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Sehnsuchtsland

Sehnsuchtsland

Titel: Sehnsuchtsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inga Lindström
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nach Stockholm.«
    »Wegen Niclas?«
    »Vor allem wegen mir.« Sie zögerte, und Jan sah den Ausdruck von Unsicherheit in ihren Augen. Das Bedürfnis, ihr zu helfen und sie zu beschützten, wallte mit Macht in ihm auf, so wie früher, wenn sie hingefallen und sich die Knie aufgeschlagen oder in der Schule Ärger mit den Lehrern gehabt hatte. Doch zugleich verfestigte sich in ihm die niederschmetternde Erkenntnis, dass er nicht mehr in der Lage war, alles Unglück der Welt von ihr fern zu halten.
    »Als Silke noch lebte, hatte ich keine Chance. Und danach... da brauchte er Zeit zum Trauern. Aber jetzt geht er weg von hier! Und von dieser Erinnerung an Silke!« Sie hob das Gesicht, um ihn anzuschauen, und er sah, dass Tränen in ihren Augen standen.
    »Ich liebe ihn einfach, Papa! Ich muss es versuchen! Wenn ich das jetzt nicht tun würde — ich würde mir ewig Vorwürfe machen!«
    Jan zog sie in seine Arme. Ihre Schultern bebten, und ihre Stimme klang verloren. »Man muss es doch wenigstens versuchen, oder?«
    »Und wenn es nicht gut geht?«
    »Es wird gut gehen!« Sie löste sich ein wenig von ihm und schaute ihn bittend an. »Also hilf mir, einen Käufer für die Taxis zu finden, ja?«
    Er nickte. Was hätte er auch anderes tun können?

    *

    Niclas fuhr zusammen, als er ihren Mann auf der gegenüberliegenden Straßenseite aus dem Laden kommen sah. Er hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst, aber Erik hatte ihn schon gesehen.
    » Hej , Niclas!« Er kam auf ihn zu und gab ihm die Hand. »Wir können uns verabschieden — auf Wiedersehen!«
    »Sie reisen ab?«
    Erik deutete auf die Papiertüte in seiner Hand. »Wir machen gerade die letzten Einkäufe, meine Frau und ich. Es sieht so aus, als könnten wir heute Abend noch auslaufen.«
    Niclas versuchte, sich seine Erschütterung nicht anmerken zu lassen. Hör auf damit, befahl er sich. Er hatte es doch die ganze Zeit gewusst. Warum regte er sich also darüber auf?
    »Dann kann ich Ihnen nur eine schöne Reise wünschen«, sagte er emotionslos.
    »Danke.« Erik schaute ihn an, mit einer, wie Niclas meinte, leichten Überheblichkeit. Vielleicht sogar siegesgewiss, als schien ihm daran zu liegen, noch Salz in Niclas’ Wunden zu streuen, vor allem mit seiner nächsten Bemerkung.
    »Ich bin sicher, es wird alles gut.« Erik gab ihm erneut die Hand und drückte dabei eine Spur zu fest zu, ein Akt männlicher Überlegenheit. Anschließend schlenderte er in lässiger Haltung davon.
    Niclas schaute ihm mit Mordgedanken hinterher, aber nicht länger als zwei oder drei Sekunden. Dann riss er sein Handy aus der Hosentasche und drückte die Kurzwahl, unter der er letzte Nacht Hannas Nummer eingespeichert hatte. Sie hob sofort ab.
    »Ich muss dich sehen. Jetzt sofort.«
    »Nein.« Ihre Stimme klang verstört. »Das kann ich nicht.«
    »Doch.« Mehr sagte er nicht, nur dieses eine Wort, in dem sicheren Wissen, dass sie kommen würde.

    *

    Seine Silhouette hob sich vor dem bewegten Wasser des Sunds ab wie vor einer stimmungsvollen Filmkulisse. Er hatte die Hände in die Hosentaschen geschoben und schaute hinaus in die Weite der Schärenlandschaft. Die Luft war diesig, vielleicht würde es heute noch regnen. Der Himmel hatte sich zugezogen, und der Wind hatte aufgefrischt. Wellen platschten an das Ufer zu seinen Füßen, und das Boot, das nur ein paar Schritte von ihm entfernt angepflockt im Wasser lag, schwankte in der Dünung hin und her. Hanna schritt durch den wogenden Strandhafer auf ihn zu und versuchte, ihre Gefühle auszublenden. Doch als sie ihn erreicht hatte und den Ausdruck in seinem Gesicht sah, war es um ihre Beherrschung geschehen. Sie legte stumm die Arme um seine Schultern und drückte sich an ihn. Doch er machte keine Anstalten, ihr näher zu kommen, sondern blickte sie nur stumm und abwartend an.
    »Niclas«, flüsterte sie.
    »Wolltest du fahren, ohne dich zu verabschieden?« Seine Stimme klang hart.
    Sie schluckte. »Ich dachte, es würde mir das Herz zerreißen, wenn ich dich noch einmal sehen würde.«
    »Habe ich die letzte Nacht nur geträumt?« Er nestelte den zerknüllten Zettel aus der Hosentasche, ohne sich die Mühe zu machen, ihn anzusehen. Er wusste auch so, was darauf stand. »Hast nicht du das hier geschrieben?« Seine Stimme triefte vor Sarkasmus, als er sie zitierte: »Es war wunderschön, danke.«
    »Niclas.« Sie hatte Mühe, zu sprechen. »Ich... Ich habe mich getäuscht. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist.« Erschöpft legte sie

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