Seidenfessel - Maeda, K: Seidenfessel
und behandelte ihren wunden Po sorgsam mit der Salbe. Als Isabelle zusammenzuckte, lachte er wieder leise und kniff sie herausfordernd. Sie quietschte auf und wollte sich wehren, aber Toshi hielt einfach ihre Handgelenke fest und hauchte einen Kuss auf jede einzelne Fingerkuppe. Sie schauderte und konnte ihren Blick nicht von ihm abwenden.
„Ruh dich aus“, sagte er sanft und strich mit seinen Lippen über ihre Stirn. „Morgen sehen wir uns wieder.“
Isabelle nickte und sah ihm ein wenig enttäuscht nach, als er sich erhob und sie allein in seinem Bett zurückließ.
K APITEL 14
Die vergangene Nacht hing Isabelle auch noch am Morgen nach. Sie fühlte eine seltsame Ruhe in sich und musste immer wieder lächeln, wenn sie sich auf seinem Futon umdrehte und sein Duft ihr urplötzlich in die Nase stieg. Noch immer lächelnd stand sie schließlich auf und fand einen sauberen Yukata mitsamt Gürtel ordentlich gefaltet auf dem Boden neben sich liegen. Wahrscheinlich von Toshi, der daran gedacht hatte, dass ihr Yukata sich noch in dem anderen Raum befand, und sie nackt durch das Haus hätte laufen müssen.
Sie streifte ihn sich über und begegnete auf dem Flur vor der Tür Tsuki. „Guten Morgen“, begrüßte sie ihn, und er neigte den Kopf zur Erwiderung.
„Du bist gut gelaunt“, bemerkte er, und Isabelle nickte. „Der Tag ist schön.“
Tsuki runzelte die Stirn als wäre das nicht die Antwort, mit der er gerechnet hatte, dann aber nickte er. „Du solltest mit rauskommen. Eine der Frauen aus dem nahen Dorf ist da.“
„Und was soll ich dort?“
„Tee trinken“, erklärte Tsuki nur knapp. Isabelle folgte ihm durch das Haus und genoss, dass die meisten der Türen nach draußen geöffnet waren. Eine leichte Brise wehte durch die Flure. Die aus dem Garten kommende Luft brachte den harzigen Duft von Zedern und den leichten Hauch von Hibiskusblüten mit sich.
Tsuki führte sie hinaus in den Garten und einen der knirschenden Kieswege entlang. Sie hielten an einem kleinen Pavillon mit offenen Seiten, in dem Hi sich gerade mit einer jungen Japanerin unterhielt. Sie sahen auf, als Tsuki und Isabelle ihre Getas abstreiften und den Pavillon betraten.
„Guten Morgen, Isa-chan“, begrüßte Hi sie und lächelte breit. Die junge Frau neben ihr verbeugte sich leicht und lud die beiden Neuankömmlinge mit einer Handbewegung ein, sich zu ihnen zu setzen. Der Boden des Pavillons bestand aus Holz. Um den Komfort zu erhöhen, waren darauf gepolsterte Sitzkissen ausgebreitet, und zwischen den beiden Frauen dampfte eine altmodische, flache Metallkanne vor sich hin.
„Das ist Ayumi“, stellte Hi die Frau vor und nannte auch Isabelles Namen. Sie begrüßten sich, und Isabelle musterte Ayumi. Sie war unscheinbarer als ihre Freundin Tomo, was aber nur an der Kleidung und ihrem Verhalten lag. Tomo war schrill, frech und laut. Ayumi wäre ihr wahrscheinlich erst auf den zweiten Blick aufgefallen, obwohl sie ein außerordentlich hübsches Gesicht hatte.
Hi reichte Isabelle eine Tasse ohne Henkel, die mit kleinen Schriftzeichen bedeckt war. Sie las sie und lachte. Es war ein Haiku über grünen Tee. Und genau diesen enthielt die Tasse auch. Isabelle nippte an ihr und genoss den leicht bitteren Geschmack. Tsuki wurde auch eine Tasse gereicht, und er nahm sie dankend an. Das waren insgesamt schon mehr Worte, als Isabelle ihn je an einem Tag hatte sprechen hören und sie schmunzelte. Sie merkte erst jetzt, dass sie die beiden Engländer in Tokio durchaus vermisst hatte. Sie waren eine angenehme Gesellschaft, und ihre gegensätzliche Art ließ keine Langeweile aufkommen. Isabelle nippte einfach an ihrem Tee und lauschte Ayumi und Hi, die sich über den Monsun und den drückenden Sommer unterhielten. Ihre Stimmen bildeten einen angenehmen Hintergrund, der sich mit dem Zirpen der Zikaden und dem Rauschen der Bambusblätter vermischte. Sie atmete zufrieden ein und genoss den Tee.
Als sie sich aber an einen der Pfosten des Pavillons lehnen wollte, verzog sie das Gesicht. Das Liegen auf der Truhe hatte ihre Schultern und den Rücken verspannt, und scharfer Schmerz zuckte durch ihren Körper.
Ayumi runzelte die Stirn. „Hast du Schmerzen?“
Isabelle massierte sich über den Nacken und lächelte gequält. „Schon gut, ist nur eine Verspannung.“
Hi schob Isabelles Hand weg. „Lass Ayumi es sich mal ansehen. Sie hat Goldhände und lässt die Verspannung einfach verschwinden.“
Die Gelobte lächelte schüchtern, nickte dann aber.
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