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Sehnsucht nach Leben

Sehnsucht nach Leben

Titel: Sehnsucht nach Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margot Kaeßmann
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liebevoll umsorgten? Erfahrungen, wie Elia und Jesus sie machten, gibt es in unserem Leben ja auch: Ein anderer Mensch wird mir zum Engel. Und auch danach sehnen sich viele: diejenige zu finden, zu der ich „mein Engel“ sagen kann. Denjenigen zu erleben, der mir zum Engel wird. Das kann Liebe sein, aber auch ganz praktische Hilfe. Nicht umsonst wirbt der ADAC, indem er seine Mitarbeitenden als „gelbe Engel“ bezeichnet. Rudolf Otto Wiemer hat das in seinem Gedicht „Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein“ wunderbar in Worte gefasst. Ähnlich dichtete schon Christoph August Tiedge (1752–1841):
    Wer Engel sucht in dieses Lebens Gründen,
    der findet nie, was ihm genügt.
    Wer Menschen sucht, der wird den Engel finden,
    der sich an seine Seele schmiegt.
    Ich bin überzeugt, dass wir uns auf den Gedanken oder auch den Glauben an Engel einlassen können, selbst im 21. Jahrhundert. Es geht um die Erfahrbarkeit Gottes. Das Vertrauen darauf, dass ich im Gebet mit Gott im Gespräch sein kann. Vielleicht wird Gott nicht in mein Leben eingreifen. Aber dieses Vertrauen wird mein Leben verändern. Wohl wird Gott mich nicht durch Engel vor allem Unglück schützen können. Aber ich kann um Schutz und Bewahrung bitten – für mich wie für andere. Martin Luther tat das an jedem Morgen und an jedem Abend. Mit seinem Morgensegen will ich hier schließen, denn er zeigt auf wunderbare Weise, wie der Glaube an die Engel Gottes eingebettet sein kann in unseren Alltag und in unsere Glaubenshaltung:
    Ich danke dir, mein himmlischer Vater,
    durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, dass du mich diese Nacht
    vor allem Schaden und Gefahr behütet hast,
    und bitte dich,
    du wollest mich diesen Tag auch behüten
    vor Sünden und allem Übel,
    dass dir all mein Tun und Leben gefalle.
    Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele
    und alles in deine Hände.
    Dein heiliger Engel sei mit mir,
    dass der böse Feind keine Macht an mir finde.
    Am wichtigsten bleibt am Ende jene Visitenkarte der Engel: „Fürchte dich nicht.“ Das ist eine ungeheure Ermutigung für unser Leben! Ich muss keine Angst haben, sondern darf meinen Weg gehen. Rückschläge ertragen, mich aber geborgen wissen. Verlust und Schmerz verkraften und mich doch gestärkt fühlen. Der christliche Glaube kennt viele Erfahrungen solcher Ermutigung. Ich bin überzeugt: Wenn wir uns darauf einlassen, werden wir auch persönlich Ermutigung erfahren. Es gibt sie, die Engelerfahrungen – auch mitten im 21. Jahrhundert ...

Sehnsucht nach
GOTT

    In einer Talkshow, in der ich über meinen Glauben sprach, sagte mir ein Mann: „Ich beneide Sie! Ich würde auch gern so glauben können.“ Und so begann in dieser Runde mit einem Sportler, einem Politiker, einer Moderatorin und anderen ein Gespräch darüber, wie gern viele Menschen glauben würden. Glauben, dass einer für dich sorgt. Dass du aufgehoben bist. Gott als ein Gegenüber empfinden können, das Lebensmut zusagt. Dich anvertrauen können im Leben und im Sterben. Ein wahrhaft erfülltes Leben führen, nicht weil ich erfolgreich oder siegessicher, schön oder reich bin, sondern weil ich mich gehalten weiß.
    Für mich wird immer wieder deutlich: Glauben heißt vertrauen, loslassen und sich anvertrauen. Das ist den einen möglich, weil sie hineinwachsen in den Glauben ihrer Mütter und Väter, Großväter und Großmütter, Gemeinden und Traditionen. So eine Erfahrung ist wie ein Geschenk, das dir mitgegeben wird auf dem Lebensweg. Und es tut gut, wenn ein Mensch auf diese Weise Lieder, Texte, Gebete, Überzeugungen mit ins eigene Leben hineinnehmen kann. Wenn das in einer Atmosphäre der Freiheit geschieht, wird sich der erwachsen werdende Mensch Zweifel gestatten und sich ungehindert entscheiden können, ob er selbst zu dieser Glaubensgemeinschaft gehören will. Ein Glaube, in den ich in aller Freiheit hineingewachsen bin, wird mich auch durch Phasen von Zweifel und Unglauben tragen, davon bin ich überzeugt.
    Von einer solchen Glaubenskontinuität, in die jemand hineinwächst und Vertrauen lernt, erzählt auf wunderbare Weise die Geschichte von Mose. Im 2. Buch Mose wird erzählt, dass Gott ihm einen Auftrag gibt: „So geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst“ (2. Mose 3,10).

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