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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich in ihrem Fleisch verbiss. Und zog. Und zerrte …
    Cor und der Kau hockten im Korb unter dem Kinderwagen und machten sich so klein wie irgend möglich. Sie spürten Talamhs gellende Schreie, die den Buggy erbeben ließen, sahen Alebins Füße ungeduldig auf den blutgetränkten Boden tappen. Das konnte nur ein Albtraum sein, beschlossen die beiden und kniffen ihre Augen zu.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit war es vorbei. Die Bestie nahm ihre Torfmuhmengestalt wieder an, Talamh hörte auf zu schreien, und die Glocken verhallten.
    Alebin nickte zufrieden. »So weit, so gut! Jetzt müssen wir in die Stadt, den Palast übernehmen und Cunomorus aus dem Bett werfen.«
    »Ich glaube, ich habe eine bessere Idee«, sagte die Torfmuhme und bückte sich zu Cor und dem Kau hinunter. Gleich neben ihrem Korb unter dem Kinderwagen war eine Blutlache. Ein großer, prächtiger Schmetterling zappelte darin. Wenn seine verklebten Flügel auseinanderklafften, konnte man ein feines Leuchten erkennen: Elfenschimmer. Der Falter war magisch! Shumoonya pflückte ihn aus dem Blut und schob ihn in den Mund.
    Alebin verzog das Gesicht, als sie ihn zerkaute. »Das nennst du eine
bessere Idee?
«
    »Hast recht.« Shumoonya spuckte den zermatschten Körper in ihre Hand. »Die Idee ist nicht besser – sie ist genial! Pass auf!«
    Nach diesen Worten holte sie aus, murmelte einen fremdartig klingenden Fluch und schleuderte den Falterbrei in die Winternacht. Er flog davon und ließ eine Spur aus winzigen Lichtern zurück. Sie schwebten über Büsche und Steine und alle sonstigen Plätze, auf denen sich Schmetterlinge zur Ruhe begaben, erfassten die zarten Geschöpfe – und rissen sie mit sich fort. So hart und schnell, dass die Falter in tausend verbrannte Fetzen zerfielen. Aus ihnen entstand ein Aschewölkchen, das sich langzog, größer wurde und schneller. Wind kam auf. Er folgte dem schwarzen Gebilde, holte es ein, verwob sich mit ihm. Binnen kürzester Zeit brauste ein Sturm über Lyonesse, der die Schmetterlinge fraß. Ihre Magie hauchte ihm unwirkliches Leben ein … und machte ihn zum Diener der Torfmuhme.
    Zufrieden nickte sie. »Gib ihm zwei Stunden, maximal drei. Dann hat er das Land umrundet, und die Grenzen sind gesichert. Du hast dein Ziel erreicht, Elf. Jetzt verrate mir, wo mein Kind ist!«
    Alebin schüttelte den Kopf. »Nein, nein, nein! Erst will ich sehen, dass dein Sturm funktioniert. Dann muss auch noch Cunomorus besiegt werden. Vorher sage ich keinen Pieps.«
    Er blieb dabei, da konnte die Torfmuhme zetern, soviel sie wollte. Wortlos schob Alebin den Kinderwagen mit seiner kostbaren Fracht und den beiden weniger kostbaren Elfen den Weg entlang zur Stadt. Er verzog keine Miene; innerlich aber jauchzte er vor Vergnügen und führte Stepptänze auf, so glücklich war er.
Sieg! Sieg!
, schoss es ihm immer wieder durch den Kopf.
    Es war ein herrliches Gefühl.
    Schlossherr zu sein war äußerst angenehm. Insbesondere, wenn es sich um keine Ruinen, sondern einen richtigen Palast handelte. Wenn er es recht betrachtete, war er nun König von Lyonesse. Das hörte sich doch gut an. Ein hervorragender Beginn seiner weiteren Machtpläne.
    Der einzige Wermutstropfen blieb diese ewig nörgelnde Torfmuhme, die wegen ihres Kindes nicht lockerließ. Alebin wusste, er konnte sie nicht mehr lange hinhalten. Also musste er eine Lösung finden. Er gab Shumoonya einen Auftrag, den sie als Bestie erledigen sollte, und zog sich dann in die Alchemistenkammer zurück, tief unten in den Gewölben des Palastes. Dort forschte und experimentierte, laborierte und testete er, bis er mit dem Ergebnis zufrieden war. Mit einem kleinen Säckchen in der Hand kehrte er gerade rechtzeitig in den Thronsaal zurück, als auch die Bestie eintraf.
    »Ich habe den Auftrag erfüllt, und nun halt endlich deinen Teil des Handels ein!«, forderte die Torfmuhme. Wie Alebin vermutet hatte, behielt sie die Furcht einflößende Bestiengestalt bei.
    »Selbstverständlich! Ein Handel ist ein Handel, und Alebin hält sich daran. Komm näher!« Er bewegte den Zeigefinger zu sich. »Ich flüstere es dir ins Ohr, denn niemand soll zuhören. Nicht, dass am Ende noch etwas schiefgeht mit unserem schönen Handel.«
    Langsam kam die Bestie näher. Alebin spürte, wie sich seine Nackenhärchen aufstellten, sobald der heiße Atem sein Gesicht streifte. Einmal zubeißen, und sein Kopf wäre im Schlund verschwunden. Doch es konnte nichts schiefgehen.
    »Noch ein Stückchen«, flüsterte

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