Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
brückenähnlichen Verbindungen zwischen den einzelnen Gebäuden und einer Unmenge kanonenbewehrter Zinnen. Herz der Festung war ein himmelhoher Burgfried, der die Schneckendrehung des Horns der Einhörner nachahmte. Überall knatterten Flaggen im Wind.
    Die letzten Kilometer mussten Nadja und David zu Fuß gehen. Bewaffnete Elfen hatten den Heuwagen angehalten und durchsucht. Er durfte weiterfahren, aber ohne seine Passagiere. David vermutete, dass Bandorchus Schergen Zeit gewinnen wollten, um die Königin vom Nahen ihrer
Gäste
in Kenntnis zu setzen. Aber vielleicht war es auch eine allgemein angewandte Taktik und der erzwungene Fußmarsch diente der Machtdemonstration.
Schaut her – dies ist mein Reich! Vergesst die Bilder nicht, wenn ihr meinen Palast betretet!
    Nadja würde sie ganz sicher nicht vergessen, da bestand kein Zweifel. Als sie an einer Baustelle vorbeikam, weit entfernt von Bandorchus Burg, griff sie nach Davids Arm. »Sieh dir das an!«, raunte sie bestürzt.
    Eine weitere Grenzmauer wurde hochgezogen. Etwa dreißig Männer waren in der Eiseskälte damit beschäftigt, Zement anzurühren, Steine zu klopfen und zu mauern. Wächterelfen, dick vermummt und ungewöhnlich vergnügt, sahen ihnen dabei zu. Neben ihnen steckte ein Holzpflock in der Erde, mit langem Draht. Dessen Ende, ebenfalls an einem Pflock befestigt, hielt ein blonder Elf in der Hand.
    Gerade hatten die Männer frischen Zement angerührt. Zwei von ihnen füllten einen Eimer und schleppten ihn zwischen sich zur Mauer.
    Pfeifend ging der blonde Elf los, kreuzte ihren Weg. Mit einer blitzschnellen Bewegung bückte er sich und rammte den Pflock in ein Bodenloch. Dann trat er erwartungsvoll beiseite.
    Die Männer wirkten seltsam abwesend. Wortlos trotteten sie dahin; ihre glasigen Augen blickten ins Leere, sahen den Draht nicht.
    Die Elfen brüllten vor Lachen, als sich der Zement über den Boden ergoss. Die Männer aber standen auf, nahmen den Eimer und kehrten zur Mischmaschine zurück. Ohne den Dreck von ihrer Kleidung zu wischen, ohne zu klagen. Magischer Einfluss hatte Zombies aus ihnen gemacht.
    »Verflucht sollst du sein, Bandorchu!«, flüsterte Nadja. Sie hätte es auch laut hinausgeschrien, am liebsten direkt in das Gesicht der Dunklen Königin, doch das durfte sie nicht. Es hätte Talamh in größte Gefahr gebracht.
    Als sie die Burg erreichten, wartete dort bereits ein Trupp bewaffneter Elfen auf sie. Im Handumdrehen waren Nadja und David umringt, wurden nach Waffen durchsucht und nach ihrem Begehr befragt. Erst dann schwang das Tor auf, und der Anführer winkte sie herein.
    »Wo ist Königin Bandorchu?«, fragte Nadja ihn forsch, noch immer tief berührt vom Anblick der leidenden Männer.
    Er sah sie verständnislos an. »Da lang!«, befahl er und ging los.
    Davids und Nadjas Hoffnung, man würde sie sogleich zur Königin geleiten, erfüllte sich nicht. Die Elfen führten sie eine ganze Weile herum – durch Säulengänge, über Außenbrücken, Treppen hoch, Flure entlang … Es wirkte zielgerichtet, und doch konnte sich Nadja des Eindrucks nicht erwehren, dass der Weg primär einem Effekt dienen sollte. Er ging an Waffenkammern vorbei, an schweren Geschützen auf den Zinnen, an Wachmannschaften. Aber vor allem an Fenstern. Sie gewährten einen Blick auf das Hinterland der Burg.
    Er war erschreckend.
    Riesige Zeltlager standen auf den einstmals grünen Wiesen von Tara. Über jedem wehte eine andere Fahne, in jedem wartete ein anderes Volk auf den Ruf der Königin. Von Abendtrollen bis Zentauren war alles vertreten; lauter Unzufriedene, die sich von Fanmór abgewandt hatten, um Bandorchus Kampf zu unterstützen. Und es wurden immer mehr! Nadja und David wurden Zeugen, wie während ihres Rundgangs weitere Truppen über den Horizont kamen. Es mochten bereits Zehntausende sein, und ein Ende war nicht abzusehen.
    »Wie können sie denn nur so verblendet sein?«, wisperte Nadja ihrem Gefährten zu. »Ich verstehe das nicht. Was treibt sie bloß unter Bandorchus Knute?«
    David musste seine Antwort verschieben. Die Eskorte hatte eine Tür erreicht und war stehen geblieben. Der Anführer der Palastwache sagte Nadja und David, sie sollten in diesen Gemächern warten, bis die Königin ihnen eine Audienz gewährte.
    »Ich werde
nicht
warten!«, fuhr David ihn an. »Ich bin Dafydd, Erbprinz der Crain, Sohn des Hochkönigs Fanmór, und verlange meinen Sohn zu sehen,
sofort!
«
    »Ich lasse es der Königin ausrichten«, antwortete der Elf

Weitere Kostenlose Bücher