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Seidenfächer

Titel: Seidenfächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L See
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üblen Klatsch weitererzählen sollen? Ich liebte Schneerose. Ich hätte sie nie verletzt, indem ich Frau Gaos giftige Bemerkungen wiederholte.
    Ich möchte nur noch eines hinzufügen: Mama muss Baba gegenüber etwas erwähnt haben, denn Frau Gao durfte unser Haus nie wieder betreten. Alle weiteren Geschäfte mit ihr wurden auf Hockern vor unserer Schwelle verhandelt. So sehr liebten Mama und Baba Schneerose. Sie war meine laotong , aber sie liebten sie so sehr, wie sie mich liebten.

    Der zehnte Monat meines dreizehnten Jahrs kam. Vor dem Gitterfenster verwandelte sich der weiß glühende Sommerhimmel in das tiefe Blau des Herbstes. Bis zur Hochzeit von Älterer Schwester blieb nur noch ein Monat. Die Familie des Bräutigams schickte die letzten Geschenke. Die Schwurschwestern von Älterer Schwester verkauften eines ihrer fünfundzwanzig jin Reis und besorgten dafür Geschenke. Die Mädchen kamen zum »Sitzen und Singen im oberen Gemach« zu uns. Andere Frauen aus dem Dorf leisteten uns Gesellschaft, gaben Ratschläge und nahmen Anteil. Achtundzwanzig Tage lang sangen wir Lieder und erzählten Geschichten. Die Schwurschwestern halfen Älterer Schwester bei ihren letzten Decken und beim Einpacken der Schuhe, die sie für die Mitglieder ihrer neuen Familie gemacht hatte. Gemeinsam arbeiteten wir an den Dritter-Tag-Hochzeitsbüchern, die Ältere Schwester bekommen würde. Damit sollte sie den Frauen in ihrer neuen Familie vorgestellt werden, und wir alle mühten uns, die richtigen Worte zu finden, um ihre besten Eigenschaften und Wesenszüge zu beschreiben.
    Drei Tage bevor Ältere Schwester in ihr neues Zuhause fuhr, begingen wir den »Tag der Trauer und des Kummers«. Mama setzte sich auf die vierte Stufe zum oberen Gemach, stellte die Füße auf die dritte Stufe und begann mit einer Wehklage.
    »Ältere Tochter, du warst eine Perle in meiner Hand«, sang sie. »Meine Augen füllen sich doppelt mit Tränen. Zweifach strömen sie mir über das Gesicht. Bald ist dort ein leerer Platz.«
    Ältere Schwester, ihre Schwurschwestern und die Frauen aus dem Dorf begannen zu weinen, als sie die Klage meiner Mutter hörten. Ku, ku, ku .
    Als Nächste sang Tante, und dabei nahm sie den Rhythmus auf, den meine Mutter vorgegeben hatte. Wie immer versuchte Tante, auch in der Trauer noch zuversichtlich zu sein. »Ich bin hässlich und nicht sehr klug, aber ich habe mich stets bemüht,
ein freundliches Wesen zu haben. Ich habe meinen Mann geliebt, und er hat mich geliebt. Wir sind ein Pärchen hässlicher und nicht sehr kluger Mandarinenten. Wir haben viel Spaß im Bett. Das wünsche ich auch dir.«
    Als ich an der Reihe war, erhob ich meine Stimme. »Ältere Schwester, mein Herz weint, weil ich dich verliere. Wären wir Söhne gewesen, wären wir nicht auseinander gerissen worden. Wir wären immer zusammen wie Baba und Onkel, Älterer Bruder und Zweiter Bruder. Unsere Familie ist traurig. Im oberen Gemach wird es einsam sein ohne dich.«
    Da ich ihr das beste Geschenk machen wollte, das mir möglich war, sang ich, was ich von Schneerose gelernt hatte. »Jeder braucht Kleidung – egal, wie kühl es im Sommer oder wie warm es im Winter ist -, also nähe Kleider für andere, ohne dass man dich darum bittet. Selbst wenn der Tisch reich gedeckt ist, lass deine Schwiegereltern zuerst essen. Arbeite hart und denke an drei Dinge: Sei gut zu deinen Schwiegereltern und zeige immer Respekt, sei gut zu deinem Ehemann und webe stets für ihn, sei gut zu deinen Kindern und sei ihnen immer ein gutes Beispiel. Wenn du dies alles erfüllst, wird dich deine neue Familie gut behandeln. Sei wohlgemut in diesem schönen Heim.«
    Die Schwurschwestern waren nach mir an der Reihe. Sie hatten ihre Schwurschwester geliebt. Sie war begabt und aufmerksam. Wenn das letzte Mädchen wegheiratete, würde sich ihr Schwesternbund auflösen. Dann blieben ihnen nur noch die Erinnerungen an ihr gemeinsames Sticken und Weben. Und ihnen blieben die Worte in ihren Dritter-Tag-Alben als Trost in den bevorstehenden Jahren. Sie hatten geschworen, wenn eine von ihnen starb, würden die übrigen Schwestern zur Beerdigung kommen und das, was sie geschrieben hatten, verbrennen, damit die Verstorbene diese Worte mit ins Jenseits nehmen konnte. Obwohl die Schwestern der Abreise von Älterer Schwester mit Kummer entgegensahen, hofften sie, sie würde glücklich sein.

    Nachdem alle gesungen hatten und viele Tränen vergossen worden waren, gab es noch etwas Besonderes von

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