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Seidenfessel - Maeda, K: Seidenfessel

Seidenfessel - Maeda, K: Seidenfessel

Titel: Seidenfessel - Maeda, K: Seidenfessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Maeda
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Isabelle fühlte etwas Kühles auf ihrer Scham. Sie war überreizt. Es brannte.
    „Entschuldige bitte“, sagte er und machte sich inzwischen weiter an ihrer Scham zu schaffen. Sanft rieb er darüber. „Ich war zu hart zu dir. Du bist überreizt und wund. Die Salbe wird dir helfen, dich schnell wieder zu erholen.“
    Isabelle stützte sich auf ihre Ellbogen, um Toshi beim Auftragen der Salbe zusehen zu können. „Warum tust du das?“, fragte sie und suchte seinen Blick. „Was willst du von mir? Einen Beweis deiner Macht? Meine Unterwerfung?“
    Er blieb stumm und machte weiter. „Warum tust du das mit mir, Toshi?“, fragte sie ihn eindringlicher.
    Der Yakuza löste seine Hand und wischte sie sich mit einem Handtuch sauber. Dann stand er auf und ging zur Tür. „Warum tust du das, Toshi?“, rief Isabelle verzweifelt. Er blieb stehen, den Türknauf in der Hand. „Weil ich es muss“, sagte er leise und ging.

K APITEL 11
    Hi schob sich die Sonnenbrille auf die Nase und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber die Neonlichter des Tokioter Fischmarkts waren grell. Die blonde Frau wusste, dass sie inmitten der Händler, Tagelöhner und Käufer auffiel, aber sie kannte genug Tricks, um dafür zu sorgen, dass man sie nicht als das erkannte, was sie war. Sie trug schlichtes Schwarz und eine große Tasche, um den Eindruck einer Touristin zu machen, die von dem berühmten Fischmarkt gehört hatte und ihn sich ansehen wollte. Dass in dieser Tasche mehrere kleine Handfeuerwaffen waren, musste niemand wissen.
    Sie schlenderte an den kleinen Ständen vorbei, an denen verschiedene Plastikbecken mit lebenden Fischen und anderem Meeresgetier standen. Manchmal blieb sie an einem stehen und lächelte der Verkäuferin oder dem Verkäufer des Stands zu. Wenn diese einige Worte an sie richteten, signalisierte sie durch Gesten, dass sie kein Japanisch sprach. Auf diese Weise fiel keinem auf, dass Hi eigentlich einem Mann folgte, der sehr zielstrebig durch die engen Wege lief. Seine Aufmachung war völlig unpassend für diesen Ort, an dem der Asphalt nass glänzte vom geschmolzenen Kühleis. Sein Anzug war teuer, saß aber nicht, seine italienischen Lederschuhe klapperten überlaut auf dem Boden.
    Hi wandte sich von einem Becken lebender Aale ab und bewegte sich zu einer Abzweigung zwischen den Ständen. Sie verfolgte Tanosuke schon, seit er aus dem Bürokomplex des Yamanote-Clans gekommen war. Er benahm sich seit längerer Zeit verdächtig. Tsuki hatte ihr berichtet, dass er ihn in den Akten des Oyabun hatte wühlen sehen, und Hi selbst hatte ihn einmal beim Schnüffeln am Computernetz erwischt. Tanosuke führte etwas im Schilde, und die Zwillinge waren sich einig gewesen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Sie waren loyal, und besonders Hi hasste nichts mehr als Verrat. Der Oyabun musste nichts davon erfahren – noch hatten sie nichts Konkretes in der Hand, und Toshi hatte genug eigene Sorgen. Sie mussten ihn nicht damit behelligen, wenn sie es auch selbst erledigen konnten.
    Tanosuke hatte sie noch nicht bemerkt. Er lief weiter, aus dem öffentlichen Teil des Marktes hinaus. Hinter der großen Halle, in der die Händler ihren Fisch verkauften, wurden die ersten Großwaren verladen. Tanosuke schlüpfte zwischen zwei Lastwagen hindurch. Hi beeilte sich, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Der Geruch nach Fisch war hier stärker, aber Tanosukes aufdringliches Aftershave, das er wie Wasser benutzte, war noch immer zu riechen. „Hast du ihn noch?“, flüsterte die Stimme ihres Bruders in ihrem Ohr. Bei derlei Einsätzen standen sie immer mit einem kleinen Mikrofon und einem kabellosem Funkgerät im Ohr in Verbindung. Tsuki hatte sich auf dem Dach der Halle positioniert und behielt so einen groben Überblick über das Geschehen. Sollte Hi entdeckt werden, gab er ihr so mit seinem Scharfschützengewehr Deckung.
    „Ja“, erwiderte Hi, fast ohne die Lippen zu bewegen. „Siehst du ihn von da oben noch?“
    „Nein.“
    Hi fluchte. Sie bewegte sich weiter an dem Lastwagen vorbei und versuchte einen Blick um die Ecke zu werfen. Tanosuke war stehengeblieben. Anscheinend hatte er seinen Treffpunkt erreicht. Nicht mal dumm, gestand Hi ihm zu. Es war eine Nische zwischen zwei kleineren Lagerverschlägen unter dem Vordach, das für die ankommenden LKWs reserviert und schwer einzusehen war.
    Hi drehte sich um und ging wieder zurück. Wäre sie weitergelaufen, hätte Tanosuke sie gesehen.

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