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Sei lieb und büße - Thriller

Sei lieb und büße - Thriller

Titel: Sei lieb und büße - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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knicken. Sobald sie dort den Film sehen, bin ich raus. Und sie sehen ihn bestimmt. Die googeln alle Bewerber (hab ich gehört).
 
    4.   6.
    Ich habe Dickie angerufen.
    Ich kann nicht mehr.
    Gibt es keinen Menschen, der mich versteht und mit mir fühlt?
    Dickie wollte nichts hören und sagt, Tabea würde so was nicht tun.
    Ich soll ihn mit meinen Problemen nicht mehr belästigen.
    Dafür hätte ich jetzt Rik.
    Habe Rik angerufen und auf Band gesprochen und erklärt, wie schlecht es mir geht und dass ich das Abi verhauen habe und mein Leben und dass ich ein Opfer bin und nicht mehr kann und nicht mehr will und ihn brauche und auf ihn warte und einfach nicht mehr weiterweiß.
 
    Etwas später
    Papa hat angerufen.
    Er hat das Video gesehen. Er sagt, mein Leben sei versaut.
    Er sagt, ich werde nie einen ernsthaften Beruf ausüben können.
    Er sagt, das Video werde mich immer verfolgen, es sei wie ein Stempel, der mich als minderwertig markiere. Als Ramschartikel. Billigware. Dass es auf ihn und Mama abfärbe. Dass unsere ganze Familie an Wert und Ansehen verloren habe. Dass er nicht weiß, wie er in einer Woche vor seine Kollegen treten soll.
    Wie kann er nur so reagieren? Ich weiß, dass ihn das total geschockt haben muss, er weiß ja nicht einmal, dass Rik mein Freund ist. Aber er tut so, als hätte ich das Video selbst hochgeladen. Er hat nicht einmal gefragt, wie es überhaupt auf Youtube gekommen ist.
    Und Mama hat im Hintergrund geweint.
    Ich habe Céline angerufen. Ich brauche Nachschub.
    Sie kommt morgen. Aber sie will mir nichts mehr geben.
    Ich habe nachgesehen. Ich habe noch genug für ein letztes Mal.
 
    5.   6.   2011, Viertel vor vier
    Ich werde mit verzerrtem Gesicht sterben.
    Hässlich und entstellt.
    So soll er mich nicht finden.
    Er soll mich schön in Erinnerung behalten.
    Meine Glieder sind so schwer. Ist es so weit?
    Ich kann den Stift kaum halten.
    Ich habe Angst. Mit jeder Minute mehr Angst.
    Warum kommt er nicht?
    Wenn er mich liebt, spürt er, dass ich ihn brauche.
    Ein Happy End. In letzter Minute.
    Man würde mir den Magen auspumpen. Rik würde an meinem Bett sitzen.
    Meine Hand halten.
    Auf mich aufpassen.
    Aber das wird nicht passieren.
    Das Spiel ist aus.
    Die Katze hat gewonnen.
    Die Maus ist tot.
    59
    Sina klappt das Tagebuch zu. Stumm. Sie hat keine Worte für das, was sie eben gelesen hat. Als hätten die letzten Seiten alle Worte aus ihr herausgezogen.
    Wie furchtbar allein Mia gewesen sein muss. Allein und verzweifelt. Wenn nur Rik gekommen wäre. Oder Dickie. Oder wenn wenigstens Céline sie früher gefunden hätte. Deshalb also hat sie das Tagebuch verschwinden lassen. Weil sie Mia die Tabletten beschafft hat. Nur, wie ist sie in das Haus reingekommen?
    Mechanisch streicht Sina über den verschlissenen Einband. Pink. Eine fröhliche Farbe. Für glückliche Menschen. Vielleicht hat Mia die Tür für Rik offen gelassen. Einen Spalt bloß, damit er sie retten kann.
    Er muss sich schrecklich gefühlt haben, als er von ihrem Tod erfahren hat. Sonst hätte er nicht versucht, Cruella zu finden und Mia zu rächen. Wenigstens das spricht für ihn.
    Und Dickie. Und Céline. Und Mias Vater. Sie alle müssen seither mit dieser Schuld leben. Mit dem Wissen, dass sie Mia hätten retten können.
    Und warum?
    Weil Tabea ihren Bruder rächen wollte?
    Die hatte sicher keine Sekunde ein schlechtes Gewissen. Im Gegenteil. Für sie muss es ein Sieg gewesen sein. Ein kaltblütiger Sieg. Riks Unfall. Kaltblütig. Sein Tod. Kaltblütig. Und weil Sina ihr auf die Spur hätte kommen können, ist sie jetzt selbst dran. Das Rezept für ihren Selbstmord hat sie gerade gelesen.
    Oh nein!
    Niemals. Niemals wird sie Tabea diesen Gefallen tun. Wenn Tabea sie loswerden will, muss sie sich die Hände schon selbst schmutzig machen.
    »Mir haben auch die Worte gefehlt.« Max schwingt den Drehstuhl in ihre Richtung und schenkt ihr ein einfühlsames Lächeln.
    »Kanntest du die Geschichte nicht?«
    »Nur das, was jeder wusste. Mia hat sich umgebracht, nachdem Nacktfotos von ihr aufgetaucht sind und sie deswegen ihr Abi versaut hat. Aber das ist es nicht, was einen mitnimmt. Das«, er zeigt auf das pinkfarbene Büchlein, »macht dich fertig, weil Mia in jeder Zeile um Hilfe fleht. Ich habe das Tagebuch gefunden, als Rik im Krankenhaus war. Ich wollte wissen, wer du bist. Das und Riks Notiz … Verstehst du jetzt, warum ich euch gefilmt habe? Nach dem, was da drin steht, ist dieser Cruella alles zuzutrauen.«
    Sina

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