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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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seufzte. Was anderes fiel ihm auf die Schnelle nicht ein, und für diesen Einfall hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Klar, dass eine weitere Frage kommen würde – und zwar prompt.
    »Was ist Euch denn nur zugestoßen, dass Ihr so verschrammt ausseht?« Jasper griff nach seinem Ale und trank einen großen Schluck.
    »Das war ein Auto.« Alebin nickte bekräftigend. »Da gehe ich ahnungslos die Straße entlang, von hinten kommt ein Wagen angebraust, und – wumm! – ehe ich mich’s versehe, hat er mich erfasst!« Die Geschichte gefiel ihm gut; Alebin tat sich jedes Mal mehr leid, wenn er sie erzählte. Mittlerweile trieb sie ihm schon Tränen in die Augen. »Ich bin an etwas hängen geblieben und unter den Wagen geraten. Er hat mich mitgeschleift, ich weiß nicht, wie weit! Ich konnte ja nichts sehen – da waren nur Dunkelheit und Hitze. Blut habe ich geschmeckt, mein eigenes Blut, und nichts anderes gespürt als diesen einen großen, entsetzlichen Schmerz, als die Straße mir die Haut abriss.«
    »Das ist ja furchtbar!« Jasper wischte sich den Bierschaum von den Lippen und nahm gleich noch einen Schluck. »Was hat der Fahrer denn zu seiner Entschuldigung vorgebracht?«
    »Der Fahrer? Pffff.« Alebin verzog verächtlich das Gesicht und griff nach seinem Glas, doch das war schon leer. Zum Glück sah Mistress Braxton gerade herüber. Sie erbarmte sich, und er lächelte ihr zu. Dann spann er sein einstudiertes Lügenmärchen weiter. »Der Fahrer hat Gas gegeben, und weg war er. Ich habe mich allein von der Straße geschleppt, auf Hilfe gehofft. Aber da war weit und breit niemand. Es kam auch kein Auto mehr. Irgendwann muss ich ohnmächtig geworden sein; wahrscheinlich, weil ich so viel Blut verloren hatte.«
    Er hielt inne, weil Mistress Braxton das frisch gezapfte Bier vor ihn hinstellte. Sie erwartete eine Reaktion, also zwinkerte er ihr freundlichst zu. Es sollte ja schließlich nicht das letzte Ale werden.
    »Wie seid Ihr denn ins Moor gelangt?«, fragte Jasper.
    »Keine Ahnung.« Alebin prostete ihm zu und trank. »Wie gesagt: Ich war bewusstlos. Als ich wieder zu mir kam, lag ich im Heidekraut.«
    »Und wie habt Ihr den Weg nach Whispering Willows gefunden?«
    Alebin hob die Schultern. »Da war ein Schild.«
    Er sah, wie sich Jasper und Nathan einen schnellen Blick zuwarfen.
    »Ein Schild?«, fragte Jasper gedehnt.
    »Ja. Es lag am Straßenrand.«
    Nathan lachte freudlos in sein Bier und trank es aus. Das ganze Glas, in langen Zügen. Sofort bestellte er ein neues, und während er wartete, musterte er Alebin prüfend.
    Nicht gut!
, dachte der rothaarige Elf.
Er traut mir nicht, und er weiß etwas. Das ist eine blöde Kombination
.
    Alebin spielte kurzfristig mit dem Gedanken, Nathan Pine zu beeinflussen, ihm seinen Willen zu rauben. Er verwarf das aber wieder – es würde auffallen, wenn dieser kräftig gebaute Mann mit dem dunklen Pferdeschwanz sich plötzlich brav wie ein Lamm verhielt.
Ich muss mir was anderes einfallen lassen!
    Zögernd fragte er: »Was habt Ihr eigentlich gegen Schotten?«
    »Tzzz«, machte Nathan mit verächtlichem Grinsen. Er sah Alebin an. »Was ich gegen Schotten habe? Nichts, solange sie da bleiben, wo sie hingehören: weit weg von England! Wann habt Ihr das letzte Mal einen Schotten unsere Nationalhymne singen hören, so, wie er singt,
Scotland the Brave?
«
    »Noch nie«, gab Alebin zu, und das war ausnahmsweise nicht gelogen.
    Jasper legte Nathan eine Hand auf den Arm. Versöhnlich sagte er zu Alebin: »Nehmt ihm das nicht übel, ich bitte Euch. Er hat zwar Gründe für sein Vorurteil gegen unsere schottischen Nachbarn, aber die sind privater Natur, und sie richten sich eigentlich auch nur gegen einen Mann.«
    »Halt die Klappe, Jasper!«, sagte Nathan knurrend. Wieder leerte er sein Glas, als wäre er vor dem Verdursten, stellte es ab, fuhr sich über den Mund und sagte zu seinem Freund: »Bestell mir noch eins. Ich geh mal pinkeln.«
    Alebin hatte es schon halb erwartet: Kaum war Nathan außer Hörweite, da beugte sich Jasper zu ihm vor und raunte: »Seine Frau hat ihn verlassen, müsst Ihr wissen. Hier kam mal ein Whiskylieferant ins Dorf, ein Schotte, und mit dem ist sie auf und davon.«
    Alebin horchte auf. Whisky! Sein allerliebstes Lieblingsgetränk! Er warf einen bitterbösen Blick auf Mistress Braxton. Warum musste er sich eigentlich mit wässrigem, lauwarmem Bier begnügen? Das fragte er sie, als sie Nathans frisch gefülltes Glas herantrug. »Sagt

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