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Sehnsucht nach Owitambe

Sehnsucht nach Owitambe

Titel: Sehnsucht nach Owitambe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mennen
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Überraschung zu sehen.
    »Du, du redest!«, stellte er ungläubig fest.
    »Natürlich. Das geschieht in meinem Fall nicht selten.«
    »Du, du, du hast seit Wochen nicht gesprochen.«
    Auf seinem Gesicht spiegelte sich Sorge, Verwunderung und grenzenlose Erleichterung. »Mein Gott, wir dachten alle, dass du nie wieder du selbst sein wirst«, seufzte er tief auf. »Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin! Fühlst du dich gut?«

    »Wieso sollte ich denn nicht?« Jella begann, sich noch unbehaglicher zu fühlen. Was hatte das alles zu bedeuten? Seit Wochen nicht geredet, das Lichterfest – und überhaupt.
    »Waren wir heute Abend nicht bei Salim?«, fragte sie unsicher.
    »Aber nein! Wir waren die ganze Zeit hier! Du kannst dich wirklich nicht erinnern, nicht wahr?«
    Fritz umfasste erneut ihre Schultern und zog sie zärtlich an sich heran. Sein Brustkorb hob und senkte sich und strahlte auch auf Jella etwas Beruhigendes aus. Schließlich führte er sie zu dem Sessel neben dem Bett. Sie ließ es willig geschehen und wartete, bis Fritz sich neben sie gesetzt hatte.
    »Was ist hier los?«, fragte sie verwirrt. »Wieso ist Diwali? Welchen Monat haben wir?«
    »Es ist Anfang November.«
    »Waas?« Jella fuhr sich durch die Haare. »Aber das kann doch nicht sein!«
    »Du warst wochenlang nicht ansprechbar. Wir haben uns furchtbare Sorgen gemacht. An was erinnerst du dich als Letztes?«
    »An unsere Liebesnacht …«
    Fritz griff gerührt nach ihrer Hand und spielte mit ihren Fingern. Seine Backenmuskeln mahlten unruhig hin und her, als überlege er, was er sagen sollte. Schließlich sah er sie an.
    »Du warst krank«, meinte er behutsam. »Du hast auf nichts und niemanden mehr reagiert. Es war, als wäre ein Teil von dir verloren gegangen.«
    »Und das ist einfach so passiert?«, fragte Jella ungläubig. Sie war Ärztin und wusste genau, dass solch einer Reaktion immer ein Schock oder ein Unfall vorausging.
    »Ricky hatte, nun ja, einen Unfall.« Er räusperte sich. »Du dachtest, sie wäre tot. Danach warst du nicht mehr ansprechbar.« Als er ihr erschrockenes Gesicht sah, fügte er schnell hinzu.
»Keine Angst, unserer Tochter geht es gut. Sie ist völlig gesund.«
    Jella seufzte erleichtert auf, dann erhob sie sich.
    »Ich muss trotzdem rasch zu ihr«, meinte sie. »Sie soll sehen, dass es auch mir wieder gut geht.«
    »Mitten in der Nacht?« Fritz zog amüsiert eine Augenbraue hoch. »Hat das nicht bis morgen Zeit?«
    »Hat es nicht!«
    Jella spürte, wie ihre alte Entschlossenheit zurückkehrte.

    Ricky rannte in Richtung der hell erleuchteten Stadt, aber sie hatte sich den Weg nicht gemerkt. Nach kurzer Überlegung entschied sie sich für die Straße, die direkt in die Stadt zu führen schien. Leider musste sie, nachdem sie ein ganzes Stück Weg zurückgelegt hatte, feststellen, dass er in die falsche Richtung mitten aufs Land hinausführte. Notgedrungen musste sie zu der Weggabelung zurückkehren und sich neu entscheiden. Hinter sich hörte sie das höhnische Gelächter der schrecklichen Männerfrauen. Offensichtlich waren auch sie auf dem Rückweg. Auf keinen Fall wollte sie ihnen nochmals über den Weg laufen. Sie wählte nun den mittleren Weg und betete, dass es der richtige sein würde. Die schmale Staubstraße wand sich hügelabwärts und führte tatsächlich in die Stadt hinunter. Kaum hatte sie die Stadt erreicht, musste sie sich erneut entscheiden. Dieses Mal nahm sie die Gasse, die ihr am breitesten erschien. Doch nach wenigen Metern verzweigte sie sich erneut und dann wieder und wieder. Ehe sie sich’s versah, hatte sie im Durcheinander der Gassen die Orientierung verloren. Die Menschen feierten immer noch, doch der Ton war aggressiver geworden, weil sich hauptsächlich Trunkenbolde in den Gassen herumtrieben. Wenn Ricky Menschen begegnete, vermied sie es, sie anzusehen. Mit gesenktem Kopf huschte sie durch das Labyrinth
der Straßen und hoffte, durch Zufall an die Palastmauer oder eine bekannte Stelle zu kommen. Plötzlich befand sie sich am Ende einer Gasse, die in einen kleinen Hof mündete. Rundherum standen heruntergekommene Häuser, von denen eines eine Taverne zu sein schien. Mehrere Betrunkene torkelten gerade aus der Tür. Sie entdeckten das junge Mädchen und riefen ihr schmutzige Worte zu.
    »Bleib hier, wir wollen deinen Lotusschoß kosten!«, rief einer. Ricky drehte sich panisch um und rannte weg von dem Hof. Die Männer verstanden das als Aufforderung. Sie sahen sich kurz an und setzten ihr

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