Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sei lieb und büße - Thriller

Sei lieb und büße - Thriller

Titel: Sei lieb und büße - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loewe
Vom Netzwerk:
den Krieg?«
    »Nein! Ich bin dagegen. Ich sage nur, Krieg herrscht jeden Tag und überall. Man muss nur die Augen aufmachen, dann findet man die Menschen, die von den anderen niedergewalzt werden. Das ist auch Krieg. Aber das interessiert kein Schwein, weil keine Bomben geworfen werden.«
    »Geht es dir gut?« Frau Berg kommt die letzten Schritte zu ihrem Tisch. »Hast du ein Problem, über das du reden möchtest?«
    »Nein.« Sina schlägt ihr Heft zu, vermeidet jeden Blickkontakt mit der Lehrerin. »Danke.«
    Besorgt bleibt Frau Berg an ihrem Tisch stehen. Ihr Blick brennt sich wie ein Laserstrahl in Sinas gesenkten Kopf. Dann seufzt sie. »Du weißt, du kannst jederzeit zu mir kommen.«
    Anstelle einer Antwort senkt Sina den Kopf noch tiefer. Sie hört, wie sich die Schritte der Lehrerin entfernen, dann vernimmt sie ihre ruhige Stimme, die den Faden wieder aufgreift, als hätte Sina sie nie unterbrochen.
    »Sina! Warte!« Eine gedämpfte Stimme, eine Hand, die sie an der Schulter festhält. Sina dreht sich um. Laureen steht vor ihr. Sogleich nimmt Sina die Stöpsel aus den Ohren.
    »Hallo.«
    »Mensch, Sina! Hast du gesehen, was für Fotos von dir kursieren? Die ganze Schule lacht über dich!«
    Sina krümmt sich, als hätte Laureen ihr einen Faustschlag versetzt. Sie schüttelt den Kopf. Unfähig zu sprechen.
    »Auf der Seite von dieser BabyG. Du musst unbedingt was dagegen tun. Die macht dich total lächerlich.«
    »Ich habe keinen Zugang zu ihrer Pinnwand.«
    »Doch. Vorhin warst du in ihrer Liste mit den neuen Freunden. Das waren fast vierzig, die sind sicher alle über Riks Seite gekommen.«
    »Zu spät! Die ganze Schule lacht doch schon. Was kann ich denn jetzt noch tun?«
    Laureen packt sie am Arm und zerrt sie vor die Spiegelwand neben dem Sekretariat. »Schau dich an.«
    Sina blickt zu Boden.
    »Schau dich an!« Unerbittlich zwingt Laureens Hand ihr Kinn nach oben. Sina blinzelt ihr Spiegelbild an.
    »Das bist du. Kopf hoch. Stolz. Alles klar? Wenn diese BabyG dich fertigmachen will, dann schieß zurück, aber lass dir nichts gefallen, sonst hast du verloren. Dann hast du immer und überall verloren, weil jeder weiß, dass du ein Opfer bist.«
    »Wie denn?«
    »Wehr dich! Lass dir irgendwas einfallen. Aber lass dich nicht so gehen. Wenn du dich nicht zusammenreißen kannst, dann lass dich krankschreiben, bis du wieder erhobenen Hauptes hier reingehen kannst.«
    Sina hebt ihren Kopf ein wenig höher. Noch höher. Schließlich steht sie gerade. Sieht sich an. Kämpfen?
    Jäh dreht sie sich vom Spiegel weg und legt ihre Hand an die Türklinke des Sekretariats.
    »Was hast du vor?«, fragt Laureen.
    »Ich lass mich befreien.«
    Das Wohnzimmer ist abgedunkelt. Schlechtes Zeichen. Jetzt steckt ihre Mutter auch noch vollends in einer depressiven Phase. Sina hört ihr leises Schnarchen und schließt beruhigt die Tür. Sie geht in ihr Zimmer, schnappt sich den Laptop und lässt sich auf das Bett fallen. Soll sie wirklich nachsehen, welche Gemeinheiten über sie im Internet zu finden sind? Will sie es tatsächlich wissen? Soll sie es tun, nur um ihren Stolz zu behalten? Und wenn sie damit nicht umgehen kann? Was ist schlimmer? Wissen? Oder Nichtwissen? Nichtwissen. Dann werden die Bilder in ihrer Fantasie immer schlimmer und größer und irgendwann traut sie sich nicht mehr aus dem Haus und verfällt auch in eine Depression.
    Entschlossen klappt sie den Laptop auf und geht auf Facebook. Als Erstes besucht sie Riks Seite. Eine Fehlermeldung erscheint. Die Seite gibt es nicht mehr. Erleichtert atmet sie auf. Eine Baustelle weniger.
    Eine Benachrichtigung. Du bist jetzt mit BabyG befreundet. Sie klickt auf BabyGs Profil. Hält den Atem an. Was wird sie vorfinden? Was hat heute in der Schule alle zum Lachen gebracht?
    Mit einem erstickten Schrei schlägt Sina sich die Hand vor den Mund.
    Wo kommen die Fotos her?
    Sie erkennt die Hose. Sie erkennt die Unterhose. Sie erkennt den Leberfleck. Sie erkennt den Hintern, der sich ihr in Großaufnahme entgegenstreckt. Wie konnte jemand sie in dieser Pose fotografieren? Sie muss gerade in dem Moment ihre Hose heruntergezogen haben. Es gibt nur drei Orte, an denen dies möglich ist: zu Hause, hier in ihrem Zimmer, in der Umkleide beim Sport und auf der Toilette.
    Céline! Gabriele! Eine von beiden ist BabyG! Gabriele! BabyGabriele!
    Mit einem Wutschrei schiebt Sina den Laptop von sich. Sie wird sofort zu ihr fahren. Sie so fertigmachen, dass sie nicht mehr weiß, wo oben und wo

Weitere Kostenlose Bücher