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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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damit sie ihm nicht entkommt, und presst sich mit den Daumen der anderen Hand zwischen die Augenbrauen. Sie kennt die Geste. Es ist anstrengend. Er ist überfordert. „Du machst es mir nicht gerade einfach, wenn du solche Dinge sagst ...“ Solche Dinge. Noch etwas, das man nicht auf die berühmten drei Worte hören will. Selbst, wenn man nie vorhatte sie auszusprechen. Sie schweigt, findet keine Worte, der Kopf leer. Ihre Kehle zieht sich zusammen. Enttäuschung? Sie weiss nur, dass es ein bitteres Gefühl ist und sie nicht länger will, dass er ihre Hand festhält und sie mit hilflosen Augen ansieht. Sie will weg, ins Bad, auf den Balkon, wohin auch immer. Allein sein.
    „Bitte lass mich los“, sagt Alys.
    Er gehorcht tatsächlich. „Aber bleib hier“, hält er fest. Sie verzieht den Mund und zieht die Bettdecke über sich, weil sie sich auf einmal verletzlich fühlt. Sie friert. Er nimmt die Bewegung wahr und sie scheint ihn zu kränken, wenn sie den Ausdruck auf seinem Gesicht richtig deutet. Du hast mich eben auch gekränkt. Und er hat offensichtlich nicht vor, damit aufzuhören: „Was willst du, Alys? Dass ich Irina verlasse?“ Sein Blick ist irgendwo im Raum bei dieser Frage, nur nicht bei ihr. Sie kennt das Gefühl, das ihr jetzt die Kehle eng macht, ihr die Luft nimmt. Sie ist kurz davor, in Tränen auszubrechen. Oh nein. Oh nein, du wirst mich nicht weinen sehen. Also zwingt sie ihrem Gesicht einen beherrschten Ausdruck auf. „Ich habe nicht darüber nachgedacht, was ich will, Eliot. Genauso wenig wie ich vorhatte, zu sagen, was ich eben gesagt habe. Es ist mir rausgerutscht, wenn du so willst.“
    „Aber es ist wahr?“ Jetzt schaut er sie doch wieder an und sein Blick bannt sie. Nein, sie kann nicht lügen . Nicht darüber. Ausserdem würde er es ihr wohl kaum abnehmen. „Ja. Aber ich werde es nicht wiederholen, da du es offenbar nicht hören willst.“
    „Das hab ich nicht gesagt.“ Sie hebt eine Hand um ihn zum Schweigen zu bringen und sein Mund klappt zu. „Du fragst, was ich will? Ich will, dass du weisst, dass ich das noch nie zu jemandem gesagt habe. Nicht zu Janosch, nicht zum meinem Ex. Noch nie.“ Er sieht immer noch hilflos aus. . Sie will nicht länger darüber nachdenken. Wenn du es wenigstens wertschätzen würdest. Ich bin so dämlich. Warum schmeisse ich mein Herz jemandem vor die Füsse, der es gar nicht will? Eliot sucht nach Worten aber Alys will gar nicht hören, was er zu sagen hat. „Und noch etwas hätte ich gewollt“, hält sie fest, „dass du ein bisschen sensibler reagiert hättest. Ich geh duschen.“ Sie steigt aus dem Bett, verschwindet im Bad, drückt die Tür ins Schloss.
     
    *
     
    Ich liebe dich , hat sie gesagt. Sie liebt mich. Der Sinn der drei Worte scheint nicht in seinen Kopf zu wollen, als wäre er schwer von Begriff. Das muss der Schock sein. Das ist es, was er empfindet. Er ist geschockt.
    Er beisst sich auf die Unterlippe, als würde der Schmerz ihm helfen, zu begreifen, zu verstehen. Im Badezimmer rauscht die Dusche. Sie duscht tatsächlich. Und sie ist offensichtlich wütend, so wie sie die Tür ins Schloss geschlagen hat. „Was?“ ist keine sehr charmante Reaktion auf ein Liebesgeständnis. Und das war es ja. Sie hat nicht einfach gesagt, ich mag dich. Oder ich steh auf dich. Oder du bist mir wichtig . Nein, es war das volle Programm. Die berühmten drei Worte. Eliot will den Kopf schütteln. Sie liebt mich. Sie hat gesagt, dass sie das noch nie zu jemandem gesagt hat. Zu keinem Mann. Er weiss, dass sie die Wahrheit gesagt hat. Sie ist zu ehrlich, um ihn deswegen anzulügen. Und sie ist ein ernsthafter Mensch, sie trägt ihr Herz nicht auf der Zunge, also kann er sich durchaus vorstellen, dass sie das noch zu niemandem gesagt hat. Sie ist ausserdem romantisch veranlagt – hinter der beherrschten Fassade. Das sagen die Romane und DVDs auf ihrem Bücherregal, ‚Stolz und Vorurteil’, ‚Jane Eyre’ und all die alten Liebesklassiker. Das bewies auch ihre Verhalten an Silvester, als sie versucht hatte, Frederic wegen Mascha zu trösten. Sie glaubt an die grosse Liebe, warum sollte sie sonst so lange Single geblieben sein? Bestimmt hat es mal irgendjemanden gegeben, der sie super fand. Aber sie wartet offensichtlich auf etwas Grosses, etwas Richtiges. Und jetzt sagt sie zu mir, dass sie mich liebt. Also glaubt sie, dass ich ihr das geben kann? Dass ich das Grosse bin, der Richtige für sie? Ihm wird bewusst, wie daneben seine Reaktion war. Das

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