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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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extra machen.
Blöde Hühner!
, dachte er, sprach es aber nicht aus. Schließlich wollte er etwas von ihnen.
    »Also gut. Ihr braucht mir nicht zu verraten, welche von euch Aurelia ist. Ich muss nur wissen, ob sie sich in diesem Stall befindet.«
    »Warum?«
    »Weil ich ihren Besitzer sprechen will.«
    »Ihren
Besitzer!
Pock! Da lachen ja die Hühner!« Das taten sie tatsächlich. Der ganze Schwarm begann zu gackern und zu flattern und zu kreischen. Der Lärm war beachtlich, und er ging Alebin auf die Nerven.
    »Soll ich reinkommen und euch die Hälse umdrehen?«, brüllte er und schlug mit der Faust an die Tür. Das verwitterte Holz knirschte bedenklich. Sobald es damit fertig war, verstummten die Moorhühner. »Meinetwegen könnt ihr lachen, bis ihr platzt, das ist mir ganz egal! Aber vorher beantwortet ihr gefälligst meine Fragen!
    Wird’s bald!«, fügte er hinzu, als die Stille kein Ende nahm.
    »Gaack! Was willst du denn wissen?«
    »Ist Aurelia bei euch?«
    »Ja.«
    »Dann ist Rocky zu Hause?«
    »Ja.«
    »Und wo finde ich ihn?«
    »Na, zu Hause!«
    Und schon fing das Gackern und Flattern von vorne an. Alebin gab es auf, die Hühner weiter zu befragen. Rocky hatte ihm gesagt, er würde in der Zinnmine wohnen – also nicht in diesem Schuppen und auch nicht neben dem Schornstein, hinter der Tür ohne Wände. Alebin brauchte nur den Mineneingang zu suchen.
    Mine
, das klang nach einem dunklen Loch im Berg, nach engen Höhlen und Staub. Letzteren gab es auch, doch der Rest war ganz anders. Alebin staunte, als er den Eingang der Zinnmine fand. Er war weit und luftig, überdacht und mit hohen Wellblechwänden vor Wind und Wetter geschützt. Eine umlaufende Fensterreihe in der Höhe ließ das Tageslicht herein. Hinter dem Eingang lag eine breite Treppe, rechts und links von rostigen Förderbändern flankiert.
    Über brüchige Stufen folgte er ihr hinunter in eine Art Halle. Auch dort gab es Förderbänder; dazu kleine Eisenwagen. Sie standen auf Schienen, die ins Innere der eigentlichen Mine führten, und dienten wohl einst zum Abtransport des dort gewonnenen Materials. Zinn lag ja nicht in seiner mattsilbernen Form unter Tage herum. Es verbarg sich dort als Zinnstein, ein rotbraunes Erz, das in großen Brocken aus der Wand geschlagen wurde.
    Alebin hatte schwarze, lichtlose Stollen erwartet. Stattdessen fand er sich in einer geräumigen Höhle wieder, in dunklen Altrosa-Schattierungen. Das Gestein war von Narben und Rissen übersät.
    »Rocky?«, fragte Alebin unsicher. Er ließ seine Jacke fallen, dieses feuchte, restlos zugestaubte Ding, das ihm nur hinderlich war. Dann ging er ein paar Schritte in die Mine hinein.
    »Rocky?«
    Keine Antwort.
    »Ich weiß, dass du hier bist! Also zeig dich gefälligst – ich muss mit dir reden!«
    Nichts.
    Alebin suchte die Wände ab, trat näher heran, blickte in größere Risse. Doch er fand nichts, und auch sein Rufen erbrachte keinen Erfolg. Alles blieb still.
    Plötzlich fiel ihm etwas ein. Bei ihrer ersten und bisher einzigen Begegnung hatte ihm Rocky doch eine Kostprobe seiner Nachrichtenübermittlungstechnik gegeben! Dazu benutzte er den eigenen Namen: Rocky Zwölf. Alebin erinnerte sich, wie der Knocker vorgegangen war.
    »Ro-cky Zwölf«, murmelte er grüblerisch. »Kurz-kurz-lang.« Er bückte sich nach einem Stein.
    »Kurz-kurz-lang«, wiederholte er und klopfte dasselbe an die Minenwand. Zweimal, dreimal. Dann erhielt er eine Antwort.
    »Ist ja gut! Ich komme schon! Kein Grund, die ganze Nachbarschaft aufzuscheuchen!«
    Alebin trat einen Schritt zurück. Die Stimme hatte in Kniehöhe genörgelt, und dorthin richtete der Elf seinen Blick. Halb erwartete er, dass eine verborgene Tür aufschwingen würde oder das Gestein sich vielleicht auf magische Weise verflüssigte, irgendetwas in dieser Art. Stattdessen kam eine winzige, hauchdünne Scheibe aus der Wand. Noch eine, noch eine … Es nahm kein Ende. Das Ganze klapperte dem Boden entgegen, in den Scheibenmitten zusammengehalten von etwas, das Alebin automatisch an einen Lebensfaden denken ließ.
    Wenig später lag ein ganzer Haufen dieser zarten Steinschichten vor Alebins linkem Stiefel. Leicht versetzt, wie gefächerte Spielkarten. Sie rührten sich nicht. Doch gerade als der Elf sie mit dem Finger anschubsen wollte, ging ein Ruck durch das seltsame Gebilde. Die Scheiben schnellten übereinander, der Umriss einer Gestalt wuchs auf, Ränder klackten aneinander fest und – voilà! – stand Rocky Zwölf in der

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