Sehnsüchtig (German Edition)
auf dem Couchtisch. „Einer dieser Tage?“, fragt er, legt seine Hand an ihre Wange. Seine Hand ist gross, warm und irgendwie beschützend. Sie lehnt sich etwas in die Berührung hinein. „Einer dieser Tage“, sagt sie.
Er verzieht mitfühlend das Gesicht. Dann holt er endlich die Hand hinter dem Rücken hervor und legt ihr etwas in den Schoss. Wieder knistert das Papier. „Blumen?“
Es sind Pfingstrosen, blassrosa und dunkelpink, umgeben von zartem Bindegrün. Ein lieblicher Duft steigt ihr in die Nase. „Sie sind wunderschön.“ Der Rest der Schmerzen macht einem warmen Gefühl im Bauch Platz. Sie legt die Blumen auf den Couchtisch und krabbelt auf seinen Schoss, ungeschickt, weil ihre Beine sich in der Wolldecke verheddern. Er lacht und zieht sie an sich. „Danke für die Blumen!“ Sie beugt sich vor und küsst ihn, legt gleichzeitig beide Arme um seinen Hals. Er streichelt mit einer Hand ihren Rücken, die andere schiebt sich in ihr Haar. „Ich hab dich vermisst“, murmelt sie an seinen Lippen und küsst ihn heftiger. Er reagiert darauf, macht mit. Sie küsst seinen Hals, atmet den Duft seiner Haut ein und er keucht. Der Hals war schon immer seine Schwachstelle gewesen. „Schade eigentlich, dass mir heute alles weh tut“, flüstert sie ihm sein Ohr und beisst ihn sachte ins Ohrläppchen. Sein Atem beschleunigt sich. Seine Hände haben die Kurve ihres Hinterns gefunden und sie spürt, dass er das auch findet , das mit dem Schade-Sein . .. „Aber ich glaube, ich könnte das alles vergessen ...“, murmelt sie und küsst wieder seinen Hals, schmiegt sich enger an ihn. „Ja, das könntest du vielleicht ...“ Seine Stimme ist dunkler als sonst und löst immer noch etwas in ihr aus nach all den Jahren. Er küsst sie wieder, mogelt seine Zunge irgendwie an ihren Lippen vorbei, sie riecht wieder Schokolade und ganz viel Eliot, ihr Eliot. Sie hatte mit ihm reden wollen, aber den Körper sprechen zu lassen ist einfacher und viel befriedigender. Sie beginnt die Knöpfe seines Hemds aufzuknöpfen, einen nach dem anderen. Seine Hand hat sich inzwischen unter den Saum ihres Pullovers verirrt.
Dann bekommt Paolo Nutini Konkurrenz von den Foo Fighters, ‚Growing up beside you' mischt sich mit ‚Gimme Stitches'. „Oh nein“, sagt sie, „Shit“, sagt er. Sie richtet sich auf, beugt sich vor und küsst seinen Hals. „Nicht abheben“, murmelt sie gegen seine Haut. „Nicht abheben“ Er streichelt mit einer Hand ihren Rücken, mit der anderen fischt er irgendwie das Handy aus seiner Jeanstasche. „Es ist Marlen“, sagt er leise. „Ich bin spät dran ...“
Sie richtet sich ganz auf. „Du gehst weg?“, fragt sie und nimmt ihm das Handy aus der Hand. Dann drückt sie Marlen kurzentschlossen weg. Er angelt mit seiner Hand nach ihrer, aber sie weicht ihm aus. „Irina“, sagt er leise. „Eliot“, gibt sie zurück und sie sieht seinem Gesicht an, dass er weiss, dass es nicht gut ist, wenn sie seinen ganzen Vornamen benutzt, wenn er nicht mehr „Eli“ oder „Darling“ ist ...
„Es tut mir leid, ich muss ins Studio ...“
Sie rutscht von seinem Schoss und greift nach dem Weinglas, leert es in einem Zug. Dann packt sie den Blumenstrauss, steigt vom Sofa und verschwindet in der Küche. Sie hört ihn im Wohnzimmer mit Marlen telefonieren, „ich fahre gleich los, ich bin bald da ...“
Sie kramt im Küchenschrank lautstark nach einer Vase und plötzlich füllen Tränen ihre Augen . Sei nicht albern, Irina, da stehst du jetzt in der Küche, gehst auf die 30 zu und heulst. Aber es ist die Kombination aus allem, zu wenig Schlaf, Rückenschmerzen, Lillis Zahnen, der Streit, die Blumen, die Lust von vorhin, die jetzt abrupt erkaltet, die überreizten Nerven ...
Sie füllt die Vase mit Wasser und stellt die Blumen hinein, stellt sie auf den Küchentisch, zerknüllt das Papier und stopft es in den Abfall, dann schliesst sie die Tür des Küchenschranks mit mehr Energie als nötig. Der Laut lockt ihn in die Küche, er bleibt unter dem Türrahmen stehen, sie fühlt seinen Blick in ihrem Rücken, wischt sich mit dem Ärmel über das feuchte Gesicht, lass ihn nicht sehen, dass du weinst ...
„Weinst du?“
Zu spät. Mit wenigen Schritten ist er bei ihr und legt den Arm um ihre Taille. „Irina“, er probiert es wieder mit ihrem Namen, es klingt etwas hilflos. „Irina, es tut mir wirklich leid, aber das ist doch nichts Neues, dass ich noch weg muss ...“
Ein Schluchzer kommt über ihre Lippen, dann ein
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