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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Tote, die zurückkehrten. Und doch bekam alles, was Mistress Braxton ihm erzählt hatte, ein ganz anderes Gewicht in der Abenddämmerung, so allein unterwegs im Moor. Wie ausgestorben lag es da, das Bodmin Moor mit seinen rätselhaften Steinformationen, dem Heidekraut und der windumspielten Weite. Nicht einmal ein Hase ließ sich blicken.
    Oder das Dorf.
    Wieso tauchte es nicht auf? Hätte er es nicht längst erreicht haben müssen? Einen Moment lang quälte Alebin die Vorstellung, er könnte sich verlaufen haben. Hatte er Whispering Willows verpasst? Nein, das war unmöglich. Es gab doch nur diesen einen Weg. Er warf einen gehetzten Blick nach Westen: Die Sonne sank und sank. Aber noch war sie als leuchtendes Rund zu sehen, knapp über dem Horizont. Noch war Zeit.
    Hecken und Sträucher kamen in Sicht, die Alebin wiederzuerkennen glaubte. Und da – endlich! – war auch der sprudelnde, lebendige Bach, der rechts am Dorf vorbeiführte, unter den wispernden Weiden her. Da war die Wegbiegung nach links. Hausdächer jenseits der Sträucher, das Wiesenstück, der tote Bacharm.
    Die Brücke.
    Alebin atmete auf, als er sie sah. Nur noch ein kleiner Spurt, dann hatte er es geschafft! Er runzelte die Stirn: Wieso standen die Dorfbewohner da versammelt? Das hatten sie auch getan, als Harry zu spät kam.
Schon wieder einer überfällig! Jetzt aber schnell über den Bach – sonst holt sich die Bestie gleich zwei Mahlzeiten!
    Alebin erreichte die Brücke. Jemand löste sich aus der Menge, kam auf ihn zugerannt.
Oh nein: die Mumie!
    »Darby! Darby!«, rief Mistress Braxton. Mit einer Hand hielt sie ihr Kleid gerafft, die andere streckte sie nach Alebin aus, während sie ihm entgegenlief. Kurz spielte er mit dem Gedanken, auf der anderen Seite der Brücke zu bleiben, sah die Witwe dann aber doch als das kleinere Übel an und trat ins Dorf.
    »Darby! Oh Darby!« Aufschluchzend flog ihm Mistress Braxton um den Hals. Er ließ es geschehen, schließlich blickte das ganze Dorf zu ihnen. Sie hob den Kopf. »Wir haben uns solche Sorgen gemacht! Ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen. Aber du bist zurück, Gott sei Dank!«
    »Der hat damit nichts zu tun«, sagte Alebin brummend und wies auf die Dorfbewohner. »Wer hat sich denn diesmal verspätet? Auf wen warten sie?«
    Mistress Braxton lachte unter Tränen. »Na, auf dich! Wir haben gebetet, dass du es noch rechtzeitig schaffst, und wir wurden erhört.« Sie stutzte, und er konnte spüren, wie ihre Hand über den Rücken seiner Jacke tastete. »Aber Darby! Du bist ja ganz nass? Was ist mit dir geschehen?«
    »Ich bin in den See gefallen.«
    »Welchen See?«
    »Den Dozmary Pool.«
    »Was? Aber …«
    »Ja, ich weiß.« Alebin schob sie beiseite. »Der böse Geist und so. Wie du siehst, hat er mir nichts getan. Alles ist gut. Und jetzt lass uns ins Haus gehen, ich würde mich gern umziehen.«
    Jasper Foggerty trat hinzu. Der Dorflehrer klopfte Alebin auf die Schulter. »Glück gehabt, alter Junge! Wir hatten wirklich Angst um dich.«
    Alebin lächelte dünn. »Weißt du, wir sollten uns mal unterhalten! Vielleicht bei einem Bierchen heute Abend, im
Grumpy Hog?
«
    »Heute?« Jasper lachte unsicher. Sein Blick flog zu Mistress Braxton, dann gleich wieder zurück zu Alebin. »Heute ist Hallowe’en!«
    »Und?«
    »Das ist keine Nacht zum Feiern, Darby.« Mistress Braxton zog den widerstrebenden Elfen mit sich fort. »Ihr könnt euch auch morgen noch unterhalten.« Sie drehte sich nach dem Dorflehrer um. »Alles Gute, Jasper!«
    »Alles Gute, Ellie. Dir auch, Darby.«
    Alebin verzichtete auf eine Antwort. Das fehlte gerade noch, dass er irgendwelche bescheuerten Menschenbräuche übernahm! Wütend ging er neben Mistress Braxton auf deren Taverne zu. Die Witwe winkte unterwegs nach rechts und links, wünschte ihren Nachbarn herzlich lächelnd dasselbe wie zuvor dem Dorflehrer. Mit genau diesem Lächeln wandte sie sich schließlich an Alebin.
    »Es war nicht nett von dir, Jaspers Gruß nicht zu erwidern!«
    Alebin rieb sich das Kinn, heuchelte den Nachdenklichen. »Hmm. Was macht mich nur so sicher, dass er es überleben wird?«
    Mistress Braxton fand das nicht komisch. Vor der Tür des
Grumpy Hog
blieb sie stehen, den Schlüssel schon in der Hand. Vorwurfsvoll fragte sie: »Was ist nur mit dir los, Darby? Du bist wie ausgewechselt! Gestern noch so … reizend, und seit dem Morgen hast du kein nettes Wort mehr zu mir gesagt.«
    Alebin breitete die Arme aus. »Vielleicht sehe ich keinen

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