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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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er. Unbemerkt von der Bestie, öffnete er das Säckchen. »Ich weiß«, fuhr er fort, »dass du einst ein Mensch warst, eine machtgierige Frau, die einen Pakt einging. Dafür erhieltest du Magie und wandeltest dich zu einem schaurigen Geisterwesen – zu der unsterblichen Torfmuhme, die noch dazu ihre Gestalt verändern kann. Hab ich recht?«
    »Mein Kind«, zischte Shumoonya.
    »Aber darum geht es doch. Eines Tages hast du bereut, was aus dir wurde, denn du warst einsam und wünschtest dir Gesellschaft. Und dann wurde dir dein kleiner Wechselbalg genommen …«
    »Wo ist es?«, fragte die Bestie und entblößte fauchend ihre Reißzähne.
    »Unter der Klapperbrücke, unter dem Kreuz der Kirche, dort liegt es, versteinert bis in alle Zeit«, antwortete Alebin, und dann riss er blitzschnell das Säckchen hoch und drehte es um. Aus der Öffnung fiel grauer Sand, den Alebin mit vollen Backen und ein paar geflüsterten Worten ins Gesicht der Bestie blies.
    Die Torfmuhme stieß daraufhin einen markerschütternden Schrei aus. Sie fuhr zurück, sprang in Riesensätzen durch die Halle, schüttelte sich und versuchte den Staub loszuwerden.
    »Vergiss es«, sagte Alebin und lehnte sich gemütlich in seinem – ja, seinem! – Thron zurück. »Nachdem ich deine Herkunft herausgefunden hatte, war es nicht schwer, ein Mittel herzustellen, um dich zu bannen. Ein bisschen Staub aus einem geweihten Stein, Glockenklang, Sphärenrauch und dies und das.« Er schlug ein Bein über das andere. »Ich habe meinen Handel erfüllt. Und drücke dir mein tiefstes Bedauern aus, dass dein Kind nicht mehr zu retten ist. Möge es in Frieden weiter ruhen!«
    »Lass mich frei!«, schrie die Bestie. Sie versuchte, ihn mit ausgefahrenen Krallen anzuspringen, doch eine unsichtbare Mauer schien sie aufzuhalten. Ungebremst prallte sie dagegen und krachte mit ächzendem Stöhnen zu Boden.
    »Mein liebes Menschlein, leg dich nicht mit einem Elfen an, der über zweitausend Jahre alt ist.« Alebin kicherte. Dann wurde sein Gesicht hart wie Stein, jegliche Leutseligkeit war verschwunden. »Der Handel ist erfüllt, ich habe die Regeln eingehalten. Und nun stelle ich eine neue Regel auf: Du unterstehst ab sofort meinem Befehl. Du wirst diese Gestalt nicht mehr verlassen.«
    Die Bestie heulte auf. »Ich werde den Bann brechen!«
    »Nicht so schnell, meine Bestie. Gewiss, jeden Bann kann man irgendwann brechen, es gibt immer eine Auflösung. Aber du wirst keine Freude daran haben, denn schon in dem Moment wird dich mein Todesfluch treffen, den ich gleichzeitig über dich verhängt habe. Und du vermagst nicht beides gleichzeitig zu brechen.« Alebin straffte die Haltung und setzte eine heitere Miene auf. »Nun denn! Kein Grund, so gramvoll zu blicken. Du wirst sehen, ich bin gar kein so schlechter Herr, und du sollst deinen Spaß bekommen – wenn du mir treu und brav dienst. Zum Zeichen, dass du verstanden hast, kommst du jetzt her und leckst mir die Schuhe.«
    Die Bestie verharrte. Dann brach das Feuer in ihren Augen, sie kroch auf ihren Meister zu und ließ die Zunge über seine staubigen Schuhe gleiten.
    Einige Wochen später. In der Menschenwelt ging es auf Neujahr zu, in Lyonesse hatte es sich schon vorher ausgefeiert. Ein für alle Mal, wie es schien. Was war das für ein Schock gewesen, als die Bevölkerung eines Morgens vom Brausen eines unheimlichen Sturmes geweckt wurde, der wie ein schwarzes Band über ihre Dörfer und Städte zog! Manchmal löste sich etwas aus den wirbelnden Streifen und segelte zu Boden.
    Verbrannte Flügel.
    Was war tragischer anzusehen als verbrannte Schmetterlingsflügel? Wer hatte diese schönen, zarten, sanftmütigen Wesen so grausam getötet? Warum ließ der König das zu, und wo war er überhaupt?
    Diese Fragen wurden von Boten beantwortet, die am Morgen nach der schicksalhaften Novembernacht völlig verängstigt durchs Land hetzten. Manche waren geschlagen worden, anderen hatte der Anblick der Bestie gereicht, die den neuen Machthaber überallhin begleitete. Cunomorus, so berichteten sie, wäre auf den königlichen Balkon getreten. Er wollte wissen, warum die Glocken läuteten. Der unheimliche Sturm hatte ihn erfasst und mit sich fortgerissen – aus dem Land geschleudert, wie es hieß.
    Lyonesse hätte einen neuen König, meldeten die Boten weiter: Alebin. Er verlangte als Erstes eine gehörige Steuernachzahlung und ließ allen arbeitsfähigen Männern ausrichten, sie sollten sich umgehend in der Hauptstadt einfinden. Alebin

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