Waldpilzen oder, je nach Wunsch, Hähnchenbrust mit Pfirsichen und Vanille. Als Dessert gab es, ebenfalls wahlweise, Crêpe mit Walnussfüllung oder Schwarzwälder Kirschtorte.
Die Gäste passten gut zusammen, und Charlottes Angst, die Unterhaltung könnte schwierig werden, war unbegründet. Rohan saà am Kopf der Tafel, Charlotte â als Ehrengast â direkt neben ihm. Mochten die anderen darüber denken, was sie wollten. Charlotte war es egal. Sie wunderte sich selbst, wie entspannt sie war â trotz der feindseligen Blicke, die Diane ihr wiederholt zuwarf.
Die meisten der Leute waren junge Mitarbeiter von Rohan, die rückhaltlos für ihn schwärmten. Da die Männer in der Ãberzahl waren, hatte einige ihre Freundinnen mitgebracht. Keiner wagte, von sich aus ein bestimmtes Thema anzuschneiden. Erst nach dem Essen, als im Wohnzimmer Mokka und Likör serviert wurden, hielt Diane den Zeitpunkt für gekommen, ein wenig auf den Busch zu klopfen.
âIch wette, Rohan war ein brillanter Schülerâ, sagte sie zu Charlotte, während sie ihre Mokkatasse absetzte.
âDer klügste von ganz Silver Valleyâ, antwortete Charlotte, ohne Rohan dabei anzusehen. Sie war gespannt, was Diane vorhatte. âWir wussten damals schon, dass er es weit bringen würde.â
âSie selbst haben sich dagegen für die Rolle der Frau und Mutter entschieden, oder?â, fuhr Diane in einem Ton fort, der volles Verständnis ausdrückte. âSicher nicht die schlechteste Entscheidung. Sie müssen noch sehr jung gewesen sein, als Ihr reizender Junge zur Welt kam.â
âJa, Christopher ist ein Schatzâ, bestätigte Charlotte, die das Gespräch lieber nicht fortgesetzt hätte. Rohan saà zwar bequem zurückgelehnt in seinem Sessel, aber sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass es in ihm brodelte.
âSie haben einen weiteren Jugendfreund geheiratet ⦠ist das richtig? Martyn Prescott.â Diane war offenbar entschlossen, alle roten Ampeln zu ignorieren. âWie wurde Ihre kleine Gruppe doch genannt? Die âViererbandeâ?â
âDas âQuartettâ, Dianeâ, verbesserte Charlotte sie. Sie war inzwischen überzeugt, dass Diane sich bei Nicole informiert hatte. âIch glaube, das wissen Sie bereits.â
âIch fürchte, Charlotte findet dieses Verhör nicht sehr amüsantâ, mischte sich Rohan ein. âMich selbst würde interessieren, wer Ihnen von dem âQuartettâ erzählt hat.â
Diane errötete. âHimmel, wenn ich das wüssteâ, erklärte sie mit einem wirkungsvollen Augenaufschlag. Sie hatte viel Lidschatten und Wimperntusche benutzt. âJedenfalls ist es eine hübsche kleine Geschichte. Es tut mir leid, wenn ich Sie verletzt habe, Charlotte. Zu dumm von mir.â Es klang sehr zerknirscht.
âO nein, absolut nichtâ, erwiderte Charlotte gelassen. Ob
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