Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
Vom Netzwerk:
wird uns gut tun.“ Sie nickt. Er nimmt die Hand wieder weg. „Bereust du es, mitgekommen zu sein?“ Alys dreht den Kopf in seine Richtung. „Nein, ich glaube nicht ... es ist nur alles soviel auf einmal.“
    „Ja“, kommt langgezogen über seine Lippen. „Ich bin gerne mit dir zusammen“, gesteht er dann. „Deine Gegenwart tut mir gut. Es ist schön, wenn du da bist. Ich fühle mich dann wohl.“ Sie blickt ihn immer noch an. Die Augen schimmern jetzt. Irgendein Gefühl, aber es scheint ein positives zu sein. „Mir geht es auch so. Mir ging es von Anfang an so. Es hat sich immer so vertraut angefühlt, als würden wir uns schon lange kennen ... Als würdest du mich irgendwie verstehen. Das klingt zwar doof.“ Er schüttelt den Kopf. „Nein, das tut es nicht. Ich weiss, was du meinst. Das finde ich auch.“ Sie kaut an ihrer rot geschminkten Unterlippe herum. „Das ist seltsam, das ist mir so noch nie mit jemandem passiert ... Mal abgesehen von Mascha vielleicht, aber das war irgendwie anders.“
    „Das heisst, du und ich sind Freunde?“, sinniert er. Erinnert sich daran, wie er versucht hatte, das mit Alys bei Marlen zu rechtfertigen. „Wahrscheinlich haben wir uns angefreundet. Keine Ahnung“, hatte er damals gesagt.
    „Ich habe keine Ahnung, was wir sind, Eliot“. Die Worte kommen leise, und sie scheint es schwierig zu finden, ihn dabei anzusehen. Er atmet aus. „Ich auch nicht ...“ Sie blickt ihn jetzt doch wieder an. „Wahrscheinlich sind wir sogar Freunde, aber es ist eine sehr seltsame Freundschaft. Und das Kunde-Auftragnehmer-Verhältnis ist es sowieso nicht mehr.“
    „Das war es schon länger nicht mehr – glaube ich“, sagt er und überholt einen weiteren Sonntagsfahrer. „Müssen wir definieren, was wir sind?“, will sie wissen und greift nach ihrer eigenen Zigarettenschachtel. Ihr Blick ist unruhig. „Nein. Jetzt nicht. Ist vielleicht besser so.“
    „Du willst sagen, irgendwann werden wir es müssen?“
    „Ja, vielleicht“, sagt er und lässt sein Feuerzeug schnappen, zündet ihr die Zigarette an. Die Augen sind jetzt wieder ängstlich. Die Foo Fighters mischen sich ein. Dave Grohl singt ‚Gimme Stitches’ im Handschuhfach, I can be your right of way, so we can get out of here ...
    „Schaust du bitte nach, wer das ist?“ Sie hantiert am Handschuhfach herum und holt sein iPhone heraus. Sie wirft einen Blick auf das Display. Jetzt sieht ihr ganzes Gesicht ängstlich aus. „Es ist Irina“. Ihre Stimme ist sehr leise. Der Knoten im Magen ist plötzlich wieder da und drückt. Eliot holt Luft und nimmt ihr das Handy aus der Hand. Er nimmt den Anruf an. „Hallo Darling“. Der Kosename kommt selbstverständlich über seine Lippen. Ein Automatismus seit vielen Jahren.
    „Hey!“ Ihre Stimme versetzt ihm einen Stich. Sie klingt entspannt. Unbedarft. Sie hat keine Ahnung. Sie klingt wohler als in letzter Zeit. Eigentlich ein positives Zeichen. Für ihn und die Beziehung, über die sie in dieser Woche nachdenken will. „Wie geht’s?“, will sie wissen. „Alles in Ordnung.“ Er hört genau hin, aber seine Stimme klingt ruhig. Verrät ihn nicht. Sie scheint auf jeden Fall nichts zu merken. „Gut. Fährst du? Soll ich später anrufen?“
    „Ich fahre, aber es ist schon in Ordnung. Wie geht es Euch?“
    „Es geht mir gut. Und der Maus auch, sie macht gerade Mittagsschlaf. Wir waren heute Morgen schwimmen, das fand sie klasse. Sie haben ein Thermalbad hier ...“
    „Sie fehlt mir so.“ Er fühlt, wie sich beim Gedanken an Lilli alles in ihm zusammenzieht vor Sehnsucht. „Sie ist gestern zum ersten Mal mitten im Raum aufgestanden ohne sich irgendwo festzuhalten. Ich wünschte, ich hätte es fotografieren können“, sagt Irina. Ich hätte dabei sein sollen. Das hätte bei uns im Wohnzimmer passieren sollen und nicht in irgendeinem anonymen Hotelzimmer. Nicht ohne mich. Irina lacht jetzt: „Du hättest ihr Gesicht sehen sollen. Sie ist erschrocken ab ihrem eigenen Mut. Dann hat sie sich auf den Hintern plumpsen lassen.“ Er lacht auch, aber es bleibt ihm beinahe im Hals stecken. Alys neben ihm scheint kaum mehr zu atmen. Ihr Blick irgendwo draussen vor dem Fenster. Die Zigarette ist ungeraucht verlöscht. „Jetzt fehlt sie mir noch mehr!“ Er hört wie Irina Luft holt. „Am Freitag sind wir wieder da. Du fehlst Lilli auch. Ich bekomme immer wieder ‚Dada?’ zu hören, mit einem grossen Fragezeichen hintendran.“ Sie verstummt. Dann findet ihre Stimme wieder sein

Weitere Kostenlose Bücher