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Sehnsucht nach Wombat Hill: Australien-Roman (German Edition)

Sehnsucht nach Wombat Hill: Australien-Roman (German Edition)

Titel: Sehnsucht nach Wombat Hill: Australien-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Capp
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Sie kommen gleich. Ich habe ein Bild fertiggestellt. Und das kann ich unmöglich, wenn sie umhersaust.« Lucy weigert sich inzwischen, bei Jemma im Atelier zu bleiben, wenn diese dort arbeitet, und hämmert wütend auf die Tür ein, bis man sie hinauslässt.
    »Und das Bild ist wichtiger?«
    Jemma zuckt zusammen. Es sieht Gotardo gar nicht ähnlich, sie auf diese Weise herauszufordern, vor allem nicht bei diesem Thema. Offenbar ist er mutloser, als sie das wahrgenommen hat. »Ich habe einen Auftrag für ein Porträt«, erwidert sie leise. »Das bringt uns zwanzig Pfund ein.«
    Die Glocke über der Tür läutet, und Lucy platzt herein, gefolgt von einer strahlenden Celestina. »Hast du die Neuigkeiten schon vernommen?«, begrüßt ihn Celestina.
    »Aber ich dachte, du willst keine Porträts malen!«, sagt Gotardo zu Jemma.
    »Glaubst du etwa, deine Frau ist so blind für eure Lage, dass sie ein solches Angebot ausschlagen würde?«, herrscht Celestina ihn an. »Sie wäre doch dumm, das auszuschlagen.«
    Gotardo zieht seine Brauen hoch. »Zwanzig Pfund, hm? Vielleicht sollte ich auch zu malen anfangen. Damit ist mehr Geld zu machen als mit Schuhen. Wen wirst du malen?«
    Jemma hofft, dass es dunkel genug ist im Raum, damit man ihre heißen Wangen nicht sieht. »Den Geologen vom Vermessungsamt, Mr. Byrne. Ich bin ihm gerade auf dem Postamt begegnet. Seine Mutter wünscht sich zu ihrem sechzigsten Geburtstag, dass er sich porträtieren lässt, und hat mich gefragt, ob ich bereit dazu wäre.«
    Jemma hat Nathaniel Byrne seit dem Tod von Gotardos Herde nicht mehr gesehen, und wäre Celestina nicht mit ihr im Postamt gewesen, hätte sie höflich abgelehnt und wäre dann ihrer Wege gegangen. Aber Celestina war ihretwegen derart begeistert, wohl wissend, dass sie das Geld dringend benötigten, dass es Jemma nicht möglich gewesen war, nein zu sagen.
    Mit noch immer finsterer Miene begleitet Gotardo sie zur Tür. »Bist du dir auch sicher, Freude daran zu haben? Du sagtest doch immer, Porträts seien als Kunst verbrämte Schmeicheleien.«
    Wie froh wäre Jemma, wenn Celestina jetzt nicht dabei wäre. Gotardo zeigt ihr einen Ausweg, den sie nur allzu gern nutzen würde. Die bloße Tatsache, neben Mr. Byrne zu stehen, hatte ihr im Postamt klargemacht, wie gefährlich jede dieser Begegnungen sein konnte.
    »Glaubst du im Ernst, sie könnte jemandem schmeicheln?«, meint Celestina lachend, ehe Jemma auch nur ihren Mund aufmachen kann.
    »Nicht, wenn sie die Wahl hat. Aber bei Mr. Byrne hat sie Glück«, gibt Gotardo zu. »Seine Züge sind sehr ansprechend. Ihn sollte die Wahrheit nicht beleidigen.«
    Nathaniel Byrne steht am Fenster seines Büros, wo er auf Mrs. Voletta wartet, und streicht sich mit der Hand durch seine lohfarbene Stirnlocke. Dieses Arrangement ist alles andere als perfekt, aber er kann sich wenigstens ihrer Gesellschaft sicher sein, solange sie für das Porträt braucht, ohne dass Verdacht aufkommt. Die Volettas benötigen Geld, also haben alle ihren Vorteil davon.
    Als er sie auf den Haupteingang des Verwaltungsgebäudes zulaufen sieht, geht er ins Foyer, um sie zu empfangen.
    »Der Zweisitzer wartet, Mrs. Voletta.«
    »Wir fahren woandershin? Können die Skizzen nicht hier angefertigt werden, Mr. Byrne?«
    »Sie haben erwähnt, wie wichtig die Umgebung ist. Und zufälligerweise haben mich viele meiner Außeneinsätze zum Mount Franklin geführt. Wenn Ihnen dieser Vorschlag allerdings nicht behagt … Aber ich dachte, sie zögen es vor, im Freien zu malen.«
    Er hilft ihr auf den Zweisitzer, wo sie Seite an Seite sitzen.
    »Sie sind doch nicht wütend auf mich, Mrs. Voletta, oder?« Nathaniel sieht sie mit einem nervösen Lächeln an. »Ich dachte, dieses Arrangement komme Ihnen entgegen.«
    Jemma war wütend gewesen, aber es fällt ihr schwer, ihm zu widerstehen. Wenigstens braucht sie keine Schuldgefühle wegen der Zeit zu haben, die sie in seiner Gesellschaft verbringt. Schließlich geht es nur darum, ein Geschäft abzuwickeln. Sie wird entschieden und professionell auftreten. Wenn das Gemälde erst einmal fertig ist, werden sie sich nicht mehr treffen.
    Auf dem Weg zu dem erloschenen Vulkan erzählt Nathaniel Byrne ihr dessen Vorgeschichte und die Mythen, die ihn wie Lagen feinsten Sediments umgeben, und seine Blicke liebkosen die Landschaft, während er schildert, was darunterliegt. Der Mount Franklin, sagt er, sei ein Neugeborenes, wenn man ihn mit den anderen Vulkanen des Bezirks vergleiche. Erst

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