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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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zündet sich eine Zigarette an, nimmt einen tiefen Zug, ruft dann Irina zurück.
    Danach sitzt er auf dem Bett und starrt auf das Muster eines Bettvorhangs ohne es wirklich wahrzunehmen. Dann öffnet sich die Tür zum Badezimmer – endlich – und Alys kommt zurück ins Zimmer, in einem Bademantel und ein Handtuch ums Haar geschlungen. Ihr Blick flackert zu ihm, dann bleibt sie stehen. „Was ist?“, fragt sie. Er sieht ihrem Gesicht an, dass sie vorhatte ihn anzuschweigen und zu ignorieren, aber sie sieht wohl, dass mehr ist als nur das von vorher, mehr als ihre drei Worte und seine Reaktion darauf.
    „Irina hat angerufen ...“ Er sieht diesen Ausdruck über ihr Gesicht flackern, wie immer wenn Irinas Name fällt. Sie geht zu ihrer Tasche und kramt darin. „Irina kommt morgen nach Hause“, sagt er zu Alys. Oder zu ihrem Rücken. Jetzt ruckt ihr Kopf doch nach oben, dann dreht sie sich zu ihm um. „Morgen schon? Ich dachte, am Freitag?“
    „Morgen“, bestätigt er. Sie setzt sich auf den Boden, schlägt die Beine unter. Sieht irgendwie klein und verloren aus in dem Bademantel. Er schiebt sich das Haar nach hinten, ein wenig fahrig. „Ich habe am Donnerstag ein Abendessen mit den Leute von ‚StarCore’ und sie kommt jetzt doch mit, zuerst wollte sie nicht.“ Sie zieht eine Augenbraue nach oben. „Du gehst zu ‚StarCore’? Ich dachte, du verabscheust solche Label? Kürzlich hast du gesagt, das sei wie seine künstlerische Seele dem Teufel zu verkaufen.“
    „Es ist nur ein Abendessen mit Wolf Kebel und seiner Assistentin, niemand hat gesagt, dass ich unterschreibe!“ Er kann nicht verhindern, dass es gereizt klingt. Sie ignoriert seinen Tonfall und dann ihn, widmet sich wieder ihrer Tasche. „Das heisst, wir müssen morgen früher losfahren als ich erst vorhatte. Sie ist wohl um 12 Uhr zurück.“ Er holt Luft und es klingt, als würde er seufzen. „Das macht alles so real.“
    „Du meinst, was mit uns passiert ist?“ Ihre Stimme klingt neutral.
    „Ja, das auch ... jetzt ist alles wieder da.“ Er macht eine vage Handbewegung, aber die kann sie gar nicht sehen, weil sie immer noch in ihrer Tasche rumort. Das Klopfen an der Tür lässt sie innehalten. „Ich hab Frühstück bestellt.“ Er geht zur Tür und macht sie auf, um einen eifrig aussehenden Hotelpagen hereinzulassen, der einen silbernen Servierboy vor sich herschiebt. Eliot wechselt mit ihm ein paar Sätze auf Französisch. Mittlerweile kommen ihm die Worte schon wieder leichter über die Lippen. Er steckt dem Pagen Trinkgeld zu und schliesst die Tür hinter der weinroten Livree. „Auf dem Balkon ist es ziemlich kalt“, meint er, „also Frühstück im Bett.“
    „Ich habe keinen Hunger“, kommt von der widerspenstigen Frau am Boden. Sie packt, fällt ihm auf. Er greift nach ihrem Ellbogen. „Natürlich hast du Hunger, wir haben seit gestern Mittag nichts gegessen.“ Sie verdreht die Augen. Er weiss, dass er manchmal eine bevormundende Art hat. Komm her, komm mit, komm schon. Seltsamerweise schienen es die meisten Frauen zu mögen, mit denen er zusammen war. Sie eigentlich auch. Er meint es nicht böse, er ist einfach so und kann nicht aus seiner Haut. Ein Macho ist er trotzdem nicht – nein, meistens hatten sie das Wort ‚Gentleman’ für ihn gebraucht. Er hat einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, der sich manchmal ein wenig rau äussert, das sagt zumindest Irina. Eliot versucht es anders: „Kannst du nicht deine Tasche Tasche sein lassen und etwas mit mir essen? Bitte?“ Sie seufzt und lässt sich dann doch auf die Füsse ziehen. Er zieht mit seinem Daumen ihren Wangenknochen nach. Ihr Blick dabei trifft ihn bis ins Mark. „Wir müssen reden“, sagt er leise. „Normalerweise sagen das immer Frauen“, hält sie fest. Er fühlt ein Lächeln über sein Gesicht huschen, wahrscheinlich missglückt es. „Ja, stimmt.“ Er belädt einen Teller mit Rührei, Speck und Toast und sie tut es ihm gleich, wenn auch ziemlich lustlos. Sie giesst Kaffee und ein wenig Milch in beide Tassen und reicht ihm eine davon. Sie hat auch eine fürsorgliche Ader, darin sind sie sich eigentlich ähnlich. Nur drängt sie sich anderen Leuten nicht so sehr auf wie er.
    Er setzt sich aufs Bett und beginnt zu essen. Dabei merkt er, wie hungrig er gewesen war. Trotzdem nimmt er nicht viel wahr vom Geschmack. Sie lässt sich neben ihm nieder und stochert auf ihrem Teller herum. „Das wegen vorher tut mir Leid“, hält er fest und sucht ihren Blick.

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