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Sei lieb und büße - Thriller

Sei lieb und büße - Thriller

Titel: Sei lieb und büße - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
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der Tür auf ihn gewartet hat. Zuverlässig wie eine Atomuhr, obwohl er die Uhrzeit gar nicht lesen konnte.
    Hinter Ben steht ein gerahmtes Familienfoto auf dem Fensterbrett. Tabeas Haare sind länger, Adrian hat eine Zahnlücke und neben Tabea steht ein weiterer Junge, etwa einen halben Kopf größer, mit dunklen Locken und den gleichen vollen Lippen wie Tabea. Kurz darauf hört Sina Tabea die Kellertreppe heraufstapfen.
    »Hier. Ich hab ja gesagt, für jeden Fleck ein Fläschchen.« Sie stellt einen kleinen Plastikkorb mit einer Vielzahl an Miniaturflaschen auf den Tisch.
    Sina deutet auf das Foto. »Hast du noch einen Bruder?«
    Tabea schaut kurz auf, dann wendet sie sich wieder dem Plastikkorb zu. »Clemens studiert schon. Der wohnt nicht mehr hier.« Sie schiebt die Fläschchen zu Sina. »Schau am besten selbst, was du brauchst.«
    Nacheinander nimmt Sina sie heraus. »Das ist es!« Triumphierend hält sie eines in die Höhe. »Öl- und Schmierflecken.«
    Sie überfliegt die Gebrauchsanweisung. »Einen Teelöffel auf den Fleck geben, etwas Wasser darüber, einwirken lassen. Klingt einfach.«
    Tabea nickt zufrieden, als es läutet. »Komme gleich wieder.«
    Sina blickt zu Ben. Er sitzt schweigend auf der Eckbank und spielt geistesabwesend mit dem Jackenärmel. Ob er sich jetzt wünscht, ihr Vater wäre bereits zu Hause? Oder hofft er auf das Wunder, das die unvermeidbare Katastrophe abwenden könnte? Sie stupst ihn an. »Es wird alles gut.«
    Als sie einen Teelöffel von dem Pulver auf dem Fleck verteilt, betritt Laureen hinter Tabea die Küche.
    »Hallo, Sina.« Laureen nickt ihr und Ben gnädig zu. »Wer hat dich denn so zugerichtet?«
    »Sie hat einen Ball ins Gesicht bekommen«, antwortet Ben.
    »Autsch. Lass mich raten: Célines Antwort auf deinen Flirt mit Frederik?« Laureens Blick fällt auf Sinas Jacke.
    »Ist das eine Move? Das ist doch Bessys Modell.« Sie beugt sich über den Tisch und fährt mit dem Finger über die Schmierestreifen, die durch das Pulver noch gut zu sehen sind. »Oh, oh.«
    »Ich weiß. Böser Fleck«, sagt Sina und dreht den Hahn auf. »Wie viel Wasser?«
    »Viertel Glas, vielleicht etwas weniger«, antwortet Tabea.
    »Willst du das etwa auf die Jacke gießen?«, fragt Laureen entsetzt.
    »So steht es in der Gebrauchsanweisung.«
    »Ja, für normale Textilien! Ihr könnt damit doch nicht auf dem Wildleder rumpanschen! Danach kannst du die Jacke wegschmeißen.« Laureen nimmt das Leder zwischen ihre Finger und streicht fachmännisch darüber. »Du hast nur eine Chance: Bring die Jacke in die Reinigung.«
    »Aber heute ist Feiertag!« Sinas Panik kehrt zurück.
    Behutsam nimmt Laureen die Jacke vom Tisch, trägt sie zur Spüle und klopft das Pulver sorgfältig vom Leder. »Pass auf, ich nehme die Jacke nachher mit. Meine Mutter bringt morgen sowieso meinen Rock zur Reinigung. Gegenüber von der Eisdiele. Die können zaubern.«
    »Das würdest du machen?«, ruft Sina aus und unterdrückt den Impuls, Laureen um den Hals zu fallen.
    »Als überzeugte Fashionista und Bessys Freundin kann ich kaum zulassen, dass ihr eine echte Move vergewaltigt.«
    Sina grinst erleichtert. Was für ein Glück, dass Laureen aufgetaucht ist. Tabea hat recht: Laureen ist wirklich nicht so arrogant, wie sie in der Schule immer auftritt. Eigentlich ist sie ganz nett. Und hilfsbereit. Offenbar steckt unter der Barbieverpackung ein guter Kern.
    Sina schenkt Laureen ein strahlendes Lächeln. »Danke. Vielen Dank. Du bist echt ein Engel.«
    16
    Als Sina und Ben die letzten Stufen der hellen Marmortreppe hochsteigen, steckt ihre Mutter bereits den Kopf zur Wohnungstür heraus.
    »Wo bleibt ihr denn? Das Essen ist längst fertig.« Ungeduld lässt ihre Stimme vibrieren. Schlechte Ausgangslage. Wenn sie jetzt die fehlende Jacke bemerkt, ist ein Ausraster vorprogrammiert. Sina lächelt ihre Mutter entschuldigend an. Ächzt. Die Platzwunde am Mund meldet sich mit einem stechenden Schmerz zurück.
    »Um Gottes willen, wie siehst du denn aus?« Mit zwei Schritten ist ihre Mutter bei Sina und nimmt ihr Gesicht zwischen die Hände. »Bist du geschlagen worden?«
    Sina schüttelt den Kopf. Plötzlich schießen ihr Tränen in die Augen und ihre Mutter schließt sie in die Arme.
    »Was ist denn passiert, Schätzchen?«
    »Sina hat einen Ball ins Gesicht bekommen und musste trotzdem nach dem Training Strafrunden laufen, weil sie zu spät gekommen ist.« Bens Worte überschlagen sich fast. »Und dabei hat ihr der Kopf wehgetan

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