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Seichtgebiete: Warum wir hemmungslos verblöden (German Edition)

Seichtgebiete: Warum wir hemmungslos verblöden (German Edition)

Titel: Seichtgebiete: Warum wir hemmungslos verblöden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Jürgs
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stattdessen gezielte Sachleistungen wie Kita, Schulspeisung, Lernmaterial, Kurse hilfreich sein. Und nicht mehr kosten als das, was bislang bar ausbezahlt wird.
    Lehrerin X hat ihren täglichen Kampf mit den populären TV-Konkurrenten und deren Einfluss auf ihre Schüler in vielen Fallbeispielen protokolliert. Es sind kleine deutsche Biografien des Jahres 2009. Sie beginnt mit allgemeinen Sätzen über die Gesamtsituation ihrer Klasse: »Ich bin in diesem Jahr nur für achtundzwanzig Schüler als Klassenlehrerin zuständig. So wenige hatte ich noch nie in einer Klasse. Das verspricht weniger Stress als sonst und mehr Möglichkeiten, mich um jedes Kind individuell kümmern zu können. Normal ist das Verhältnis von deutschen Kindern zu denen mit Migrationshintergrund, diesmal lautet es dreizehn zu fünfzehn. Dass Deutschland längst ein Einwanderungsland geworden ist, wissen wir Lehrer ja schon lange.«
    Mit den ausländischen Schülern aus Italien, Griechenland, der Türkei, Schwarzafrika, Iran hat sie weniger Probleme als mit einheimischen. Was erstaunlich ist und unglaubwürdig klingt, weil man immer wieder vom Gegenteil liest, kann sie aber erklären.Viele Ausländerkinder wachsen in intakten Großfamilien auf, werden von ihren Eltern streng erzogen, müssen mit Strafen rechnen, falls sie in der Schule als Krawallmacher auffallen, und haben die ehrgeizigen Ziele, die ihnen aufgetragen wurden, weil aus ihnen was Besseres werden soll, als es ihre Väter geworden sind, schon früh verinnerlicht.
    Anders bei den Deutschen. Zehn von denen werden entweder nur von ihrem Vater oder nur von ihrer Mutter erzogen, die meisten Väter oder Mütter sind mit neuen Lebenspartnern gesegnet, was ihnen guttut fürs tägliche Leben. Zweimal Hartz IV plus Kinder- und Wohnungsgeld reichen selbst dann für den Flachbildschirm, wenn die Chancen auf geregelte Arbeit auch in Zukunft gegen null tendieren.Was alle besitzen, sind Handys und Computer. Auf denen gibt es allerdings kein Word-Programm, um eventuell besser die Hausaufgaben erledigen zu können. Die Festplatten ihrer Schüler sind ausschließlich mit Spielen bestückt.
    Es sind deutsche Kinder, die das, was sie aus bestimmten deutschen Fernsehprogrammen aufgesaugt haben, mitbringen in die Schule. Selbstverständlich würden auch die anderen neun- und zehnjährigen Mitschüler zu gerne erlebt und gesehen haben, was denen ohne Einschränkungen offenbar gestattet war – den Gesang eines von Dieter Bohlen niedergemachten Talentlosen, das Lallen gepiercter Dumpfbacken in den Nachmittagsshows, die Auftritte irgendeiner harten Sex suchenden Schlampe in den Wohnhöhlen der Unterschicht -, doch in ausländischen Familien ist nur den Erwachsenen unbeschränkt Fernsehkonsum erlaubt, was zwar deren Weltbild nicht unbedingt erweitert, aber ihre Nachkommen qua Verbot wenigstens jetzt im Kindesalter vor dem schlimmsten Dreck schützt. Später holen die allerdings das Versäumte nach, und weil sie dann halbstark sind, wirkt ihr gewalttätiges Auftreten ungleich brutaler.
    Ein paar Beispiele aus dem Alltag einer anderen Grundschule in einem der neuen Bundesländer: Kind eins kennt seinen leiblichen Vater nicht. Es gibt nicht mal ein Foto von dem. Begründung: Mama habe aus Wut alle zerrissen. Den Lebenspartner ihrer Mutter nennt das Mädchen Papa, weil ihre Mutter das so will und ihr angedroht hat, bei Nichtbefolgung
das Handy wegzunehmen oder ihre Lieblingssendungen zu streichen. Dazu gehören Deutschland sucht den Superstar und Big Brother , mit dem vor knapp zehn Jahren der Siegeszug des Blöd-Fernsehens begann. Das wirkte. Seitdem sagt sie immer »Papa« zu dem ihr Fremden.
    Kind zwei wurde im ersten Schuljahr, also kaum eingeschult, von einem Größeren aus der dritten Klasse (!) gezwungen, sich auf dem Klo auszuziehen und an ihm herumzuspielen. Das habe der am Tag zuvor nachts im Fernsehen auch gesehen, als Mama und Papa in der Kneipe waren. Beide Kinder wurden, als es herauskam, psychologisch betreut, ohne Erfolg.
    Kind drei hat zwar einen leiblichen Vater, aber den hat es schon lange nicht mehr gesehen. Seine Mutter hat sich zunächst für einen Homosexuellen als Partner entschieden, weil der nichts von ihr wolle und beide durch die jeweiligen Hartz IV-Sätze eine echte Zugewinngemeinschaft gründen konnten. Das Kind muss den Mann Papa nennen, doch als der abhaut und ein neuer Mann in die Wohnung zieht, weigerte es sich, schon wieder »Papa« zu einem Fremden sagen zu müssen.Weint und

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