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Sehnsucht nach Riga: Roman (German Edition)

Sehnsucht nach Riga: Roman (German Edition)

Titel: Sehnsucht nach Riga: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Winter
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ist die Nichte der Großmutter Ihrer Freundin.«
    »Ach!« Malu war überrascht. Sie hatte nie von Berliner Verwandten gehört. Aber in einer Zeit wie dieser war es sicher nur von Vorteil, eine große Verwandtschaft zu haben.
    Als sie zurück nach Hause kam, war Malu beschwingt. Sie hatte Lust zu feiern und riss schwungvoll die Wohnungstür auf. Alle Traurigkeit war verschwunden. »Ich lade euch ein!«, rief sie. »Wir machen einen Ausflug ins Grüne. Zum Wannsee. Dort werden wir essen.«
    Ihre Worte verhallten in der Wohnung. Niemand antwortete.
    Malu riss die Küchentür auf. Rupperts Geschirr stand noch genau so auf dem Tisch wie schon Stunden vorher. Constanzes Zimmer war leer, doch die zahlreichen Taschentücher, die auf ihrem Bett lagen, zeugten von weiteren Tränen.
    »Dann eben nicht.« Malu zuckte mit den Schultern und setzte sich an ihren Schreibtisch. »Genug zu tun habe ich ja.«
    Constanze saß mit Ruppert im Romanischen Café auf dem Kurfürstendamm. Sie war noch immer verweint. Ihre Lider waren geschwollen, die Augen rot umrändert.
    Ruppert saß ihr gegenüber und sah sie teilnahmsvoll an. »Da will sie also uns beide auf einen Streich loswerden«, stellte er fest.
    Constanze schüttelte den Kopf. »Nein. Es soll alles so bleiben, wie es ist«, erwiderte sie.
    »Und der Umzug?«
    »Ich werde mitziehen.«
    »Das glaubst du ihr wirklich? Du hast sie doch vorhin selbst gesehen. Sie ist mit dem Automobil über die Tauentzienstraße gefahren, als gehöre ihr die Stadt. Es heißt, sie wird berühmt. Der Name ›Malu‹ ist zu einer Marke geworden. Ich habe sagen hören, dass Styl sie in einer der nächsten Ausgaben vorstellen will. Isabel von Ruhlow hat das eingefädelt.« Rupperts Stimme klang bitter. »Du wirst sehen, schon bald sind wir nicht mehr als ihre Laufburschen. Du, meine Liebe«, er griff über den Tisch nach Constanzes Hand, »du warst es doch, die ihr zum Ruhm verholfen hat. Und was hast du nun davon?«
    Constanze zuckte mit den Schultern. »Sie bezahlt alles, was ich benötige.«
    »Stimmt. Mit dem Geld, das sie durch dich verdient.« Er lehnte sich zurück und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Ein Automobil! Diese Frau hat sich ein feuerrotes Automobil gekauft.« Er schüttelte den Kopf, stützte dann die Ellbogen auf den Kaffeehaustisch, nahm Constanzes Hand zwischen seine. »Weißt du, was so ein Ding kostet?«
    »Nein.«
    »Ein Vermögen, meine Liebe. Ein Vermögen, das du ihr erst ermöglicht hast.«
    Constanze zuckte mit den Schultern. »Ich habe nicht viel getan. Nur ihre Kleider getragen. Das war schon alles.«
    »Oh nein, das ist nicht alles. Du hast ihr die Kontakte zu den Reichen und Schönen Berlins verschafft. Selbst ihre Präsentation heute im KaDeWe hat sie allein dir zu verdanken.«
    »Aber nein.«
    »Doch, so ist es. Du hast Isabel von Ruhlow kennengelernt. Du hast die beiden einander vorgestellt. Und über Isabel kam der Kontakt zum KaDeWe. Verbindungen, Kontakte, das ist alles, was in der Geschäftswelt zählt. Ich muss das wissen, schließlich bin ich selbst ein Geschäftsmann.«
    Constanze nickte. Es war ihr gleichgültig, ob Ruppert recht hatte oder nicht. Sie hatte genug mit sich selbst zu tun. Tränen stiegen ihr in die Augen, rannen ihr über die Wangen und versickerten in ihrem Ausschnitt.
    Ruppert beugte sich zu ihr hinüber und küsste ihr die Tränenspuren vom Hals.
    Constanze erschauerte. Ruppert! Sie hatte es gewusst. Sie hatte immer gewusst, dass er sie liebte. Jetzt, in ihrer höchsten Not, war er für sie da, würde für sie da sein.
    »Lass uns gehen«, raunte Ruppert dicht an ihrem Ohr. »Ich möchte dich jetzt gern in den Armen halten.«
    Ein warmes Gefühl durchströmte Constanzes frierende Seele. Seit Ewigkeiten hatte Ruppert nicht mehr so mit ihr gesprochen. Und so stand sie auf, ließ sich von Ruppert umarmen, mitten im Kaffeehaus, ließ sich von ihm den Hals küssen. Sie spürte seine Hände auf ihrem Rücken, an ihrer Hüfte.
    »Schnell«, sagte Ruppert. »Ich kann es kaum noch erwarten, dich zu spüren.«
    Hand in Hand und eng aneinandergeschmiegt verließen sie das Kaffeehaus.
    Sie merkten nicht, dass in einer versteckten Nische Isabel von Ruhlow und ihre französische Gefährtin saßen. »Schau an«, sagte sie und deutete mit dem Kinn auf das Paar. »Brüderchen und Schwesterchen.«
    Anita beugte sich vor. »Du meinst, sie treiben Inzucht miteinander?«
    Isabel zuckte mit den Schultern. »Warum nicht? Treibt es in Berlin nicht

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