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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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war nur noch ein Springer übrig – und ausgerechnet der hatte einen Verband am Bein. Mit dem alles entscheidenden Vogelkopf unterm Arm ließ sich der Kobold in den Baum setzen und kletterte nach oben. Zur letzten Astreihe.
    »Springer auf C4!«, befahl David.
    Der Kobold fuhr herum und beugte sich herunter. »Springer auf C4? Ja bist du denn völlig plemplem? Guck doch mal, wo der Ast steht! Wenn er seinen Schützen auf C3 schickt …«
    »Halt die Klappe!«, schrie David verzweifelt. Doch es war schon zu spät. Urgyull hatte das Gequieke gehört und grinste spöttisch.
    »C3!«, sagte er mit scheuchender Handbewegung. »Und Feuer!«
    Nichts geschah.
    Urgyull runzelte die Stirn. »Feuer!«, brüllte er.
    Wieder nichts.
    »He! Bist du eingeschlafen oder was? Warum schießt du nicht?«
    »Es geht nicht, Herr!«, rief der Kobold unsicher zurück – und es ging tatsächlich nicht! C3 stand genau auf der anderen Baumseite, wuchs aus dem Stamm wie eine schnurgerade Verlängerung von C4. Unmöglich, Davids Kobold zu treffen.
    Urgyull rastete schier aus, als er merkte, dass der Prinz ihn hereingelegt hatte. Wie ein Kastenteufel sprang er in seiner Kreishälfte herum, dass die Kobolde nur so in Deckung flitzten. Er raufte sich die Haare, fluchte, schäumte vor Wut … und schrie: »Feuer!«
    Nun, nach der dritten Aufforderung, musste sein Schütze gehorchen, so waren die Regeln. Der Kobold legte an, selber verärgert, und feuerte auf den Stamm. Mitten hinein in ein Astloch. Etwas kreischte darin auf – offenbar war es bewohnt.
    Davids Kobold wickelte den Verband von seinem Bein. »Ich sagte nur: Die Katze«, murmelte er dabei. »Ich sagte nicht: Sie hat mich gebissen!«
    Mit dem Verband sicherte er den kostbaren, alles entscheidenden Vogelkopf. Dann begann er zu klettern. Bis zur Baumspitze.
    Alle hielten den Atem an, als er das gelbe Rindenstück über den blauen Körper hob.
    Nadja entspannte ihre verkrampften Hände, griff den Mantel an seinen Rändern.
    Bandorchu war aufgesprungen und starrte wie alle anderen nach oben. Der Kobold drückte den Kopf an die Baumspitze. Augenblicklich fuhr ein Leuchten aus dem Eichenholz. Magische Kräfte erwachten, ließen die Teile zusammenwachsen. Im nächsten Moment explodierte das Vogel-Abbild in tausend Sterne, sie fuhren ruckartig wieder zusammen – und ein Phönix saß auf dem Baum. So prachtvoll, so unglaublich schön. Er breitete seine Schwingen aus, plusterte sich und machte sich bereit, in den Wintermorgen zu fliegen.
    »Jetzt!«, schrie David.
    Sein Kobold sprang hoch, riss dem Phönix eine Schwanzfeder aus und ließ sich mit ihr durchs Geäst fallen. David fing ihn auf, nahm die Feder, spurtete los. Auf Nadja zu. Sie breitete ihren Mantel aus und warf ihn auf den magischen Kreisrand. Noch immer konnte ihn niemand überschreiten, denn der Sieger des Duells war nicht offiziell bestätigt.
    Aber Nadja – die Grenzgängerin – konnte es.
    Ohne Zweifel begriff Bandorchu nun, warum David dieses Duell verlangt hatte. Der Phönix! Er war magisch, er war Teil des Reiches, und dieses Reich gehörte Fanmór. Keine Frage, dass dessen Sohn sich der Macht des mystischen Vogels bedienen konnte. Das ganze Duell war nur ein Trick zur Flucht gewesen!
    »Haltet ihn! Haltet ihn!«, kreischte Bandorchu. Doch es war zu spät.
    David hechtete zu Nadja, hielt sie fest und sprang auf den Mantel. Er sackte unter ihnen weg – hinein in den magischen Pfad, den die Phönixfeder für sie öffnete. Wohin er führen würde, wussten sie nicht. Nur, dass am Ende die Freiheit stand.
    David grinste, als er mit Nadja durch die wirbelnden Ströme trieb.
    »Es hat sich schon immer gelohnt, einen Kellerwichtel zu bestechen«, sagte er. »Und für den Schuh des Leprechaun konnte ich auch was erwarten!«

9 Das Wirtshaus im Moor
    Es war Nacht im Bodmin Moor. Nieselregen fiel auf die dunkle, einsame Landschaft mit ihren Geheimnissen, Sagen und Legenden. Niemand ging zu dieser Stunde durchs Heidekraut; die alten Schmugglerpfade lagen still und verlassen da. Denn jetzt war die Zeit der anderen. Manchmal huschten seltsame Lichter über die Weiden am Dozmary Pool, wogten unerklärliche Nebelschleier um den Steinzirkel Trippet Stones in Blisland. Und in den knorrigen Bäumen der Smallacombe Downs, eines lang gezogenen Hügels, auf dem ein großer, verwitterter, ausgehöhlter Granitblock ruhte, der Arthur’s Bed genannt wurde und einem Sarkophag glich, riefen die Käuze. Ein Hauch von Spätherbst lag in der Luft, der

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