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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Wand. »Kuck ma, da’s Nathan!«
    »Aber nein.«
    »Wenn ich’s doch sage! Er isses! Was macht Nathan auf so’m alten Bild? Wie isser da reingekommen?«
    »Das ist nicht Nathan.« Mistress Braxton nahm das Foto von der Wand und legte es mit der Rückseite nach oben auf den Tisch. Sie zog Alebin sanft mit sich fort. »Es ist … Ich sollte eher sagen: Es
war
sein Bruder Matthew. Die beiden sahen sich sehr ähnlich.«
    »Ach so.« Alebin torkelte am Arm von Mistress Braxton davon, auf den Tresen und die dahinter liegende Tür zu. Einmal hob er den Kopf und schaute etwas mühsam hinauf zu der vergilbten Fotografie im Barockrahmen.
    »Nacht, Victoria, altes Motzgesicht!«, rief er vergnügt und winkte der Königin zu. Sie reagierte nicht – das wäre auch befremdlich gewesen – und blickte nur streng auf ihn herab.
    Mistress Braxton war
not amused
über diese Majestätsbeleidigung, das sah man ihr an. Sie sagte aber nichts. Stattdessen führte sie Alebin zur Treppe, half ihm das Geländer zu finden und zog ihn mit sich die Stufen hoch. Auf halbem Weg blieb er stehen.
    »Alles in Ordnung, Darby?«, fragte sie.
    Leise schwankend stierte er sie aus glasigen Augen an. »Wieso bissu nüchtern unnich nich? Du hass den Schnaps doch auch getrunken.«
    Sie lachte. »Das wollte ich eigentlich, aber ich habe es mir versagt. Einer von uns musste einen klaren Kopf bewahren, sonst würden wir es nicht nach oben schaffen.«
    »Hassu mich reingelegt, du dicke Spinatwachtel?« Alebin feixte. Er verstand nicht, warum Mistress Braxtons Lächeln erlosch. Um es zurückzuholen, hob er den Finger und drückte ihn ihr auf die Nasenspitze. »Quiek!«
    Sie reagierte noch immer nicht, sah ihm ernst ins Gesicht.
    Das reizte so furchtbar, kribbelte im Bauch. Alebin konnte gar nicht anders als losprusten. Die Witwe führte ihn weiter, und er lachte sich kaputt. Die Treppe hoch ging es den Flur entlang zu einer Tür. Dann hatte es sich ausgelacht.
    »Dassnich mein Zimmer!«, sagte Alebin, während Mistress Braxton aufschloss.
    »Nein, es ist meins. Aber komm nur herein, Darby!«
    »Will ich nich!« Er riss sich los und torkelte davon. Sein Gästezimmer lag nicht weit entfernt, die kurze Strecke schaffte er allein. Doch als er die Tür öffnete, haute es ihn fast von den Füßen. Er drehte sich um, bass erstaunt. »Dssss«, machte er und hob noch einmal an. »Da… is Winter, da drin!«
    »Ach, herrje!«, rief Mistress Braxton. »Das hatte ich ganz vergessen! Heute Morgen habe ich bei dir die Fenster aufgemacht, zum Lüften. Wie dumm von mir, sie nicht zu schließen! Durch den Regen ist bestimmt dein ganzes Bett nass geworden.«
    Eilig kam sie heran und nahm seine Hand. »Komm da weg, Darby, du erkältest dich nur. Weißt du, was? Heute schläfst du in
meinem
Bett.«
    »Iss gut. Nacht, Ellie!«, sagte er und trottete los.
    Es war dunkel in Mistress Braxtons Schlafgemach. Nur der fahle Mond warf ein bisschen Silberschein durch die oberen Fenster, denn elektrisches Licht gab es nicht.
    Alebin hörte, wie sich die Tür hinter ihm schloss. Endlich allein! Er begann, sein Hemd aufzuknöpfen, zog es im Vorwärtstaumeln aus und warf es achtlos zu Boden. Das große Bett erahnte er mehr, als dass er es sah.
    Vor allem sah er den vorderen Rand nicht. Ehe Alebin wusste, wie ihm geschah, war er mit dem Schienbein an kantiges Holz geknallt und fiel aufheulend um; mitten hinein in schöne, weiche Kissen. Sie rochen nach Mistress Braxton. Das machte nichts, es war ja kein unangenehmer Duft. Irgendwie erinnerte er ihn an Heidekraut und Lavendel.
    Umständlich wälzte er sich auf den Rücken. Wenn er es sich gemütlich machen wollte, musste er seine Stiefel ausziehen. Alebin hatte keine Ahnung, wie er das anstellen sollte – sein benebelter Verstand sagte ihm zwar noch,
dass
es zu tun war, aber nicht mehr,
wie
. Zum unzähligsten Mal in seinem Leben nahm der Elf sich vor, weniger zu trinken. Dann versuchte er, die Stiefel zu erreichen. Er hob ein Bein … und kam nicht dran. Er beugte sich vor … und kippte zur Seite.
    »Scheißsch…schuhe!«, murmelte er und sank schwerfällig zurück auf die Kissen. Ach, war das angenehm, sich so auszubreiten! Und wie nett, dass ihm jemand die Schnürsenkel aufband! Aber warum raschelte es plötzlich so?
    »Hassu Mäuse in deinem Zimmer, Ellie?«, fragte er, obwohl die Witwe gar nicht da war.
    »Nein, das ist mein Kleid«, wisperte sie sanft. Und das war wirklich seltsam, denn wie gesagt: Sie war ja gar nicht anwesend. Alebin

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