Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
weiterhin auslösen würde. Für jede einzelne von Nadjas Tränen wollte er sie bestrafen. Und für Talamh …
    »Wartet hier!«, sagte der Anführer der Palastwache und unterbrach Davids Gedanken. Der Elf zog die Flügeltür zu Bandorchus Thronsaal ein Stück auf und schlüpfte durch den Spalt. Dann fiel die Tür zurück ins Schloss. Wieder waren Talamhs junge Eltern zur Tatenlosigkeit verdammt, standen da, mussten warten. Es zerrte an ihren Nerven! David warf einen Blick auf Nadja. Sie zupfte an ihrer Kleidung. Selbst unter diesen schwierigen Umständen achtete sie unterbewusst darauf, nicht ungepflegt vor Bandorchu zu erscheinen. Irgendwie rührte das den Elfen, dieser typisch weibliche Wunsch nach perfektem Aussehen. David selbst war es ziemlich egal, ob sein Hemd nun Knitterfalten hatte oder nicht. Doch um Nadjas willen strich er es glatt. Dabei stieß er an etwas Hartes, das in seiner Brusttasche steckte. David zog es heraus – und lächelte. Es war der Schuh, den der Leprechaun auf ihn geworfen hatte! Dieses kleine braune Ding.
    Warum hat er keinen Stein genommen?
, fragte sich der Elf.
Oder irgendetwas sonst? Leprechauns sind geizig, und so ein Schuh hätte ihm …
David stutzte. Er hatte den Schuh von allen Seiten betrachtet – wenn man warten musste, konnte selbst eine Trivialität interessant sein. Nun blickte er auf die Sohle. Das hatte er schon einmal getan, während der Fahrt auf dem Heuwagen. Doch damals hatte er sich nichts dabei gedacht, als er die Kratzer sah, und sie als normale Abnutzungserscheinung abgetan – ohne sich zu fragen, wieso ein nagelneuer Schuh eine zerkratzte Sohle hatte. Vor allem bei den für ihre Perfektion bekannten Leprechauns!
    David sah flüchtig hoch, dann trat er von der Tür zurück, näher an einen Fackelträger heran. Als er den Zwergenschuh ins Licht hob, wollte er seinen Augen nicht trauen.
    Das sind keine Kratzer!
, dachte er erstaunt. Langsam stellten sich seine Nackenhaare auf.
Es sind Buchstaben! Eine Botschaft! Auf einem Wurfgeschoss versteckt, das keinen Verdacht erregt, weil die Leprechauns ständig mit Schuhen in der Hand herumlaufen
.
    David dachte an die Elfen am Wegesrand. Vielleicht hatten sie da nicht nur gestanden, um Neuankömmlinge argwöhnisch zu mustern. Vielleicht sollten sie auch die Einheimischen daran hindern, irgendeinen Kontakt aufzunehmen. Mühsam entzifferte er die eingeritzten Buchstaben, und während er das tat, verlor der Elf alle Farbe. Auf der Schuhsohle stand:
Es ist eine Falle! Kein Kind auf der Burg!
    Davids Hände ruckten herunter. »Nein!«
    Zorn, Verzweiflung und Angst schäumten in ihm hoch, drohten ihn zu ersticken. Und plötzlich hatte er genug. Energisch trat er vor, packte den überraschten Wächter, stieß ihn beiseite. Im nächsten Moment hatte David die Flügeltür aufgerissen und marschierte in den Thronsaal.
    »Wo ist Talamh?«, rief er auf dem Weg. »Wo ist mein Sohn?«
    Nadja war ihm gefolgt. Sie blickte ihn verständnislos an, blieb aber an seiner Seite.
    Wieder rief er: »Wo ist Talamh?«
    Bandorchu hatte nicht einmal gezuckt, als die Flügeltür aufflog. Sie drehte ihm den Rücken zu, und wenn David seinen Ohren trauen wollte, folgte ihm der Wächter auch nicht in den Raum. Es war erstaunlich, aber egal. David war so wütend wie selten zuvor. Gerade wollte er zum dritten Mal nach Talamh fragen, da wandte sich die Dunkle Königin endlich um.
    »David!«, rief sie, als wäre sie freudig überrascht. Flüchtig streifte ihr Blick auch Nadja. »Menschenfrau! Willkommen auf meiner Burg. Wurdet ihr gut untergebracht? Gefallen euch eure Gemächer?«
    Sie war eine außergewöhnliche Schönheit, daran gab es nichts zu deuteln. Die Elfe mit der makellosen Seidenhaut und dem üppigen Goldhaar trug ein dunkelblaues Gewand, das über und über mit glitzernden Sternkristallen bestickt war. Auf ihrer Stirn prangte ein Diadem aus den gleichen Steinen, jedoch in der Mitte ergänzt um einen polierten Lapislazuli. An diesem Diadem war der feinste aller Schleier befestigt, kaum mehr als ein Gespinst. Er fiel mit dem glänzenden, langen Haar nach hinten.
    David interessierte das alles nicht im Geringsten. »Ich wiederhole: Wo ist Talamh?«, herrschte er Bandorchu an.
    Nadja blickte irritiert von ihrem Mann auf die Königin und zurück. »Was ist los, David?«
    Er drehte sich ihr zu, griff nach ihrer Hand. Verzweiflung und Angst schwelten in ihrem Blick, und er wollte ihr alles sagen, doch wusste er nicht, wie.
    Bandorchu nahm ihm die

Weitere Kostenlose Bücher