Seidene Küsse
reichte es Verena.
»Ein toller Typ. Pechschwarzes Haar, dann die grünen Augen und erst diese Grübchen an den Wangen, wenn er lacht.
Umwerfend.«
»Nicht wahr?«
»Und wie alt ist er?«
»Einunddreißig. Also vier Jahre älter als ich.«
Verena war gerade im Badezimmer; das Geschirr hatten sie zusammen gespült, und somit war Yvonne genügend Zeit geblieben, um sich für Andre hübsch zu machen.
Vor dem Schlafzimmerspiegel drehte und bückte sie sich. Die halterlosen Strümpfe gaben ihren Beinen einen seidigen Schimmer. Yvonne beeilte sich, denn jeden Moment konnte Verena aus dem Badezimmer kommen.
Yvonnes Haare wurden von einer großen Spange im Nacken gehalten und reichten ein ganzes Stück über die Schultern. Wenn sie die Haare offen trug, war es der reinste Schafsteppich. Im wörtlichen Sinne war sie keine Schönheit. Aber sie war eine Frohnatur, und in ihren tiefbraunen Augen lag ein samtiger Glanz. Obwohl ihr Haar in der Farbe eines Kornfelds schimmerte und für Yvonne nichts Außergewöhnliches darstellte, wurde sie häufig darauf angesprochen.
Mit ihren eins fünfundsiebzig war sie auch meist die Größte in einem Raum, vor allem in den U-Bahnen fiel es ihr oft auf.
Wenn sie an einem Ende eines Raumes stand, war häufig erst am anderen Ende jemand, der auf ihrer Augenhöhe war, und das waren selten Frauen.
Verena kam gerade splitterfasernackt ins Schlafzimmer; ihr schwarzes Haar war bereits gefönt, geschminkt war sie auch schon. Während Yvonnes Busen klein war, hatte Verena einen großen, zu groß für eine Männerhand, und dazu eine Wespentaille. Ihr kurzes Haar betonte die riesigen Augen, die so blau waren wie ein tiefer Ozean. Mit ihren Wimpern hätte sie jemanden erdolchen können. Die Lippen waren wie gezeichnet und sehr sinnlich.
»Die Männer müssen dir doch scharenweise nachlaufen«, sagte Yvonne.
Verena griff gerade nach ihrer Spitzenwäsche und drehte sich zu Yvonne um. Ungeniert stieg sie in das Höschen und lachte. »Das tun sie auch, und ich genieße es. Ab und zu schlafe ich mit einem, aber der Richtige war noch nicht dabei.«
»Ich glaube, du musst dich beeilen, sonst kommen wir zu spät«, sagte Yvonne.
»Andre wird schon warten. Es schadet ihm nichts.«
Andre wartete ungeduldig vor dem Restaurant auf Yvonne. Als Erstes stellte sie Verena und Andre einander vor. Andre umarmte Yvonne liebevoll; eine Hand hielt wie zufällig ihren Po, als er ihr einen zärtlichen Begrüßungskuss gab. Als sie ihm in die Augen blickte, konnte sie, so schien es, ihn siegessicher lächeln sehen, und seine Lippen formten ein ungläubiges »Wow«. Sein Blick sagte: Das ist nur ein Traum, kneif mich, damit ich wieder erwache.
Im Lokal ging es laut her. Die Plätze waren alle besetzt, Stroh bedeckte den Boden. Riesige angebrochene Tonkrüge waren mit Besen aus Reisig, Rechen und anderen Gerätschaften bestückt. Der Chef persönlich begrüßte sie mit seinem typischen abgerissenen Strohhut, der schon bessere Zeiten gesehen hatte, und mit der grünen Gärtnerschürze. Ohne Reservierung gab es keine Chance, hier einen Platz zu bekommen. Das Essen war köstlich, dennoch spürte Yvonne eine unerträgliche Spannung. Andre hielt sich sehr zurück. Eigentlich hatte sie erwartet, dass er sie ab und zu streicheln würde, aber nichts dergleichen geschah. Das ließ ihr Blut noch mehr in Wallung geraten. Und erhöhte die Erregung. Später brachen sie auf in den Szenetreff in der Maximilianstraße.
Als sie an der Garderobe anstanden, flüsterte Andre ihr ins Ohr: »Stell dich bitte mit dem Rücken zur Wand, wenn wir oben sind.«
Was er wohl jetzt mit ihr anstellen wollte? Sie war schon ganz aufgeregt. Jedes Mal, wenn sie sich trafen, ließ er sich etwas Neues einfallen. Sie sah ihn an und nickte. Alle hatten inzwischen ihre Getränke, und Yvonne sah zu, dass sie sich ganz zufällig mit dem Rücken an eine Wand stellen konnte.
Die Bässe und die Lautstärke der Musik fuhren ihr direkt ins Lustzentrum.
André stellte sich ganz nah zu ihr, sein Schwanz berührte ihre Hüfte, eine Hand lag auf ihrem Rücken. Wie in Zeitlupe ließ er die Hand etwas weiter nach unten wandern. Irgendwann lag sie auf ihrem glatten, runden, vom Rock verdeckten Po. In ihrem Schoß zuckte es. Mit den Fingern zwirbelte er ganz langsam ihren Rock hoch, bis seine Hand auf ihrem blanken Hinterteil landete. Er hatte dabei die ganze Zeit seine Unterhaltung mit Verena nicht unterbrochen und blickte Yvonne mit grün verhangenen Augen an.
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