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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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Überrascht, dass die unkomplizierte, immer nette Alys auch anders kann? „Sorry“, sagt er und streckt ihr die Visitenkarte hin. Sie legt die Karte zurück auf den Schreibtisch. Er setzt sich wieder und mustert Alys. Sie bleibt stehen und nimmt einen Schluck Kaffee.
    „Bist du sauer auf mich?“, fragt er ohne Umschweife. Sie zuckt mit den Schultern. „Vielleicht.“ Es war ihr bis jetzt nicht einmal bewusst gewesen, dass es so ist, aber jetzt wo er da ist, ist sie gereizt. „Ja“, verbessert sie sich dann.
    „Darf ich wissen, warum?“
    Sie verschränkt die Arme vor der Brust. „Dein letztes SMS, zum Beispiel.“
    „Worauf du übrigens nicht zurückgeschrieben hast, was ich auch als unhöflich taxieren könnte, aber deswegen bin ich jetzt nicht wütend auf dich ... Aber klär mich auf, was war falsch an diesem SMS?“ Er klingt jetzt ebenfalls gereizt.
    „’Morgen abend’?“, wirft sie in den Raum. „’Morgen Abend’? Kein ‚Hallo’, kein ‚wie geht’s dir’, nichts. Und das nach unserem Gespräch vorletzte Woche, wo du mir erklärt hast, dass aus uns nichts wird und dass ich mir keine Hoffnungen machen soll und überhaupt. Und dann, als wäre nichts gewesen, kommt ein ‚Morgen Abend?’-SMS. Kannst du dir nicht vorstellen, dass ich mir dann billig vorkomme? Wie dein Betthäschen, dem man schreibt, wenn man gerade zwei Stunden Zeit hat? Aber das bin ich nicht, Jano! Ich bin es nicht.“
    Sie überrascht sich selbst mit diesem Ausbruch, der eigentlich atypisch für sie ist. „Alys“, sagt er langsam, als wäre ihr Name das einzige, was ihm einfällt. Sie hebt eine Hand und er hält inne. Hör mir einfach zu. Hör dir all die Dinge an, die ich einigen anderen Männern vor dir auch hätte sagen sollen.
    „Ist ein wenig Sensibilität wirklich zu viel verlangt? Ich habe es satt. Ich habe das alles schon zu oft gehört. ‘Ich finde dich toll. Du bist eine super Frau. Aber ich will mich gerade nicht binden, ich kann mir gerade keine Beziehung vorstellen, aber das heisst nicht, dass ich nicht möchte. Du bist so liebenswert. Du hast etwas Besseres verdient als mich. Lass uns doch einfach ein wenig Zeit.’ La, la, la. Ich habe genug von diesen Scheiss-Ausreden. Ich will, dass mir einmal jemand ins Gesicht sagt: ‘Ich bin nicht verliebt in dich, ich will dich eigentlich nur ab und zu vögeln. Dafür genügst du gerade, aber ich habe keine Gefühle für dich’“.
    „Alys ...“, setzt er erneut an. „Nein“, sagt sie und wischt sich eine einzelne Träne aus dem Augenwinkel. Scheisse. Weinen ist das letzte, was sie jetzt will. „Sag jetzt nichts ...“ Er stellt seine Tasse auf den Beistelltisch, sie klirrt protestierend. „Das heisst, das war es jetzt?“
    „Was war jetzt?“
    „Das mit uns.“
    Sie hebt eine Augenbraue. „Ich weiss nicht, ob es überhaupt ein ’Uns’ gibt, Jano. Es war doch offensichtlich nur Sex für dich ...“ Er fährt sich mit beiden Händen in die wirren, immer noch feuchten Locken, wie er es immer macht, wenn er überfordert ist. Sie kennt die Geste, sie kennt ihn gut genug dafür. Diese Erkenntnis schmerzt.
    „Du beendest es also hier und jetzt?“
    „Du lässt das klingen, als ob ich Schluss machen würde! Das muss ich gar nicht, weil wir nicht zusammen sind. Und es nie sein werden, das hast du mir letzte Woche selbst gesagt.“
    „Du hast dabei sehr gelassen reagiert ... und du hast nicht gesagt, dass du etwas für mich empfindest“, wehrt er sich.
    „Ich trage mein Herz nicht auf der Zunge, so gut solltest du mich mittlerweile kennen. Ausserdem, du hattest mir eben eine Abfuhr verpasst, da wäre es ziemlich masochistisch gewesen, von irgendwelchen Gefühlen anzufangen, und gebracht hätte es auch nichts ...“
    Er steht auf und macht einen Schritt auf sie zu. Der Blick aus den braungrünen Augen ist eindringlich. „Hast du Gefühle für mich, Alys?“
    „Ich weiss es nicht. Ich dachte, ich hätte sie. Mittlerweile bin ich nicht mehr sicher. Ausserdem kommt es darauf jetzt auch nicht mehr an ...“
    „Das weiss man doch ...“
    „Was auch immer“, stösst sie hervor. „Was auch immer?“ Jetzt klingt seine Stimme bitter.
    „Genau.“
    „Du hast meine Frage von vorhin nicht beantwortet“, sagt er. „War es das jetzt?“
    Sie zuckt mit den Schultern. „Ich weiss es nicht. Ich weiss im Moment überhaupt nichts mehr. Ich werde mich vielleicht melden, wenn ich herausgefunden habe, ob ich so weitermachen kann oder will. Und es tut mir Leid, aber ich

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