Seidendrachen
lassen, u m der G e s e llschaft am Abend als Festmahl zu die n en.
Als Arian sah, d a ss der j unge Franzose i m m e r wei t er zurück f iel, rief er spöt t isch nach hinten: „Euer R o ss scheint nic h t an Hunde gewöhnt zu sein. V iell e icht sollt e t Ihr besser zurück zum Schloss rei t en . “
H ä m isc h es Geläc h ter seiner Begl e iter folg t e diesen W orten. Nico l as bemühte sich u m Ha l tung, obwohl er den groben Klotz gerne von sein e m Pferd gerissen und ein paar Ohrfeigen verte i lt hätte. In ruhig e m T onf a ll erwide r te er nur:
„ Ihr braucht kei n e Rücksic h t auf mi c h zu ne h men, Monsieur le Duc. Unsere V oll b lüter sind im T emper a ment nic h t zu ver a chten. E i lt nur voraus. Ich werde Euch m i t Le i chtigk e it einh o len.“
Ein verst e ckter A f front klang darin mi t , den der ein f ach gestr i ckte Arian j edoch nic h t heraushörte. Einer der ade l igen Beg l ei t er warf d e m Franzosen einen warnenden Blick zu. Dann ertönten die Hörner der T r e ibe r , die besagten, dass man den gesuchten Hirsch aufgetr i eben h a tte.
Die Jagdgese l lschaft stob im Galopp davon, al l en voran die Hund e m e u te. Nicolas de V ervier ha t te Mühe, den Hengst zurüc k zuhal t en, der sich im Kreis dreh t e und stieg. D a s T ier wäre zu gern hinter h er geprescht, doch der Haup t m a nn wart e te, bis die Rei t er nur noch Punkte am Horizont waren. Dann gab er d e m Pferd die Sporen und ließ den angespan n ten Muskeln unter ihm fr e ien Lauf. Der Hen g st flog nur so schnaubend über den weichen W a ldboden und die verein z el t en, grasbewachsenen Lichtun g en. Bald war sein dunkelbrau n es Fell schwarz v o m Schweiß und weiße Flocken b i ldeten sich an Hals und Br u st. Doch er l ieß nicht ei n en Meter nach in seiner Geschwindigk e it, froh, sich end l ich un t er sein e m Rei t er strecken zu dürfen. Erdkl u mpen flogen rec h ts und links davon, a ls die Hufeisen durch den Boden pflügten.
Nico l as brauchte nur dem Klä f fen und dem Geschrei zu folgen, das plöt z lich verst u m m t e. Scheinbar war die Jagd erfolg r eich zu Ende gegangen. Und t atsäch l ich: Am Rande ei n er L i chtung standen die T rei b er u m den m i t m e hreren Pfei l en erleg t en König des W aldes und verte i lten dessen Inner e ien an die Hunde, die sich knurrend um die blutigen Fet z en stri t ten.
Herzog Arian saß lässig dane b en auf sein e m Ro s s, b e ide Hände auf den Satt e lknauf gest ü tzt, ein siegessiche r es L ä cheln auf den schmalen Lip p en. Seine Höf l inge waren größte n te i ls abgestie g en und bere i te t en den U m trunk vo r . Ni e m a nd acht e te auf d a s von hi n ten heranrasende Pferd des Franzosen. Als sie sich u m wandten, war es ber e its zu spät. Für al l e Be t ei l igten schien es, als säße der Hauptmann m i t ei n em verzweif e lten Gesichtsausdruck auf ein e m durchgehen d en Gaul. Dieser pral l te mit vo l ler W ucht gegen den st ä mmigen Apfelsch i mmel des Herzogs, der mit den V o rderb e inen einknic k te und zur Seite geworfen wurde. Arian verlor den Halt i m Sattel und stürzte – geradewegs in das hoch aufra g ende Geweih des Zwölfenders. Eines dieser spit z en Enden durchbohrte seinen feisten Hals. So verlor das Herzogt u m Oranien seinen neuen Her r scher nur einen T ag nach dessen A m tsantr i tt durch einen tragischen Jagdunfall. Die Krönungsfeie r lichk e iten wurden zur T rauerfe i e r .
A m nächsten Mo r gen l i eß Herzog W i lhe l m den französischen Haup t mann zu sich rufen. Eine T rauerbinde sc h m üc k te den rechten Ärmel seines präch t igen G e wandes.
„ Es scheint, Ihr bringt mei n e m Hof kein Glück, Mo n sieur de V ervier “ , begrüß t e der grauh a arige Herrscher den E intr e tenden. Dieser vernei g te sich demütig. „Ich wünschte, i ch könnte das G e sche h ene ungesche h en mac h en. V e r gebt mi r , Euer Gnaden. Ich bin bereit, j edwede Strafe, die Ihr mit zuge d acht habt, auf m i ch zu nehmen.“
W ilhe l m bede u tete i h m , sich zu erheben. „Bedarf es denn ei n er Straf e ? Meine Höflinge beric h te t en m i r , dass es ein Unfall wa r . Es war doch ei n e r , oder?“
„ Natü r lich, Monsieur le Duc. Ich werde dieses Pferd töten lassen, das so viel Unheil über Euer Haus brach t e . “
„ Genug. Lasst das a r m e T ier in Frieden. Es ist, wie es ist. Alles lie g t in Got t es Hand. Ich nehme Arians T od als Bestrafung für m e ine früheren Sünden hin. Go t t sei
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