Sehnsüchtig (German Edition)
nickt. „Fuck“, macht Marlen.
„Ja“, sagt Alys gedehnt. „Ist Eliot schon gegangen ?“ Ohne sich zu verabschieden? Etwas schnürt ihr die Kehle zu. Das hätte sie nicht von ihm erwartet. Andererseits schafft das ja sogar meine beste Freundin . Einen Augenblick lang hat sie furchtbare Angst, er könnte sich in den Porsche gesetzt zu haben. Aber so dumm ist er nicht, oder? Sowieso sind sie doch mit dem Bandbus gekommen und der Tontechniker hat den Bus vorher zurück in den Proberaum gefahren, mit all dem Equipment.
„Nee, der muss noch irgendwo sein. Er hat vorher was von der Bar gemurmelt und ist davon gewankt. Ich wollte eben nach ihm sehen.“
„Lass nur, ich geh’ ihn suchen.“
„Das wär super. Ich bin nämlich ziemlich am Arsch.“ Marlen gähnt herzhaft. „Hab’ ein Auge auf ihn, ja? Ich glaube, er weiss nicht mehr so genau, wo er ist und was er macht.“
„Ich versuch mal, ihn in ein Taxi zu verfrachten.“
„Grossartig. Viel Erfolg. Arme Irina, das ist wie in einem schlechten Witz wo der Mann stockbesoffen nach Hause kommt ...“ Alys grinst schwach. „Hey, war nett dich kennen zu lernen“, sagt Marlen. „Auf ein andermal.“ Sie küsst Alys links und rechts auf die Wange. „Danke, das fand ich auch.“ Sie lächelt Marlen an. Eine tolle Frau. Sie fragt sich, warum sie heute während dem Konzert so seltsam drauf war. Fast eifersüchtig.
Es ist nicht schwierig, Eliot zu finden. Das Lokal ist schon ziemlich leer. Und es gibt nur einen Ort, wo er sein kann. Nämlich an der Bar. Er sitzt auf einem Barhocker und hat ein Glas in der Hand. Der Whiskey darin schimmert wie Gold. Für ihn schmeckt er wohl auch wie Gold. Alys hat kein Auge für die schimmernde Schönheit übrig. Sie sieht nur die Frau, die an der Bar lehnt und emsig auf Eliot einredet, ihr Gesicht nur Zentimeter von seinem entfernt. Sie kann nicht hören, was sie sagt. Eliot scheint sowieso nicht mehr besonders viel davon mitzubekommen. Sein Blick schweift ins Leere. Oder vielleicht auch in den Ausschnitt der Frau. Alys bleibt stehen. Nicht auch noch du. Bitte nicht. Es fällt ihr plötzlich schwer, zu atmen. Die Frau ist blond und viel zu schön. Tussischön, würde es Mascha nennen. Das Kleid ist verboten knapp und rückt jede ihrer Kurven türkis in Szene. Kurven nahe der Perfektion. Und gemeinerweise ist auch ihr Gesicht ohne Makel .
Die Frau lacht Eliot an und er verzieht etwas verspätet die Mundwinkel. Etwas lange Leitung, ja? Plötzlich klingt Alys innere Stimme böse. Böse auf ihn. Zum ersten Mal. Das kannst du nicht machen. Die Hand der Frau legt sich auf Eliots Unterarm. Sie rückt noch etwas näher, schmiegt ihren Busen an seinen Oberarm. Irinas Gesicht sucht sie heim. Das hat sie nicht verdient. Ich dachte, du bist besser als das. Eliot nimmt noch einen Schluck Whiskey. Stellt das Glas auf die Theke. Im gleichen Moment beugt sich die Frau in seine Richtung. Alys kann sehen, was sie vorhat. Sie erstarrt. Gleich ist ihr Mund auf seinem ...
Und dann dreht er den Kopf weg. Die Blondine hält mitten in der Bewegung inne. Er richtet sich auf dem Barhocker auf. Lehnt sich etwas zurück, weg von ihr. Alys holt Luft. Die Frau sieht irritiert aus. Er lächelt sie an, fast etwas herablassend und hebt seine Hand. Der Verlobungsring glitzert. „Du bist ein verdammt schönes Ding, Jennifer“, hört sie ihn sagen, die Worte kommen etwas schwerfällig über seine Lippen. Aber sie kommen und sie klingen überzeugt. „Aber ich dachte, es war überall zu lesen, dass ich vergeben bin. Und so ist es auch.“
Jennifer scheint einen Moment mit Stummheit geschlagen. Und diesen Moment nutzt Alys. „Hey, da bist du ja ...“, sagt sie und ist mit wenigen Schritten bei ihnen. „Ich hab dich gesucht.“ Er hat Mühe, ihr Gesicht zu fokussieren. „Hey“, macht er und lächelt, als begrüsse er die Störung. Alys wird es warm ums Herz. „Zuckerpuppe“, fügt er hinzu. Er braucht zwei Anläufe, um das Wort flüssig über seine Lippen zu bringen. Sie hätte gedacht, der etwas herablassende Kosename sei Marlen vorbehalten, aber das hat er offensichtlich vergessen. Wenigstens hat er nicht vergessen, dass er verlobt ist. Ich wusste, dass er treu ist. Das werde ich Mascha so etwas von auf die Nase binden.
Er legt einen Arm um Alys’ Hüfte. „Das ist Jennifer Bürli von ‚StarCore Records’. Sie hat mir eben ein Angebot gemacht, sie möchte mit mir zusammenarbeiten ...“ Er grinst und Jennifer scheint es einen Moment lang schwer
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