Sei gut zu dir, wir brauchen dich
sein wollen.
Dazu sind zwei Schritte notwendig. Erstens: Widmen Sie sich aktiv Ihrer Persönlichkeit, und beziehen Sie andere dabei mit
ein. Eine einfache Möglichkeit ist es in diesem Zusammenhang, von den Qualitäten anderer zu lernen. Selbst Leute, die Sie
vielleicht nicht sehr sympathisch finden, verfügen zumeist über irgendeine Seite, an der Sie sich ein Beispiel nehmen können.
Vielleicht spricht einer Ihrer Bekannten besonders offen über seine Gefühle, ein anderer |214| arbeitet diszipliniert an sich selbst und trainiert seine Fähigkeiten. Ein dritter schreibt vielleicht besonders originelle
und herzliche kleine Mitteilungen, während ein vierter besonders großzügig und altruistisch ist. Nehmen Sie solche Qualitäten
an anderen deutlicher wahr. Allerdings soll es hier nicht darum gehen, jemanden nachzuahmen oder eine Eigenschaft anzunehmen,
die Ihnen eigentlich fremd ist, sondern darum, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln und Ihr Profil zu betonen.
Der zweite Schritt ist: Machen Sie nicht alles, was man von Ihnen fordert. Passen Sie sich nicht mehr an, nicht der Anerkennung
und auch nicht des lieben Friedens wegen, sondern tun Sie nur noch, wozu Sie »wahrhaftig« in der Lage sind. Machen Sie einen
Vorstoß, sich nur für das eine oder nur das andere zu entscheiden, auch wenn es dann Menschen geben mag, die darüber enttäuscht
oder wütend sind. Denn es dürfte für Sie befriedigender sein, Ihr Sein und Handeln zusammenzubringen und keine Diskrepanzen
mehr zwischen dem, was Sie in sich spüren und dem, was Sie tun, zu dulden. Endlich können Sie wieder sein, wie Sie wirklich
sind, statt sich in diese oder jene Richtung biegen zu lassen. So kommt nicht nur wieder Ihr persönliches Profil zum Vorschein,
sondern Sie werden Ihr Leben auf diese Weise auch mehr genießen.
Das folgende Beispiel zeigt Ihnen, wie sich ein solcher Entschluss zum authentischen Leben äußern kann. Als ich einmal händeringend
nach einer Assistenz für eine Veranstaltung suchte, sprach ich einen technisch begabten Bekannten an. Einige Tage nach unserem
Gespräch sagte er mir zu meiner Überraschung mit folgender Begründung ab:
»Ich habe mich die letzten Jahre darum bemüht, wahrhaftig zu leben und Dinge zu tun, hinter denen ich stehe und für die ich
stehen kann. Das ist in der angedachten Zusammenarbeit nicht möglich. Ich bin nur gut, wenn ich bei einem Job genau das tun
kann, was mir am ehesten liegt. Und vor einer größeren Gruppe von Menschen zu arbeiten – jeden meiner Schritte von ihnen beobachtet
zu wissen – |215| das liegt mir überhaupt nicht. Ich bin eher jemand, der aus dem Hintergrund agiert. Deshalb denke ich, dass es besser ist,
wenn wir diese Zusammenarbeit nicht realisieren.«
Wie hätte ich ihm böse sein können? Ich konnte ihm nur beipflichten, seine konsequente Haltung war bewundernswert. Lassen
auch Sie sich von diesem Beispiel ermutigen und ermuntern, dem den Vorrang zu geben, was Ihnen entspricht. Tun Sie alles dafür,
mehr Sie selbst sein zu können, und lassen Sie sich nicht umstimmen! So können Sie Ihr Leben mehr genießen.
Leben Sie nicht mit ständigem Beziehungsstress
Kennen Sie diese Paare, die sich ewig streiten, aber unzertrennlich sind? Man denkt dann als Außenstehender oft: »Ob das auf
Dauer gut geht?« Dabei halten Beziehungen, in denen die Fetzen fliegen manchmal sogar länger als jene, bei denen immer eitel
Sonnenschein herrscht.
Ich denke, wir sind uns darin einig, dass Konflikte in einer Beziehung notwendig sind. Zwei Menschen, die Tag für Tag das
Leben miteinander teilen, liegen sich hin und wieder in den Haaren. Denn der gewöhnliche Alltag und die unterschiedlichen
Bedürfnisse erzeugen Reibung. Doch sollten wir uns auch darüber im Klaren sein: Jeder Streit kostet Kraft – Kraft, die irgendwann
nur noch ins Leere läuft. Denn nach der x-ten Auseinandersetzung wird nichts mehr bewirkt, was zur Besserung des Beziehungsalltags
beiträgt. Früher oder später ist der Punkt erreicht, an dem die ewigen Debatten und polemischen Äußerungen keinen echten Gegenstand
mehr haben, sondern nur noch Selbstzweck sind. Und wer erst so weit ist, dass er gar nicht mehr gerne nach Hause geht, weil
er fürchtet, dass es wieder wegen Nichtigkeiten Krach gibt, der lebt in keiner gesunden Verbindung.
An diesem Punkt ist Ihre Verantwortung für sich selbst gefragt. Denn ungesunde Verbindungen verringern das persönliche
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