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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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mehr heute.
    „Nein. Das Sofa ist unbequem“, sagt sie nur. Damit ist es entschieden. Er nickt. „Hast du vielleicht eine Zahnbürste für mich? Ich fürchte, ich rieche wie eine ganze Bar.“ Ja, sie hatte Whiskey geschmeckt als er sie küsste. Aber es war nicht abstossend gewesen. Es war erregend gewesen. Lady Gagas ‚You and I’ kommt ihr in den Sinn. You taste like whiskey when you kiss me, oh, I’ll give anything to be your babydoll ...
    Nein, sie wird nie Eliot Wagners Babydoll sein. Aber er ist jetzt hier und sie will nicht alleine sein. Wir haben sowieso schon alles weggeschmissen heute Abend. Also kann er auch hier bleiben und in ihrem Bett schlafen, heute Nacht, an ihrer Seite. „Sicher hab ich das.“ Sie holt eine eingepackte Zahnbürste aus dem Spiegelschrank im Badezimmer, drückt ihm zwei Frotteetücher in die Hand. „Falls du duschen willst ...“ Sie greift nach ihrer Zahnbürste und drückt ein wenig Zahnpasta aus der Tube. Solche alltäglichen Bewegungen tun ihr jetzt irgendwie gut. „Ich geh schon mal ins Bett.“
    „Ok. Bis gleich.“ Er lächelt sie vage an. Alys blickt zu ihm auf, dieser Mann in ihrem Badezimmer, einen Kopf grösser als sie, regenfeuchtes Haar, müde Augen, aber der dunkle Blick brennt immer noch auf ihrer Haut. Sie macht einen Schritt rückwärts und kaschiert ihr Tun mit einem Lächeln. Ein gebrochenes Lächeln. Hast du das eben gehört? Das war mein Herz, das einen Sprung gekriegt hat.
    Alys geht in die Küche und putzt sich über dem Spülbecken die Zähne. Danach geht sie direkt ins Schlafzimmer und lässt die Jalousien herunter. Sie hört Wasser rauschen. Eliot duscht. Sie erinnert sich an ihre Hände auf seinem Körper, vor wenigen Stunden, wie sich seine Haut unter ihren Fingern angefühlt hatte, seine Hände auf ihrem Körper, wie er sie angefasst hatte und was das mit ihr gemacht hatte. Scheisse. Der Sprung wird tiefer, Risse dehnen sich aus, sie kann es knacken hören in ihrem Herzen. Sie atmet aus, etwas zittrig, blickt an sich herunter. In den Trainerhosen und dem Langarmshirt schlafen? In dieser absurden Situation siegt ihre Eitelkeit und sie holt ein kurzes Pyjama aus dem Schrank. Hotpants, Trägertop, Seidenimitat, violett. Janosch war darauf gestanden. Sie verdrängt den Gedanken und zieht es an. Aus lauter Gewohnheit macht sie sich in der Mitte des Bettes breit. Sie lässt die Nachtischlampe brennen damit er den Weg findet. Dann taucht er im Türrahmen auf, in Jeans, das Hemd nur halb zugeknöpft. Sein Blick trifft sie und er zögert. Sie rutscht auf die linke Seite des Bettes und tut unbeteiligt. Er kommt jetzt doch ins Zimmer und sie sieht aus dem Augenwinkel zu wie er sich auszieht. Hemd. Dann Jeans. Er trägt Boxershorts. Sie sind dunkelblau. Für dieses Detail hatte sie heute Abend keinen Blick gehabt. Dann klettert er ins Bett und sie hält den Atem an. Er rutscht ein wenig ungeschickt herum und zerrt etwas an der Bettdecke. Ihr Bett ist nur 1.40 breit und als Zeichen ihres ewigen Singledaseins eignet sich ihre Bettdecke eher für eine als für zwei Personen. Vermutlich ist das bei ihm zuhause anders Sie beisst sich auf die Unterlippe. Denk nicht an solche Dinge.
    Sie dreht ihm den Rücken zu, um den Schalter ihrer Nachtischlampe zu erreichen, löscht das Licht, lauscht seinem Atem. Was sagt man in einer solchen Situation? Ein artiges „Gute Nacht“? Eliot entscheidet das für sie. Er rutscht an sie heran, ein Arm schlingt sich um ihre Taille und zieht sie an sich, bis ihr Rücken an seiner Brust liegt, seine Hand macht es sich irgendwo auf ihrem Bauch bequem, sie spürt, wie er sein Gesicht in ihrem Haar vergräbt. Sie hält still. Spürt wie seine Brust sich hebt und senkt, spürt seinen Körper an ihrem, ein Mann, der sich an ihr festhält oder der vielleicht sie festhält, als wolle er sie beschützen ... Sie schliesst endlich die Augen. Ich liebe dich, denkt sie müde. Verdammt, ich liebe dich, Herr Wagner.

 
    TAGE AM MEER
     
    Etwas ist komisch. Dieses Bett kann nicht seins sein. Dafür ist es zu weich. Weich ist auch der Körper an seinem. Und warm, eine Frau, sie riecht gut, aber sie riecht nicht vertraut. Viel Haar an seinem Gesicht. Es riecht nach Blumen und Orangen. Irina hat kurzes Haar. Er macht die Augen auf und sieht dunkles Haar. Bettwäsche mit Streublümchenmuster. Sehr mädchenhaft.
    Alys.
    Im gleichen Moment kommt alles zurück. Er, allein, im Atelier, beim Versuch, seine Verzweiflung in Whiskey zu ertränken, die

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