Seidenfpade
erledigen.«
Shane nahm den Drahtschneider und stopfte ihn in eine Seitentasche seiner Hose.
»Und was soll ich tun, Partner ?« fragte Dani kühl. »Die Hände falten und beten?«
»Mir wär es lieber, du behältst die Hintertür im Auge.«
»Was?«
»Wenn ich mal drin bin, kann ich die Kameras nicht mehr sehen«, erklärte er. »Du mußt mir sagen, wann die Luft rein ist, so daß ich durch den Zaun wieder rauskriechen kann.«
Dani blickte ihn skeptisch an. Shane lächelte gewinnend.
»Du willst doch nicht, daß ich aus den Büschen rauskomme und der Star von Arubas häßlichstem Heimvideo werde, oder?« fragte er.
Mit angespannten Bewegungen trat Dani ans Fenster und riß den Vorhang beiseite.
»Beide Kameras sind auf hohe Pfosten montiert«, sagte sie. »Selbst bei dem Sauwetter wirst du sie von drinnen aus erkennen.«
»Dir entgeht aber auch gar nichts, wie?«
»Wenn man mal so knapp dem Tod entronnen ist wie ich, ist man auf Zack, glaub mir«, erwiderte Dani zuckersüß.
Lange herrschte Stille, während beide dem Rauschen des Regens auf dem Dach lauschten.
Dani, die Shane beobachtete, hoffte trotz aller Zweifel, daß er doch noch auf sie hören würde.
Nach einer Weile ging er zu ihr und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Sanft aber unnachgiebig hob er es hoch, bis sie ihm in die Augen sehen mußte.
Dani verharrte vollkommen reglos. Es kam ihr vor, als hätte er seine Maske abgenommen. Die Sehnsucht, die sie in seinen Augen sah, schockierte und erregte sie zugleich.
»Ich bin kein Zen-Cyborg«, murmelte Shane. »Wenn ich dich ansehe, dann begehre ich dich. Alles an dir. Aus tiefstem Herzen.«
Er spürte den Schauder, der sie überrann.
»Angst?« fragte er.
Sie schüttelte den Kopf.
»Die solltest du aber haben. Mir jedenfalls jagt es eine Heidenangst ein. Ich bin ein einsamer Wolf. War nie anders. Ich habe noch nie zu irgend jemandem gehört. Aber mit dir ...«
Shanes Stimme erstarb. Seine Hände krampften sich momentan um ihr Gesicht. Seine Daumen liebkosten ihr Kinn und den Puls, der so hektisch in ihrer Halsschlagader pochte.
»Du bist anders«, sagte Shane einfach. »Du rührst direkt an meine Seele.«
Eine Sekunde blickte Dani ihn nur stumm an. Seine Augen waren wie seine Worte: klar, ehrlich und drängend. Sie ließen einem keinen Platz zum Verstecken.
Keinem von ihnen.
Ich könnte ihn lieben, diesen Mann, dachte Dani. Wenn ich es zulasse ...
Und er auch ...
Ein Zittern durchlief ihren Körper.
Shane fühlte es ebenfalls. Eine Spannung knisterte zwischen ihnen, daß förmlich Funken aufstoben.
Hastig zog er seine Hände von Danis zarten Wangen.
»Siehst du, was ich meine?« fragte er leise. »Ich muß heute abend allein gehen.«
»Aber...«
»Hör mir zu «, fiel Shane ihr heftig ins Wort. »Ich kann dich nicht neben mir haben, ohne dich zu begehren oder berühren zu wollen. Aber ich kann dich nicht berühren, ohne alles zu vergessen, außer, wie verrückt ich nach dir bin.«
Abrupt wandte sich Shane von Dani ab. Er starrte aus dem Fenster auf den schwarzen Zaun mit seinen gefährlich blinkenden Stacheldrahtschlingen. Verbissen zählte er die Kameraschwenks und wartete auf den Moment, in dem sie nicht überlappten.
»Neulich«, sagte Shane, »da habe ich dich nur geküßt, weil ich dachte, dich damit wegzujagen.«
»Wie das?«
»Du fürchtest dich vor großen Männern«, erwiderte er schlicht.
»Nicht vor dir.«
»Warum nicht?«
Dani zögerte, winkte dann jedoch ab.
»Die ganze Zeit in dieser verfluchten Kiste in Tibet«, erinnerte sie ihn, »hast du nicht...«
Wieder schlenkerte sie mit den Armen.
»... mich nicht an dich rangemacht?« meinte Shane in trockenem Ton.
Dani nickte.
»Das erklärt nicht, warum du mir vertraust«, wandte er ein. »In dieser Gasse, mit dem toten Feng zu deinen Füßen, da habe ich meine Hand nach dir ausgestreckt, und du hast sie ergriffen. Warum?«
»Ich hatte dich zuvor schon gesehen.«
»Kasatonin auch. Hättest du seine Hand genommen?«
»Niemals«, antwortete sie wie aus der Pistole geschossen.
»Warum nicht, Dani?«
»Weil er nicht du war.«
Sie hörte, wie Shane scharf die Luft einsog. Dann war wieder nur das Trommeln des Regens auf das Dach vernehmbar.
»Vertraust du immer auf deinen Instinkt?« fragte er ein paar Augenblicke später.
Sie zögerte, dann schüttelte sie den Kopf.
»Als ich jünger war«, berichtete sie, »habe ich nie auf diese kleine Stimme in meinem Innern gehört, die mir sagen wollte, was falsch
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