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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Whisky und nun noch dieser hochprozentige Schnaps – das forderte seinen Tribut. Er äußerte sich in Form einer schwachen Paranoia.
    »Habt … habt Ihr mich vergiftet?«, stammelte Alebin.
    Mistress Braxton lachte hell auf. »Aber nein! Nein, was denkt Ihr denn?«
    Sie rückte mit dem Stuhl näher heran und nahm sein Gesicht in ihre Hände. Sacht bewegte sie es hin und her; verneinend, wie man es bei einem Kind tat. »Vergiften! Was für ein Gedanke! Ich meine es nur gut mit Euch, Darby. Ich darf doch Darby zu Euch sagen?«
    Nein, das darfst du nicht, du alte Schabracke!
Alebin zog ihre Arme herunter, was ihm anstrengend vorkam. Er versuchte, sich mit dem Trugbild des vollendeten Gentlemans aus der Situation zu retten, das er doch so schön einstudiert hatte, um kostenlos bei ihr wohnen zu dürfen. »Wisst Ihr, ich tue mich ein bisschen schwer damit, fremde Damen vertraulich anzusprechen. Lassen wir es lieber bei Mistress Braxton und Mister O’Gill!«
    Das verfehlte seine Wirkung um Meilen.
    »Ach Gott!«, rief die Witwe entzückt und schlug die Hände zusammen. »Er ist schüchtern, wer hätte das gedacht! So ein großer, starker Mann – ein Highlander! –, und er traut sich nicht zu nehmen, was er will!«
    Dir würde schlecht, wenn du wüsstest, was ich mich traue!
Alebin nahm das zweite Glas und kippte den Inhalt hinunter.
Blöde Ziege!
    Laut fragte er: »Was habt Ihr eigentlich immer mit Eurem
Highlander?
Das sind Menschen wie alle anderen auch!«
    »Oh!«, machte Mistress Braxton. Es klang alarmierend genüsslich. »Dennoch sagt man den Highlandern besondere Kraft und Ausdauer nach.« Sie beugte sich über die Tischplatte; weit genug, dass der Ausschnitt ihres Kleides tiefe Einblicke erlaubte. »Stimmt das, Darby? Sind sie kräftig und ausdauernd?«
    »Wie die Ochsen.« Er grinste unanständig. Das verging ihm aber gleich wieder.
    Mistress Braxton strich ihm mit dem Rücken ihres Zeigefingers zärtlich über die Wange und schob seine versengten Haare hinters Ohr. Dann stutzte sie.
    Alebin ließ die unvermeidliche Frage gar nicht erst zu. »Es ist ein Geb…urtsfehler.« Seine Sprechwerkzeuge hatten keine rechte Lust mehr, sich zu bewegen. Und wenn Mistress Braxton wie jeder anständige Mensch mit dieser sehr persönlichen – und gelogenen – Aussage zufrieden gewesen wäre, hätten sie es auch nicht weiter gemusst. Alebin merkte aber, dass sein
Geburtsfehler
der Witwe nicht genügte, deshalb suchte er in seinem benebelten Verstand nach etwas, das sie zufriedenstellen würde. Schließlich gehörte ihr der ganze schöne Alkohol.
    »Als meine Mutter die sch… spitzen Ohren sah, rannte sie aus dem Kranken … hups! … haus und ward nicht mehr gesehen.«
    »Du Armer!« Mitfühlend legte Mistress Braxton ihre Hand auf seinen Bizeps.
    »Ja.« Alebin nickte schaukelnd. »Niemand wollte mich nicht haben! Sogar das Waisenhaus nicht. Is noch was Sch…naps da?«
    »Ja, natürlich. Hier, bitte!« Eilig goss Mistress Braxton das Glas voll.
    Alebin nahm einen Schluck und log weiter. Er fühlte sich plötzlich traurig und hatte vergessen, dass die Geschichte frei erfunden war. Der Elf tat sich furchtbar leid. »Ich bin im Keller aufgewachsen, zwischen Kartoffeln und Schnapsflaschen. Kein Schwein hat mich geliebt, nicht mal die Spinnen. Unn mein Vater auch nicht.«
    Noch ein Schluck. Ärger kochte in ihm hoch.
    »Meine Brüder, ja! Die hat er gemocht. Regiatus und Ainfar mit ihrem Hirschgeweih und dem schönen Fell im Gesicht. Die mussten nicht im Keller der Dun… Dunklen Königin verrotten, unn die hat auch keiner gehauen.« Er grinste listig. »Aber jetz sinn sie alle hin – futsch, tot! –, unn wenn ich das Baby kriege, dann geh ich – hick! – ins Baumschloss, unn zu Ban… Ban…« Er runzelte die Stirn. »Wie hieß sie noch gleich?«
    Mistress Braxton schüttelte amüsiert den Kopf. »Meine Güte, Darby! Du bist ja völlig betrunken! Komm, ich bring dich ins Bett!«
    »Nö. Kann ich allein.« Lallend stand er auf und fiel prompt zu Boden.
    Die Witwe stützte ihn, als er sich, die Hände flach an der Wand, wieder nach oben kämpfte. Dabei fiel sein Blick auf eine der alten Fotografien. Sie zeigte drei Männer mit Zylindern und großen Schnauzbärten vor dem
Grumpy Hog
, dessen Wirtshausschild so neu wie eben erst gefertigt aussah. Die Männer mussten gute Freunde sein, sie hatten sich untergehakt und lachten in die Kamera.
    »Is ja witzig.« Alebin wollte mit dem Finger auf das Bild tippen und traf nur die

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