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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht weit entfernt von dem ursprünglichen. Schließlich wollten sie auch fürderhin jene Orte besuchen, die – aus welchen Gründen auch immer – eine Bedeutung hatten.
    Alebin erinnerte sich an den gestrigen Vortrag von Jasper Foggerty. Der Dorflehrer hatte ihm erzählt, dass im Bodmin Moor viele antike Kultstätten existierten; seltsame Steinformationen, von Geistern heimgesuchte Plätze. Das klang nach einer typischen Elfengegend. Dies und die Tatsache, dass sie beim Schließen des alten Portals Tristans Schwert nicht geborgen hatten, brachten Alebin zu der Überzeugung, dass irgendwo in der Nähe ein weiterer Eingang auf ihn wartete.
    Natürlich hatte er keine Lust, das ganze Moor danach abzusuchen. Aber das war vielleicht gar nicht nötig: Was tief im See an Auren zerflimmerte, führte logischerweise auch über Land; schließlich waren Elfen unterwegs gewesen, keine Meerjungfrauen. Wenn es Alebin gelänge, eine dieser Spuren am Ufer aufzuspüren, könnte er ihr folgen und würde mit etwas Glück ein funktionierendes Portal finden. So dachte er und begab sich auf die Suche.
    Als er den Dozmary Pool erreichte, waren die schwarzen Bullen verschwunden. Alebin hoffte, dass sie sicher verwahrt waren, und zwar im Schlachthof, an einem Haken. Ohne Kopf.
    Trotzdem sah er sich noch einmal um. Dann ging er hinunter ans Wasser.
    Still, so still lag der unheimliche See zwischen den Weiden. Kleine Wellen kräuselten seine Oberfläche, das war auch schon alles, was sich bewegte. Alebin konzentrierte sich auf seine Suche, wanderte mit gesenktem Blick den feuchten, steinigen Uferstreifen entlang. Hin und wieder fand er tatsächlich alte Aurenreste, im Schilf und an tiefen Stellen. Doch sie waren zu schwach, um eine Fährte zu ergeben.
    Mehr als eine halbe Stunde war vergangen. Alebin hatte den See zur Hälfte umrundet und noch immer nichts Verwertbares gefunden. Manchmal sah er hinaus aufs Wasser, nur zur Sicherheit. Er glaubte zwar nicht, dass der alte Treggle noch einmal auftauchen würde oder die Höllenhunde zurückkehrten, doch ein prüfender Blick konnte nicht schaden.
    Noch seltener – aber immerhin! – erinnerte er sich an Mistress Braxtons Worte.
Hallowe’en! Das ist die Nacht der Geister, Darby. Da kehren die Toten zurück!
und
Wenn die Sonne versinkt, kommt die Bestie!
    Unwillig wischte er diese Gedanken fort. Es war noch nicht einmal Mittag, was musste er sich da mit düsteren Unkenrufen befassen? Was kümmerte ihn das Gerede der Witwe überhaupt? Die Toten waren in Annuyn, und da würden sie auch bleiben, das wusste er. Und die Bestie … Über sie hatte er sich noch kein abschließendes Urteil gebildet. Dass sie existierte, stand außer Zweifel. Auch, dass sie kein Tier war. Dieses Menschen fressende Biest hatte etwas an sich, eine Aura. Es gehörte mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit zur Elfenwelt, nur hatte Alebin diese spezielle Aurenart noch nie gesehen. Das riet zur Vorsicht. Nicht aber, am helllichten Tag ins Grübeln zu geraten. Was also trieb ihn dazu, sich derart ablenken zu lassen?
    Die Stille war schuld.
    Diese unangenehme, tiefe Stille, die über dem See und den Weiden lag. Keine Welle brach sich hörbar am Strand. Da war kein Vogel, der gezwitschert hätte; kein Baum, der sich rauschend im Wind wiegte. Nichts. Nur Stille. Alebin fragte sich, ob er vielleicht mal aufschreien oder einen Stein ins Wasser werfen sollte, um das Schweigen wenigstens für einen Moment zu durchbrechen.
    Gleich darauf hatte sich diese Frage erledigt, und Alebin wünschte, er hätte sich nie an der Stille gestört. Sie war unvergleichlich besser als das, was dem Elfen jetzt auf einer Frequenz unterhalb von zwanzig Hertz, im für Menschenohren nicht erfassbaren Infraschallbereich, von irgendwo entgegenscholl.
    »Töö-tenn!«
    Die Bestie!
, schoss es Alebin durch den Kopf. Er fuhr herum. Sein erschrockener Blick suchte hastig die Uferregion ab, fand aber nichts außer ein paar gefährlich nahe aufragenden Büschen. Versteckte sie sich dahinter?
    »Töö-tenn!«
    Es ließe sich herausfinden: Er musste nur hingehen und nachsehen. Oder warten, bis das unheimliche, mordende Wesen zum Vorschein kam. Ihn angriff.
    Er konnte es aber auch lassen. Alebin spurtete los, auf den See zu, stieß sich kräftig ab und hechtete mit einem Kopfsprung ins Wasser. Die Kälte war atemberaubend. Seine Kleidung sog sich voll, wurde schwer und schwerer. Alebin begann zu kämpfen. Untergetaucht schwamm er um sein Leben. Fort, nur fort vom Ufer! Er

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