Sehnsucht und Erfüllung
angestrengt. “Ich persönlich bin mehr ein Fan von Wassermelonen.”
“Ich dachte eher an einen Rat, wie es mit meinem Leben weitergehen soll.”
Seine Miene wurde ernst, sein Blick weich. “Ich weiß nicht, ob ich ein guter Ratgeber bin, aber ich bin für dich da, wenn du mich brauchst.”
“Danke.” Kelly legte die Kantalupmelone in den Einkaufswagen, bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr seine sanfte Stimme und sein liebenswürdiges Angebot sie rührten.
“Ich bin für dich da, wenn du mich brauchst.”
Jason Collier, nicht Shane Night Wind hätte das zu ihr sagen sollen.
4. KAPITEL
Triefnass vom Regen betrat Shane Kellys Blockhaus und drückte ihr einen bunten Blumenstrauß in die Hand.
“Danke. Hast du die selbst gepflückt?”
“Ja.” Er griff in die Tasche seines Regenmantels und zog ein kleines Bündel getrockneter Kräuter heraus. “Ich habe auch etwas Salbei mitgebracht.”
Das Bündel verströmte ein intensives Aroma. “Möchtest du, dass ich das Hähnchen damit würze?”, fragte sie ein wenig verwirrt. Die in Teriyaki-Sauce marinierten und mit Ananasscheiben belegten Hähnchenbrüstchen garten bereits im Backofen.
Shane lächelte. “Nein, der Salbei ist zum Räuchern. Ich dachte, das wäre gut für das Baby.”
Kelly verstand nicht ganz.
“Hast du noch nie eine Räucherung mit Salbei gemacht?”
Irritiert schüttelte sie den Kopf. Warum sollte es gut für ihr Baby sein, wenn hier im Blockhaus getrocknete Kräuter verbrannt wurden?
Shane hängte seinen Regenmantel über einen Stuhl. Sein regenfeuchtes Haar war zu zwei langen Zöpfen geflochten. Außer auf Abbildungen von Indianern in Geschichtsbüchern hatte sie noch nie einen Mann mit Zöpfen gesehen. Aber es unterstrich Shanes männliche Ausstrahlung.
“Dein Grandpa hat häufiger Kräuter verbrannt. In der Truhe dort müssten ein kleiner Tontopf und ein paar Federn sein.”
Neben den gesuchten Utensilien fand sich in der Truhe auch noch ein kleiner Krug für die Blumen. Kelly stellte den Strauß zwischen zwei Kerzen auf den bereits gedeckten Tisch.
“Räuchern ist eine Reinigungszeremonie”, erklärte Shane. “Dazu kann Salbei, Zeder oder Süßgras verwendet werden. Es nimmt der Umgebung negative Energie.” Er entzündete das Salbeibündel und erzeugte dann durch Fächern mit einer Feder Rauch.
Kelly sah zu, wie er durch das Blockhaus ging und den Rauch in alle Ecken wedelte. Als Shane zu ihr zurückkehrte, suchte er ihren Blick. “Ich kann dich auch so einer Reinigungszeremonie unterziehen, wenn du willst.”
Sie war einverstanden.
Shane trat vor sie hin, dann ging er langsam um sie herum, um sich auf das Energiefeld, das sie umgab, einzustimmen.
Kelly ließ ihn nicht aus den Augen, und während der duftende Rauch sie umwehte, begann sie sich zu entspannen. Der Vorgang hatte beinah etwas Mystisches, denn durch den Rauchschleier sah Shane wie ein indianischer Krieger aus.
Shane Night Wind faszinierte sie. Dieser Mann, der Pumas rettete, bei Regen Wildblumen pflückte, sein Haar zu Zöpfen flocht.
Durch den duftenden Rauch sahen sie einander gebannt an. “Danke, dass du an das Baby gedacht hast.”
Er stellte den Tontopf auf den Tisch. “Keine Ursache.”
Am liebsten hätte sie seine Hand genommen und sie auf ihren Bauch gelegt, denn das Baby bewegte sich sacht – ein kleiner Engel, der seine Flügelchen spreizte.
“Ich sollte nach dem Essen sehen”, sagte Kelly, damit der Augenblick nicht noch intimer wurde.
Eine Viertelstunde später saßen sie beim Essen. Es regnete noch immer, und die beiden Kerzen spendeten sanftes Licht.
Kellys Nervosität kehrte zurück. Sie hatte keine Ahnung, wie sie das angekündigte Gespräch beginnen sollte.
Shane sah von seinem Teller hoch. “Ist schon in Ordnung. Wir können nach dem Essen über deine Sorgen reden.”
“Kannst du Gedanken lesen? Du scheinst immer zu wissen, was ich gerade denke.”
“Manchmal erfühle ich sozusagen die Emotionen anderer Leute.” Er nahm sein Wasserglas zur Hand und lächelte. “Aber ich besitze keine medialen Fähigkeiten. Ich beobachte nur genau, mehr nicht.”
Fasziniert beugte Kelly sich vor. “Und vorhin? Umgab mich da wirklich ein Energiefeld?”
“Ich glaube, jeder hat eins, aber ich kann es nicht immer spüren.” Er suchte ihren Blick. “Bei dir konnte ich es.”
Sein Eingeständnis ließ ihr Herz schneller schlagen. “Ich habe noch nie jemanden wie dich getroffen.”
Er lächelte erneut. “Und ich
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