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Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen

Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen

Titel: Sehnsucht nach dem Maerchenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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an.
    Wird sie ihren Enkel auch so anschauen? Wird sie überhaupt lächeln?
    â€žIch finde, es bildet einen reizvollen Gegensatz zu der Aussicht“, meinte Rohan. „Stimmst du mir da zu, Charlotte?“ Wieder dieser übertrieben rücksichtsvolle Ton! „Die Balkonbepflanzung stammt übrigens von einem namhaften Gartenarchitekten.“
    â€žEine Meisterleistung … soweit ich das beurteilen kann.“ Die höflichen Floskeln halfen Charlotte, sich zu entspannen. Durch die offene Balkontür konnte sie mehrere Tonkästen mit ausgesuchten Grünpflanzen sehen, unter anderem eine weiße Passiflora, die sich an einer Wand in die Höhe rankte.
    â€žIch sitze dort in einer kleinen grünen Oase“, meinte Mary Rose lächelnd. „Es ist erstaunlich, wie vielfältig man so einen Balkon gestalten kann.“ Sie setzte sich auf die eine Seite des Sofas. „Sie sehen hübsch aus, Charlotte. Kommen Sie … setzen Sie sich zu mir.“
    Charlotte folgte der Aufforderung. Anspielungen auf ihre Schönheit hatten sie schon immer so verunsichert, dass sie ihr gutes Aussehen eher als Belastung empfand. Außerdem gab es für sie viele Dinge, die ihr weitaus wichtiger waren.
    â€žDabei ist Charlotte gar nicht eitel, Mum.“ Ganz Kavalier, führte er Charlottes Hand an die Lippen, eine Geste, die leider auch nur gespielt war.
    â€ž Sie sehen auch ausgesprochen gut aus“, wandte Charlotte sich an Mary Rose, ohne Rohan ihre Hand zu entziehen. Sie wagte es nicht, sich auszudenken, was er als Nächstes machen würde.
    â€žIch muss gestehen, dass ich viel dafür tue“, antwortete Mary Rose. „Ich besuche zweimal wöchentlich ein Fitnessstudio. Rohan legt großen Wert auf mein Aussehen … und meine Kundinnen natürlich auch.“
    â€žKaum jemand sieht so schön und jung aus wie meine Mutter“, mischte Rohan sich in das Gespräch ein.
    â€žDas kann ich mit gut vorstellen.“
    Vielleicht wird es gar nicht so schlimm, dachte Charlotte. Allem Anschein nach hatte man ihr vergeben. Doch Mary Rose wusste ja auch noch nichts von ihrem Enkel.
    Wie Charlotte gefürchtet hatte, kam Mary Rose dann plötzlich auf Martyn zu sprechen. „Es tat mir so leid, von seinem frühen Tod zu hören“, sagte sie. „Es muss schlimm gewesen sein … für Sie und den kleinen Christopher. Rohan hat mir erzählt, was für ein aufgeweckter Junge er ist. Haben Sie zufällig ein Foto bei sich? Wenn ja, würde ich es sehr gern sehen.“
    Mit klopfendem Herzen öffnete Charlotte ihre Handtasche. Auf dem Bild, das sie immer bei sich hatte, war Christopher fünf Jahre alt. Sie hatte sich schon lange vorgenommen, es durch ein neueres zu ersetzen, und war jetzt heilfroh, dass sie es nicht getan hatte.
    â€žDie Aufnahme wurde vor zwei Jahren gemacht“, erklärte sie und gab Mary Rose das Foto. Christopher hatte darauf noch die blonden Kinderlocken und lächelte wie ein Engel.
    Rohans Mutter betrachtete es eine Weile und hob dann langsam den Kopf. „Sie werden es nicht glauben, Charlotte, aber er ähnelt meinem Rohan, als er in dem Alter war. Er hatte nicht immer dunkles Haar. In den ersten Jahren war er genauso blond.“ Sie versenkte sich wieder in die Betrachtung des Bildes. „Der Junge ist so hübsch wie Sie, Charlotte. Er macht Ihnen sicher große Freude.“ Dann runzelte sie die Stirn. „Eine Ähnlichkeit mit Ihnen oder Martyn kann ich allerdings nicht feststellen.“
    â€žEr verändert sich laufend.“ Charlottes Puls raste, und das Blut rauschte ihr in den Ohren.
    â€žHoffentlich lerne ich ihn bald kennen. Und wie geht es Ihren Eltern?“
    â€žHat Rohan Ihnen nichts erzählt?“ Charlotte drehte sich zu ihm um und sah direkt in seine leuchtend blauen Augen. Entgegen ihrer Erwartung schwieg er und überließ die Antwort seiner Mutter.
    â€žNein“, erwiderte Mary Rose nach kurzem Besinnen. „Ich sah auch keinen Anlass, mich nach ihnen zu erkundigen. Die Jahre nach Matthews Tod waren für uns alle sehr schwer. Sie hatten Ihren Bruder, und Rohan hatte seinen besten Freund verloren. Die Art, wie Ihre Mutter meinen Sohn dafür verantwortlich machte, hat mir fast das Herz gebrochen. Andererseits habe ich verstanden, dass der Schmerz sie beinahe um den Verstand gebracht hat. Zum Glück hat Rohan das alles hinter sich gelassen … wie ich auch.

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