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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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wellenförmig angebrachten Schnüren mit aufgereihten, farblosen Steinen. Sie glitzerten nicht mehr; Alter und Tabakqualm hatten ihre einstige Pracht auf ein mattes Schimmern reduziert. Es fehlten zudem etliche Reihen. Andere waren nur ein Stück weit erhalten, mit der Schnur um den letzten Stein geknotet. Trotzdem hätte man diesem Lüster noch immer gewünscht, er würde samt seinen vielen Kerzen in einem Schloss hängen statt im
Grumpy Hog
. Die Decke über ihm war rußgeschwärzt.
    Nathan und Jasper hatten mittlerweile genug geplaudert und näherten sich der Theke. In der Ecke dahinter, dort, wo Alebin saß, war eine Tür mit kleinen, blinden Scheiben. Sie führte in den Flur des Gebäudes. Von da gelangte man zu den Vorratsräumen, dem Bierkeller und nach oben, zur Wohnung der Witwe. Die Tür war geschlossen. Über ihr prangte das offizielle Foto von Elizabeth II. als bunter Farbdruck – man war schließlich in England, da galt es als patriotische Pflicht, die Königin miteinzubeziehen. Wie sonst hätte das Volk auf ihre Gesundheit anstoßen können, wohin hätte es den Blick gelenkt beim Absingen der Nationalhymne? Das Bild hing eine Winzigkeit schief, und man konnte sehen, dass es im Laufe der Zeit mehrfach ausgewechselt worden war. Alte – größere – Rahmen hatten ihre Schatten an der Wand hinterlassen.
    Wer sich auskannte, und Alebin gehörte nicht dazu, den hätte es ein wenig verwundert, Elizabeth II. über der Tür vorzufinden. Eigentlich reservierte man für Majestät ja den besten Platz im Raum. Der war aber schon besetzt, und zwar von einer ihrer Vorgängerinnen, Queen Victoria. Schwarz gewandet, die Haare streng nach hinten gesteckt, blickte die Namensgeberin eines ganzen Zeitalters von zentraler Stelle über der Theke auf ihre Untertanen herab. Sauertöpfisch wie immer. Das Bild war eine Fotografie, vergilbt und fleckig, eingefasst in einen stattlichen Rahmen mit Barockschnitzerei.
    Mistress Braxton war ähnlich gekleidet wie die unglückliche Monarchin. Damit erschöpfte sich die Ähnlichkeit aber auch schon. Anders, als Alebin ständig behauptete, war Eleanor Braxton nicht dick. Ein wenig füllig vielleicht, ja, aber das stand ihr gut. Sie hatte eine schöne Haut, feinporig und nahezu makellos. Dichtes langes Haar, das nach hinten zu einer altmodischen Steckfrisur gekämmt war. Im Sonnenschein glänzte es kastanienbraun, wie poliert. Sie pflegte sich, das sah man auch an ihren Händen, die trotz ihrer fünfundfünfzig Jahre keine Flecken aufwiesen und nur wenige Falten.
    An diesem Abend trug sie ein schwarzes, raschelndes Kleid. Es betonte ihre Fraulichkeit, statt sich mit dem ohnehin vergeblichen Versuch aufzuhalten, vergangene Jugend vorzutäuschen. Hauteng bis zur Taille, von dort in einen bodenlangen, weiten Rock übergehend. Der Ausschnitt war v-förmig und gewagt, aber ohne ordinär zu wirken. Eine dezente Halskette aus Gold mit kleinen Rubinen rundete das Bild ab. Es war das Bild einer gestandenen, attraktiven Frau. Ihr einziger Makel – wohlgemerkt in Alebins Augen – war, dass Mistress Braxton keine Konkurrenz mehr darstellte für ein sechzehnjähriges Mädchen. Aber vielleicht wollte sie das auch gar nicht.
    Alebin sah die beiden Männer auf sich zukommen und stöhnte innerlich.
Die Nächsten!
, dachte er missmutig. Gleich würden sie ihn mit denselben lästigen Fragen bewerfen, die er heute schon x-mal beantwortet hatte:
Wie heißt Ihr?, wo kommt Ihr her?, wo wollt Ihr hin?
Alebin hatte sich eine Geschichte zurechtgelegt und war vorbereitet. Er musste die Neugier der Leute befriedigen. Wenn er noch etwas bleiben wollte, durfte er sie nicht vor den Kopf stoßen. Dazu hatte er sich nach seiner neuerlichen Begegnung mit der hübschen Millicent entschlossen. Das köstliche Mittagessen in Eleanor Braxtons Küche hatte seine Entscheidung noch verstärkt. Was aber nichts daran änderte, dass Alebin keine Lust auf blöde Fragen hatte. Wäre es nach ihm gegangen, er hätte den Abend still auf seinem Hocker verbracht und sich mit Witwe Braxtons gutem Ale betrunken. Und zwar ordentlich!
    Was nicht ist, kann ja noch werden
, dachte er, um sich ein bisschen aufzumuntern. Dann setzte er ein unverbindliches Lächeln auf und wandte sich den beiden Männern zu. Zeitgleich mit ihnen kam Mistress Braxton heran.
    »Nathan! Jasper!«, rief sie freundlich. »Kommt her, ihr zwei. Was darf’s denn sein? Bierchen wie immer?«
    »Ja.«
    »Aber gern.«
    Sie wies auf Alebin. »Hier stelle ich euch Mister

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