Seidenfessel - Maeda, K: Seidenfessel
Sosehr Isabelle sich auch wünschte, dass es nicht so wäre - sie konnte es nicht mehr ignorieren. Er faszinierte sie. Mehr noch, sie konnte ihn nie ganz aus ihren Gedanken verbannen, und auch wenn er nicht da war, war er auf die eine oder andere Weise bei ihr präsent.
Isabelle seufzte.
Die Tür ging auf und Kyo kam zurück. Er hatte sich umgezogen – anstelle der Hose und des Hemdes trug er einen leichten Yukata mit blau-weißem Muster. „So geht es vielleicht besser“, grinste er und stellte sich in die Mitte des Raumes. Sie hatten den Glastisch weggetragen und so auf dem weichen Teppich die ideale Fläche für die verschiedensten Shibari-Übungen gefunden. Kyo stand in der Mitte dieser Fläche und öffnete den gestreiften Stoffgürtel, der den Yukata verschlossen hielt. Der Stoff rutschte zu Boden und der Host stand nur in einer Art Lendenschurz vor ihr. Isabelle bekam große Augen. „Was ist das denn?“
Kyo lachte. „Ein Fudoshi – mehr wird dein Opfer später auch nicht tragen.“
„Einen Lendenschurz?“
„Eine traditionelle Unterhose. Das Praktische daran ist ...“, er griff zu einem Knoten an seiner Hüfte und zog daran – das Tuch löste sich vollständig binnen eines Lidschlags.
Isabelle kicherte.
„Das kannst du tun, wenn du mit allen Verschnürungen fertig bist“, grinste Kyo und bückte sich nach dem Tuch, um es wieder richtig zu knoten. Er nahm das Seil und reichte es Isabelle. „Einen nackten“, er lachte und sah an sich herunter, „nun ja, fast nackten Körper zu fesseln, ist einfacher. Du hast keine störenden Stofflagen, die verrutschen und Falten werfen könnten.“
„Natürlich habe ich auch mehr zu sehen?“, schoss Isabelle trocken zurück. Kyo zuckte nur mit den Schultern und zwinkerte. „Machen wir weiter.“
Zwei weitere Tage vergingen. Kyo trug mittlerweile nur noch ein Fudoshi, wenn sie übten. Auch wenn er ihr immer wieder als Scherze getarnte Angebote machte, näherte er sich ihr nie. Er schien darauf zu warten, dass Isabelle zu ihm kam. Die aber hatte keinen anderen Gedanken, der nicht ihre Aufgabe betraf.
Am Abend nahm Kyo ihr die Seile ab. „So geht das nicht. Du bist versteift und verkrampfst dich dadurch. Wir müssen deine Gedanken mal für eine Weile in andere Bahnen lenken.“
„Kyo, ich habe dir gesagt, wir haben für so etwas keine ...“
Er zog das Fudoshi aus und seine Hose an. Unter dem Stoff war sein nackter Penis deutlich zu sehen und Isabelle wandte den Blick ab. Kyo bemerkte es gar nicht. Er fasste Isabelle an der Hand und führte sie zum Fahrstuhl. Halbnackt wie er war, fuhr er mit ihr in die Etage mit den Themenräumen des Hotels. Isabelle war froh, dass ihnen niemand entgegen kam: Sie wäre vor Verlegenheit gestorben. Die Situation sah zu deutlich aus: ein halbnackter, gut aussehender Mann, mit dem sie in einem Hotelzimmer verschwand. Kyo schien das nichts auszumachen. Er schloss die Tür hinter ihnen und schaltete das Licht an. Das verdrängte die Finsternis jedoch kaum. Isabelle musste die Augen zusammenkneifen, um zu erkennen, wo sie sich befand. Die Wände waren schwarz gestrichen und das Licht der zwei Lampen wurde dadurch weitgehend verschluckt. In der Mitte stand ein großer thronartiger Stuhl aus schwarzem Eisen und Leder. An den Wänden waren weitere Apparaturen aufgestellt, aber Isabelle konnte sie durch das Dämmerlicht nicht genau erkennen.
„Sehr entspannend, in der Tat. Soll ich ein Nickerchen halten?“, konnte Isabelle sich nicht verkneifen zu fragen.
Kyo hob die Hand, um ihr zu bedeuten, dass sie warten solle, und zog sein Handy aus der Tasche.
„Saitō? Ja ... bist du gerade frei? Ah, im Sakura? Das passt perfekt. Das schwarze Zimmer, genau. Bis gleich.“ Er legte auf und wies mit einer Verbeugung auf den Stuhl. „Setz dich doch.“
Isabelle hob skeptisch die Brauen, ließ sich dann aber auf den gepolsterten Sitz sinken. Das Gebilde war wesentlich bequemer, als sie erwartet hatte. Die breiten Armlehnen waren bequem, und Isabelle stützte ihre Arme darauf. Kyo stellte sich hinter den Stuhl und begann, ihre verkrampften Schultern zu massieren. Er fand sofort die schlimmsten Knoten und knetete sie solange, bis Isabelle stöhnte. Kyo strich ihr die Haare von den Schultern. „Besser?“
„Ja“, seufzte sie und schloss die Augen. „Das ist himmlisch.“
Kyo machte weiter. Isabelle hörte die Tür knarren und schlug die Augen einen spaltbreit auf. Zur Tür herein kam ein Mann, jünger als sie. Sein Gesicht kam
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