Sehnsüchtig (German Edition)
Er sieht ihrem Gesicht an, was sie denkt, als er die Packung endlich gefunden hat. Du hast damit gerechnet, dass es wieder passiert, steht da geschrieben, ohne dass sie den Mund aufmachen muss. Ja, das hat er wahrscheinlich. Die Schachtel war ihm in die Hände gefallen als er im Nachttisch zuhause nach seinem Brillenetui suchte. Die Schachtel, die er Ende Jahr in der Bahnhofapotheke gekauft hatte, nicht für sie beide und aus ganz anderen Gründen. Er hatte sie einen Moment lang in der Hand gewogen und dann in seine Tasche gesteckt. Eliot drängt den Gedanken heftig beiseite, reisst die Schachtel auf, ungeschickt, aus der Übung, vielleicht auch aus Ungeduld. Er hat diesen Augenblick nie gemocht, weil das Gefummel dauert und es die Stimmung dämpft. Sie sagt nichts, lässt ihn machen, einen Augenblick lang hat er Angst, dass sie es sich anders überlegen könnte, aber sie streicht über seinen Unterarm und er kann Ungeduld in ihren Augen sehen, die gleiche, die sich wahrscheinlich auf seinem Gesicht spiegelt. Er hört das Geräusch, das über seine Lippen kommt, als es endlich so weit ist. Dann setzt sein Denken aus und alles was noch zählt, ist die Frau unter ihm und die Lust in ihren Augen. Sie fühlt sich so gut an. Er verschränkt die Finger seiner Hand mit ihrer, beobachtet verzaubert was in ihrem Gesicht geschieht, während sie einen gemeinsamen Rhythmus finden. Langsam.
*
Aufwachen ist schön so. Ineinander verschlungen, kaum wissend, wo sie aufhört und er beginnt. Haut an Haut. Alys geniesst die Wärme seines Körpers an ihrem, blinzelt dann träge. Von weitem hört sie Regen rauschen. Es regnet immer noch . Sie entdeckt einen Leberfleck auf Eliots Schulter und presst einen sachten Kuss darauf. Seine Haut salzig unter ihrem Mund. Er murmelt etwas und macht dann doch die Augen auf. „Guten Morgen”. Er klingt hinreissend verschlafen. Sie lächelt ihn an und legt ihre Hand an seine Wange. Sein Gesicht sieht müde aus. Müde, aber glücklich . Wahrscheinlich genau wie ihres. Sie haben nicht viel geschlafen letzte Nacht. Sie hatte noch nie so eine Nacht erlebt. Mit Eliot ist es fast zuviel . Fast nicht zu ertragen, weil es so intensiv ist. So intensiv schön. Sie findet keine Worte, also strahlt sie ihn nur an und hofft, dass er sieht, wie glücklich sie ist. Er lächelt zurück, sie sieht keine Reue in seinem Gesicht.
„Ich glaube, wir haben das Frühstück verschlafen“, sagt er. Wie als Antwort darauf knurrt sein Magen. Alys grinst. „Armer, hungriger Mann ...“ Sie stützt sich auf einen Ellbogen und greift nach ihrer Armbanduhr auf dem Nachttisch. „Du hast Recht, wir haben das Frühstück verpasst. Es ist bald Mittag.“ Eliots Arm schlingt sich um ihre Taille und zieht sie zurück. „Ich dachte, du hast Hunger“, beschwert sie sich halbherzig. „Es gibt verschiedene Arten von Hunger“, hält er fest und erstickt jeden weiteren Protest mit seinem Mund auf ihrem.
Danach bleibt sie auf ihm liegen, das Ohr auf seiner Brust, horcht seinem Herzschlag, er beruhigt sich nur langsam. Die Augen drohen ihr schon wieder zuzufallen. Noch ein bisschen weiterschlafen, mit seinem Geruch in der Nase. Es ist schön . Sie ist glücklich und sie liebt ihn. „Ich liebe dich“, murmelt sie an seiner Haut. Seine Hand verharrt, eben hat sie noch ihren Rücken liebkost. Auf einen Schlag ist sie wieder komplett da, weg ist die Schläfrigkeit. Scheisse. Scheisse. Scheisse. Alys dreht den Kopf auf seiner Brust damit ihr das Haar ins Gesicht fällt, damit er den Ausdruck darauf nicht sehen kann. Dann kommt das kleine Wörtchen „Was?“ aus seinem Mund. Nicht das Wort, das sie hören wollte. Aber sie wollte es ja auch nicht sagen, sie wollte es ihm nie sagen und jetzt ist es doch geschehen. Scheisse. Sie richtet sich ungeschickt auf und macht Anstalten, das Bett zu verlassen. Fliehen. Geh ins Bad und hoffe, dass er vergisst, was du eben gesagt hast. Seine Hand angelt nach ihrem Handgelenk, erwischt es, hält sie auf. „Alys, warte!“
„Ich muss ins Bad ...“
„Du kannst nicht so etwas sagen und dich dann einfach davon machen!“
Sie blickt ihn jetzt an, obwohl es schwierig ist. Er scheint verwirrt zu sein. Vielleicht ist er auch überfordert mit der Situation. „Was sagen?“ Es ist wohl lächerlich, sich dumm zu stellen, aber es ist das Einzige, was ihr dazu einfällt. „Du hast eben gesagt, dass du mich liebst“.
„Und du hast gesagt: ‚Was?’.“
Er hält immer noch ihr Handgelenk fest,
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