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Sehnsucht nach Wombat Hill: Australien-Roman (German Edition)

Sehnsucht nach Wombat Hill: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Sehnsucht nach Wombat Hill: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Capp
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nicht infrage. Pliny hat ihm angeboten, ihm ein benachbartes Gelände von gut zehn Morgen zu verkaufen – Land genug, um seine Kühe darauf zu weiden –, und mithilfe seines Freundes und vielleicht sogar seiner Brüder, sofern diese Interesse zeigten, möchte er bald damit beginnen, ein Haus zu bauen.
    Als die Würste fertig sind, bringen die Männer die Bocciabälle, die man hier aus Hartholzwurzeln fertigt, und versammeln sich an der Bocciabahn, die Pliny im Kies neben der Veranda geharkt hat. Fasziniert beobachtet Jemma, mit welcher Anmut in der langsamen Bewegung selbst die Ältesten die Bälle halb werfen, halb rollen und dann auf dem Feld verfolgen und mit ihrer Willenskraft vorantreiben. Die Kinder begeben sich indessen zum Wasserloch in der Schlucht. Hier weitet sich ein rasch dahinfließender Bach und verlangsamt sein Tempo, da das Bachbett sich zu einer grünen Gumpe inmitten von Farnen und hohen Eukalyptusbäumen vertieft. Jemma und Celestina und die anderen Frauen folgen den Kindern den Hang hinab und setzen sich ans Ufer, um die Füße ins seichte Wasser baumeln zu lassen, zu plaudern und zu lachen, während die Kinder von einem nahe gelegenen Felsen springen und mit ihren Körpern Wasserfontänen freisetzen, ehe sie aus dem Blickfeld verschwinden und wunderbarerweise anderswo wieder auftauchen.
    Nach einer Weile ziehen sich auch die Männer in die kühle Schlucht zurück. Gotardo kniet am Wasser nieder und spritzt sich das Gesicht nass, zieht dann seine Stiefel aus und freut sich am zwischen seinen Zehen hervorquellenden Schlick. Marina stimmt wieder ein Lied an, und als ihre Stimme über der Farm und den Weingärten, den Obst- und Gemüsegärten, der Milchkammer und der Käserei, den alles umgebenden Weiden und Goldfeldern, den Wasserrädern und Vogelscheuchen, über der Stadt und den Kirchtürmen schwebt und sich in den weiten australischen Himmel erhebt, seufzt Gotardo vor Zufriedenheit. Niemals hätte er gedacht, dass alles so reibungslos vonstattengehen würde. Nur eine einzige Kuh hatte er auf seiner Reise über Land und Meer verloren, und der Rest gedieh prächtig auf Plinys Weiden, und die Milch floss wieder. Dank seines Vetters und seiner Base hatte er sich unglaublich gut in der Stadt eingelebt. Und wenn seine Brüder an seinem Glück nicht teilhaben wollten, konnte man ihn dafür verantwortlich machen? Er schließt die Augen und lauscht dem Lied und den Schreien und dem Platschen und den gelegentlichen glockenähnlichen Tönen eines Vogels, hoch oben in den Bäumen versteckt, den er noch nicht zu benennen vermag.
    Als er sie wieder aufschlägt, sieht er, dass Celestina und ihre Freundin Jemma Musk sich weiter oben, halb abgeschirmt von überhängendem Gebüsch, leise ins Wasser hinabgelassen haben. Ihre weißen Hemden und Unterhosen bauschen sich hinter ihnen, während sie sich mit langsamen entspannten Zügen vorwärtsbewegen. Die Frauen lachen und gleiten scheinbar mühelos durch die tiefgrünen Schatten und Sonnenflecken. Allein vom Zusehen wird Gotardo sich der Schwere und Hitze in seinem hochgekrempelten Hemd und der rauen Hose bewusst.
    Und ihm fällt ein Erlebnis aus Locarno ein, als er die Kühe von ihren Winterweiden zurückgebracht hat. Er ging einen Pfad entlang, der um den See führte, und hörte zwischen den Bäumen vor sich schrilles Gelächter. Eine Gruppe junger Frauen aus den am See liegenden Villen machte sich in Unterhosen und Rüschenkitteln daran, ins Wasser zu steigen, die Haare unter geölten Seidenkappen verborgen. Wie gebannt beobachtete er, wie sie sich duckten und anspritzen und Gymnastik machten, wobei das Wasser wie Silberschuppen auf ihren Körpern glänzte. Vor allem ein Mädchen fiel ihm ins Auge, es hatte die Gruppe hinter sich gelassen und schwamm wie ein für den See geschaffenes Geschöpf gelassen auf den Horizont zu. Gotardo hatte Angst vor dem Wasser und konnte keinen Zug schwimmen. Als er es davongleiten sah, als wollte es nach Italien schwimmen, wusste er, was es bedeutete, sich nach etwas zu sehnen, was einem immer unerreichbar blieb. Er setzte sich auf einen bemoosten Felsen, ohne sich zu verstecken. Sollten die jungen Frauen ihn überhaupt bemerken, sähen sie nichts weiter als einen glotzenden Bauern im Lederwams. Um dann ohne einen weiteren Blick zurück, beschattet von ihren Sonnenschirmen, in ihre schönen Villen zurückzukehren. Nachdem ihre Stunde vorbei war, waren sie auf das grasige Ufer geklettert und mit ihren an den jugendlichen Körpern

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