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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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verschwand darunter, und Mistress Braxton stand da wie auf Stelzen. Alebin lächelte. Sie lächelte zurück.
    Dann wandte sie sich den Kerzen zu und begann sie auszublasen. Sie reckte sich dabei mehr, als es nötig gewesen wäre, so schien es Alebin wenigstens. Im Plauderton erzählte sie ihm: »Der selige Mister Braxton hat immer zu mir gesagt:
Ellie, du gehörst nicht in ein Wirtshaus! So eine weiche, sanfte Frau wie du muss man gut vor den Blicken der Männer beschützen. Und auf Händen tragen.«
    »Das hat er gesagt?«, fragte Alebin.
    »Ja.« Sie stutzte, wandte sich ihm zu. »Findet Ihr, dass er unrecht hatte?«
    »Aber nein, nein!« Alebin hob abwehrend die Hände. »Ganz und gar nicht, Mistress Braxton.«
    Ich frage mich nur, ob der Alte sich den Rücken gebrochen hat und daran verstarb!
, dachte er gehässig. Er klopfte ein paarmal mit dem Glas auf den Tisch – nur für den Fall, dass die Witwe zu später Stunde vergesslich wurde. Sie ließ sich nicht beirren, pustete und blies, bis das ganze Kerzenrund erloschen war. Dann drehte sie sich Alebin zu und rief erfreut: »Ist es nicht romantisch hier?«
    »Ich finde es eher dunkel, Mistress Braxton.«
    Sie lachte girrend. Während sie vom Hocker stieg, zog sie – als wäre sie in Gedanken ganz woanders – eine lange, perlenverzierte Nadel aus ihrer Frisur. Das kastanienbraune Haar entrollte sich in weichen Wellen, fiel weit über ihren Rücken hinunter.
    »Huch!«, sagte sie mit heller Mädchenstimme, und Alebin verdrehte die Augen. Glaubte die alte Schachtel wirklich, sie könnte ihn für sich interessieren? Ihn? Den potenten Corviden?
    Er schob seinen Stuhl zurück und stand auf. Es tat ihm leid um den verpassten Whisky, aber er hatte die Nase voll von Eleanor Braxton.
    »Ich sollte mich jetzt besser verabschieden«, sagte er und gähnte demonstrativ. »Es ist schon spät, und ich bin wirklich sehr, sehr müde.«
    »Ja, es war ein langer Tag«, stimmte die Witwe zu, während sie den Hocker wegstellte. »Ich gehe auch gleich ins Bett. Aber für ein letztes Glas können wir uns noch wach halten, oder, Mister O’Gill? Nur ein kleines.«
    Sie richtete sich auf. »Ach, da Ihr gerade steht: Könntet Ihr wohl schnell nachsehen, ob die Eingangstür richtig verriegelt ist? Ich bin manchmal ein bisschen unvorsichtig, was diese Dinge angeht!«
    »Sicher. Warum nicht.« Alebin trottete los. Irgendeinen Gefallen musste er ihr ja tun, nachdem er sich kostenlos an ihrem Whiskyvorrat gelabt hatte, und dies war der kleinstmögliche.
    Der Riegel war tatsächlich nicht richtig vorgeschoben. Er klemmte auf halber Strecke. Alebin rammte ihn durch den Eisenbügel, dann drehte er sich um. Mistress Braxton stand hinter dem Tresen und schenkte gerade das zweite Glas voll. Sie tat es auf ein Tablett und die Flasche dazu, ehe sie an den Tisch kam. Mit Bedauern registrierte Alebin, dass sie nicht gelogen hatte: Die Gläser waren tatsächlich klein.
    »Was ist das?«, fragte er, als sie eines vor ihn hinstellte. Eine klare Flüssigkeit schwappte darin.
    »Schnaps«, sagte Mistress Braxton und stellte die Flasche ab. Es war kein Etikett darauf. »Wir brennen ihn selber.«
    Sie hielt ihr Glas in der Hand, während sie sich herunterbeugte und das Tablett auf einen leeren Stuhl legte. »Ich weiß ja, dass Ihr einiges vertragen könnt, Mister O’Gill.« Ächzend richtete sie sich auf, strich ihr Haar zurück und lächelte. »Trotzdem muss ich Euch warnen: Der hat es in sich!«
    Mit diesen Worten hob sie ihr Glas, sagte: »Cheers!« und kippte den wasserklaren Inhalt hinunter.
    »Cheers!«, erwiderte Alebin und tat es ihr gleich. Was sie konnte, das konnte er schon lange.
    »Hui«, machte der rothaarige Elf erstaunt, als er sein leeres Glas absetzte. Ein Brennen lief ihm durch die Speiseröhre, dessen Hitze sich augenblicklich im ganzen Körper verteilte. Den Magen schien es zu erfreuen; er gluckerte wohlig und verlangte mehr von dem bitterwürzigen Zeug. Auf Alebins Stirn aber traten Schweißperlen.
    »Noch einen?«, fragte Mistress Braxton. Die schwarz gekleidete Frau hatte sich auf geheimnisvolle Weise verdoppelt, kam es Alebin vor. Leicht versetzt hintereinander saßen plötzlich zwei schwarze Witwen auf dem Stuhl und grinsten ihn an. Schon füllten sie sein Glas wieder auf.
    Er zog die Brauen hoch. »Was schenkt Ihr mir da ein?«
    »Schnaps, das sagte ich Euch doch. Er schmeckt gut, nicht wahr?«
    Alebins Verstand war nicht mehr voll funktionsfähig. Die vielen Gläser Bier, der

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