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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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ungerührt, öffnete die Tür und trat zurück.
    Sie knallte hinter Nadja und David ins Schloss, und beide warteten atemlos auf das Geräusch eines sich drehenden Schlüssels. Doch es kam nicht. Nadja überlegte einen Moment, gleich wieder hinauszugehen und sich auf die Suche nach Talamh zu machen, ließ es aber bleiben. Es hätte Bandorchu nur verärgert; außerdem waren die Chancen, ihn in dieser riesigen Burganlage zu finden, gleich null.
    »Ich sehne mich so nach meinem Kind«, sagte sie unglücklich.
    David trat hinter sie, legte seine Hände auf ihre Schultern. »Ich auch! Wenn ich daran denke, dass ich Talamh nur für wenige Sekunden sehen durfte, dieses kleine Bündel Glück.« Er hielt inne und seufzte schwer. »Weißt du, in solchen Momenten wünschte ich mir, meine Seele würde verkümmern!«
    Nadja drehte sich um. »Das darfst du nicht sagen!«, flüsterte sie erschrocken. »Es ist ein Geschenk, dass du eine Seele bekommen hast. Und ja, ich weiß: Sie schmerzt. Aber sie macht dich zu etwas Besonderem, und der Schmerz geht vorbei, wenn wir erst unser Kind wiederhaben.«
    »Du hast ja recht«, sagte er. »Wie immer.«
    Nadja sah ihm stirnrunzelnd hinterher, während er durch die Zimmerflucht wanderte und sich alles anschaute. David war sprunghaft wie alle Elfen, und seine Stimmungsschwankungen stellten eine echte Herausforderung dar. Normalerweise war sie ihr gewachsen, wenn es allerdings um Talamh ging, hatte sie ein Problem: Wie konnte David, eben noch voller Trauer, sich einfach so umdrehen und die blöde Einrichtung betrachten? Na ja, blöd war sie nicht; ihr haftete im Gegenteil der Abglanz alter Elfenkünste an. Aber statt mit beinahe verklärtem Gesicht den Bettrahmen zu streicheln – eine geteilte, überdimensionale Baumwurzel, die aus dem Lager das reinste Nest machte –, sollte sich David lieber auf seinen Sohn konzentrieren.
    »Sieh dir mal die Bettdecke an«, sagte der Elf staunend, während er mit sachter Hand darüber strich. »Da sind echte Blüten hineingewoben – und sie leben noch!«
    Plötzlich hob er den Kopf. »Ich glaube, ich weiß, was die Leute in Scharen anlockt! Ich kann es spüren, Nadja.« David breitete die Arme aus. »Es ist die Atmosphäre. Sie ist voller Magie, und sie spricht zu mir! Wie früher.«
    Früher. Das klang so wehmütig. Nach guten alten Zeiten, in denen die Welt noch in Ordnung gewesen war.
Davids
Welt – das Elfenreich, wo man gern unter sich blieb und bis vor weniger als zwei Jahren noch kein Platz war für eine Menschenfrau und ihr Baby. Nadja wandte sich ab.
    Es vergingen Tage um Tage, ehe sich der Anführer der Palastwache wieder blicken ließ und Talamhs Eltern mitteilte, dass die Königin sie nun empfangen würde. Nadja und David waren inzwischen längst über das Stadium hinaus, in dem sie diese Nachricht erfreut hätte. Obwohl die Zeit kaum messbar war, hatte Nadja die Vermutung geäußert, dass Weihnachten inzwischen vorbei sein musste, vermutlich sogar Silvester. Endloses Warten und keine Ablenkung. Alles Lamentieren und Beschweren, Betteln und Flehen hatte nichts geholfen. Die Türen ihrer Gemächer waren zwar unverschlossen, wurden aber – wie sich herausgestellt hatte – von Elfenhunden bewacht. Riesigen, zottigen Biestern, denen der Wunsch in den Augen stand, das Beißvermögen ihrer langen Zähne einmal beweisen zu dürfen.
    David litt am meisten darunter, und nicht nur, weil er praktisch ständig von einer Gefangenschaft in die nächste wechselte. Der sensible Elf befand sich sozusagen zwischen zwei Welten: der magischen Ausstrahlung von Bandorchus Burg einerseits, die ein überaus lockendes, schwer erklärliches Heimweh nach früher in ihm auslöste, und Nadjas Welt auf der anderen Seite. Er liebte sie beide – und beide zerrten unentwegt an ihm. Als wollte ihn jede für sich allein gewinnen, so fühlte es sich an in seiner wachsenden Seele.
    Doch er war klug genug zu wissen, dass Nadjas heimliche Tränen in der Nacht nur ihrem Kind galten, niemandem sonst. Zweifellos war die Magie der Burg ein Lockmittel und einzig zu dem Zweck heraufbeschworen, Elfenwesen anzuziehen, denen es genauso ging wie David. Die zurückwollten in die unbeschwerte Geborgenheit ihrer Unsterblichkeit und sich so sehr danach sehnten, dass ein Hauch von Magie genügte, um sie vor den Karren der Machthungrigen zu spannen.
    Wie gern hätte David der Dunklen Königin die Meinung gesagt und sie zur Rechenschaft gezogen für all das Leid, das sie ausgelöst hatte – und

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