Sei gut zu dir, wir brauchen dich
Konkurrenzgerangel, das reduzierte Privatleben?
|132| Und warum braucht der andere nichts als seine Freiheit? Was bringt ihn dazu, allein und ungebunden in den Tag hinein leben
zu wollen, ohne feste Beziehung, ohne materielle Sicherheit – nur für sich selbst verantwortlich?
Warum ist für eine dritte Person die Familie das Heiligste? Was treibt sie dazu, Tag für Tag aufs Neue pflichtbewusst ihre
Lieben umsorgen zu wollen, sich keine Pause zu gönnen, immer für die anderen zur Stelle zu sein und die eigenen Bedürfnisse
völlig zurückzustellen?
Fragen wie diese beschäftigen die Gemüter schon lange und stehen im Mittelpunkt von zahlreichen Untersuchungen. Dabei fand
der amerikanische Psychologieprofessor und Motivationsforscher Dr. Steven Reiss von der Ohio State University in Studien mit
über 6000 Frauen und Männern aus den verschiedensten Kulturen heraus, dass all unser Tun auf 16 grundlegende Lebensmotive
zurückgeführt werden kann. Die Ergebnisse zeigten, dass sich aus der Ausprägung dieser Motive bei jedem Menschen ein individuelles
Motivationsprofil ergibt.
Das heißt: Jeder von uns handelt aus einem anderen Antrieb heraus. Und doch gibt bei jedem Parallelen. Was uns jedoch alle
deutlich voneinander unterscheidet, ist die Verquickung und Gewichtung der Beweggründe. Denn was für den einen der entscheidende
Lebensmotor ist, interessiert den anderen wenig oder gar nicht. Und was für den anderen eine positive Triebfeder ist, weil
es ihm zum Beispiel Zufriedenheit und Erfolg beschert, kann für den anderen negativ sein, weil es ihn unglücklich und erfolglos
macht. Das Problem daran ist: Wir wissen oft gar nicht, ob das, was uns antreibt, gut oder schlecht für uns ist. Denn wir
haben uns daran gewöhnt, damit zu leben und unseren Alltag zu bestreiten – ohne zu wissen, ob es uns nutzt oder schadet.
133
133
133
133
false
|133| Der Blick ins Innere Ihres Lebensmotors
Deshalb gilt: Gönnen Sie sich ein paar Minuten der Selbstbetrachtung. Öffnen Sie die innere Motorhaube, und betrachten Sie
Ihr Motivationstriebwerk mal genauer. Stellen Sie fest, dass alles in einem Topzustand ist, besteht kein akuter Handlungsbedarf.
Doch merken Sie, dass Ihnen manchmal die Kraft fehlt, die Energie oder die Motivation, es häufen sich Misserfolge, Unzufriedenheit
und Konflikte, so kann das ein Indiz dafür sein, dass Sie von etwas gesteuert werden, das schädlich für Sie ist.
In diesem Falle sollten Sie Ihr Triebwerk neu einstellen und bessere Antriebskräfte für sich finden. Denn wenn Sie aus sich
heraus keinen Wendepunkt markieren, riskieren Sie, dass eines Tages der innere Motor ins Stottern gerät und seinen Dienst
aufgibt. Das ist dann der Moment, in dem wir meist durch irgendein ungutes Ereignis wie eine Serie von Misserfolgen, Scheidung
oder Krankheit plötzlich die Sinnlosigkeit des eigenen Tuns erkennen. Auf einmal stellt man fest, all die Jahre von etwas
getrieben worden zu sein, das zu einem sinn-entleerten Leben geführt hat. Einsehen zu müssen, dass man fehlgesteuert war,
ist eine ernüchternde und sehr schmerzliche Erfahrung. Und meist ist damit das Gefühl verbunden, sich selbst um etwas betrogen
zu haben. Denn es ist Zeit vergangen, während der wir – im Glauben, das Richtige zu tun – ins Leere gelaufen sind. Auf einmal
verliert alles, wofür man bisher gelebt und gearbeitet hat, an Bedeutung.
Kann man so etwas verhindern? Ich muss gestehen: Ein Patentrezept gibt es nicht. Aber wenn Sie Ihren Antrieb im Abstand von
ein bis zwei Jahren immer wieder gründlich überprüfen, bekommen Sie möglicherweise falsche Entwicklungen rechtzeitig mit.
Denn Antriebsmotive bleiben nicht ein Leben lang gleich, sie können sich ändern.
134
134
134
134
false
|134| Dr. Jekyll und Mr. Hyde
Möchten Sie prüfen, ob Ihr derzeitiges Lebensmotiv auch richtig für Sie ist? Dann denken Sie an die Geschichte Dr. Jekyll und Mr. Hyde von Robert Louis Stevenson. So wissen Sie sofort, ob Ihre Antriebsmotive Ihnen helfen, sinnvoll und erfolgsfördernd mit sich
selbst umzugehen. Oder ob es gescheiter wäre, sie zu neutralisieren, weil sie auf Dauer zerstörerisch wirken und Sie in die
Sinnkrise steuern können.
Dies vorweg: Die Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde ist ein Paradebeispiel dafür, wie Menschen zugleich von guten und
schlechten Antrieben gesteuert werden können.
Eigentlich ist Dr. Jekyll ein angesehener Bürger, kultiviert, hilfsbereit und
Weitere Kostenlose Bücher