Seidendrachen
worden wären. Nein, dieses Los war weder i h m noch Jarin best i mmt!
Heute Abend ha t te Akio lange m e di t iert, hatte seine Ahnen und die Drachen u m Führung geb e ten. Der Drachenkö n ig ver l angte ein Opfer für den E insatz seiner Kräfte.
U m König Louis zu ret t en, m usste Akio seiner L i ebe für i mmer entsagen. Daher mac h te er auch jet z t keiner l ei Anstal t en, sich Jarin zärt l ich zu nähern, wie es sonst seine Art wa r .
Die Reinhe i t eines Got t es m uss t e in i h m wohnen bis zu sein e m Ableben. Dann würde der Drac h enkönig seine Seele in die Obhut nehmen und dem König von Frankr e ich das Le b en schenken. Das höchste Opfe r , das ein Magier bringen konnte.
Als Jarin ihn jet z t küssen wol l te, wich Akio zurück.
„ Du gehen m usst, bitte “ , sagte er mit T ränen in den Augen. Sein Freund verstand nic h t. „ W ar u m ? H a st du An g st, dass uns d i e W achen hören? W ir können j a runter gehen zur K r y p t a “ , schlug er vo r .
Akio schütte l te den Kopf. „Nein, bit t e, du gehen. Nicht k o m m e n wieder vor F e s t mahl. Dann du ve r s t ehen wirst.“ Seine Augen fle h ten Jarin an und seine sinn l ichen Lippen z i tte r ten le i cht bei diesen W or t en. Lippen, die Jarin liebkosen woll t en.
„ Bist du böse etwa auf m i ch? Habe ich dir i r gendetwas ge t a n ? “ Jarin war ents e tzt und m usste an sich hal t en, nicht la u t zu werden. Draußen standen i mmer noch die bei d en W ach l eute. Er spürte ei n e lä h m e nde An g st und Unsicherh e it. W as war denn bloß los mit Akio? Eine ein z elne T räne rann wie in Ze i tlupe über Akios rechte W an g e. W einen war in China für einen Jungen undenkbar! Aber das Herz war i h m so unen d lich schwe r . Gleich z eit wusste e r , dass der Europäer die chi n esische Natur ni e m a ls begreifen würde. T rotz seines Mischlingsblu t es war Akio in Chi n a aufgewachsen und mit dessen W e r ten und Glaubensvorst e llungen erzogen worden. Nie war i h m seine eigene Fr e m d artig k eit so bewusst geworden wie in diesem Augenbl i ck, wo er Jarins muskulösen weißen Leib a m liebsten u m a r mt und geküsst hä t te! Er gehörte ebenso wenig in dieses Land wie in sein ei g enes. Dennoch würde sich in dies e m Land sein Schicks a l erfü l len. So war es best i mmt. „ V ert r au mir “ , sagte er nur l e ise und wandte seinen Kopf ab. Jarin erhob sich von dem weic h en Bett. Er konnte sich Akios V erhalten nicht erklären. W ie gerne hätte er darin die Nacht geme i nsam mit sein e m Freund verbracht. E ine Nacht, wie g e scha f f en für zwei L i ebende. Doch er ging nun den g l eichen W eg zurück in sein Z i m m e r . Dab e i tast e te er vo r sic h tig nach d e m Jademe d ai l lon um seinen Hals. Ein so kostbares G e schenk war i h m noch nie gemac h t worden. Akio m usste ihn l i eben, aber war u m verhi e lt er sich dann so se l tsa m ? Ob das m i t seiner Re l igion zu tun ha t te? Die Christen fe i erten ja auch eine Art Fasten z eit.
Den Rest der Nacht grübe l te Jarin, während sein Körper vor V erlangen nach Akios zarten Berührungen ve r ging. In seinen Gedanken wiederh o lte er dessen Liebkosungen m i t Händen und L ippen. U n m erk l ich glit t en dabei seine e igenen Hände streic h elnd über seine Haut. Er seufzte l aut auf. Es bl i eb ihm gar nichts anderes übrig, a ls dieses V erlan g en in seinen Lenden selbst zu sti l len. Aber den Hunger in seiner See l e vermoch t e er nic h t zu t ilgen. Kurz vor d e m Mo r gengrauen erlöste ihn ein graus a m kurzer Schl u mmer von den trüben Gedanken.
*
A m nächs t en Mo r gen ritt der j u nge Herzog Arian auf ein e m kräf t igen Grauschimm e l an der Spi t ze der Jagdgese l lschaft. An seiner Se i te waren ei n ige Ede l leu t e m i t Pfeil und Bogen bewa f fnet. Dahinter der Hauptmann de V ervier auf sein e m französischen V ollblü t e r , der kopfschü t telnd i m m e r wieder gegen die Züg e lführung k ä m p f te. Das Klä f fen der Hunde ma c hte den dunkelbrau n en Hengst zusehends unruhiger und nur Nicolas fest e m Schenkeldr u ck war es zu verdan k en, dass er nic h t auf und davon ging. U m sie herum sprangen die braunweiß g escheck t en Bracken, deren Master immer wieder versuchte, die Meute zusammenzu h al t en, bis man das zu e r legende W i ld aufgespürt hatte. E in großer Zwölfen d er soll t e es sein, der h i er i m W ald die Rege n tschaft führte. Dieser sollte zur Feier des T ages sein Leben
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