Seidene Küsse
wanderte weiter. Manuela setzte sich näher an den Tisch, damit niemand es mitbekam. Die Hand tastete sich unter ihr Höschen und streichelte sie darunter. Michael sah sie an, seine Augen glänzten, denn es hatte sich Wasser angesammelt, aber nicht, dass Tränen flossen, nein, pure Lust stand darin.
Am liebsten wäre sie mit Michael nach Hause gegangen und hätte ihn
vergewaltigt
– aber da war diese Vereinbarung. Also zog sie sich zurück. Michael nickte ihr unauffällig zu und bedeutete ihr, sie solle sich an David ranmachen. Aber das war gar nicht nötig, denn in diesem Moment näherte sich David ihr und küsste sie. Er schmeckte nach Bier, wahrscheinlich so wie sie. Die anderen am Tisch brachen in Gejohle aus und feuerten Zurufe ab. Jetzt lag Davids Hand auf ihrem Knie und tastete sich weiter vor. Manuela stellte sich vor, es wäre Michaels Hand. Doch plötzlich war es ihr egal, welche Hand es nun war. Als sie über Davids Schultern blinzelte, sah sie Michael, der ganz hingerissen war von dem, was ihm geboten wurde. Na, der sollte sein blaues Wunder erleben.
Küssen konnte David, das musste sie ihm lassen. Seine Zunge reizte sie. Als sie seine Hand an ihrem Höschen spürte, war es um sie geschehen. Sie wollte Sex. Und hier war ein Mann, nein, sogar zwei davon, die ihn ihr geben wollten.
Die Band spielte wieder, dieses Mal
Country Road.
David löste sich von ihr und zog sie mit auf die Bank. Michael machte ihr ein Zeichen, damit sie David endlich nach dem Dreier fragte. Sie wollte nicht, sie konnte einfach nicht, und deshalb schüttelte sie leicht den Kopf. Oben auf der Bank legte David seine Hand über ihre Taille, dann plötzlich lag sie auf ihrem Hintern.
Als David zum WC musste, folgte Michael ihm. Ob er ihn fragen würde? Nein, einen Rückzieher würde sie nicht machen. Sie hob schnell die Maß und trank davon. Ihre Nerven waren gespannt wie Drahtseile, und sie konnte sich nicht mehr auf ihre Umgebung konzentrieren. Jedes Jahr erlebte sie es, dass einem wegen der lauten Musik eine Unterhaltung un möglich gemacht wurde. Trotzdem war es der begehrteste Aufreißerplatz in München. »A bisserl wos geht immer«, war der Leitspruch für die Wiesn, was nichts anderes bedeutete, als dass auch der Unansehnlichste für eine Nacht eine Frau abbekam.
Vor lauter Unruhe hatte sie sich hingesetzt und hing ihren Gedanken nach, als David sich neben sie und Michael sich ge-genüber setzte.
Hoffentlich war David nicht mit Michaels Vorschlag einverstanden. Aber was dann? Michael würde es ein anderes Mal wieder probieren. Und David gefiel ihr wenigstens.
David näherte sich ihrem Ohr. »Du bist mir vielleicht eine.«
O Gott, Michael hatte es tatsächlich gesagt.
»Ich hätte nie gedacht, dass ich mal eine Frau auftreibe, die gerne einen Dreier mag.«
Er hatte es vorgeschlagen. Verdammt! Was sollte sie tun? Mitgehen? Oder den verrückten Schmarrn absagen?
»Komm, wir gehen. Der Vorschlag hat mich so angeturnt, dass ich es nicht mehr länger aushalte. Du Wilde.« Dabei zwickte er sie neckend in ihren Allerwertesten.
Michael grinste zu ihr herüber. Ach, verdammt, sie würde es einfach ausprobieren. Danach konnte sie immer noch überlegen, was sie mit diesem Versuch anfangen sollte. Wie das wohl ablief? Gab es irgendwelche Regeln, von denen sie nichts wusste? Würden sie sich einfach ausziehen und anfangen, oder würden sie sich noch unterhalten? O je. Wieso ließ sie sich nur darauf ein? Wäre es nicht besser, noch schnell einen Rückzieher zu machen? Nein, einen Rückzieher hatte sie noch nie gemacht. Außerdem, immer wenn ihr Michael davon erzählt hatte, hatte sie die Möglichkeit an sich insgeheim aufregend gefunden. Es hatte ihren Sex nur noch mehr angestachelt, und sie war noch schneller gekommen.
Als sie dem Vorschlag von Michael endlich zugestimmt hatte, war eine ihrer Bedingungen gewesen, dass das Ganze in Michaels Wohnung stattfinden müsse. Dort, in seiner Wohnung, konnte sie jederzeit gehen, wenn es ihr zu bunt wurde. Außerdem wäre ihre Wohnung frei von diesem Ereignis.
Einerseits kam sie sich vor wie eine
femme fatale,
andererseits wie ein Opferlamm, wobei langsam das Erste überhand nahm. Die Blicke, die sie ihr zuwarfen, Hände, die sie im Taxi weiter in Stimmung brachten … Plötzlich konnte sie sich der lustgefüllten Luft nicht mehr entziehen.
»Macht es euch schon im Schlafzimmer gemütlich, ich hole uns noch etwas zu trinken«, sagte Michael.
Also kein Vorgeplänkel.
Manuela führte
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