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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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Sicherheitsbeleuchtung des Anwesens ähnelte dem Zaun: Sie hatte dringend eine Wartung nötig. Er bewegte sich mühelos von Deckung zu Deckung.
    Die einzigen Lampen, die ausnahmslos funktionierten, waren diejenigen rings um die Swimmingpools. Shane umging eine Stelle, an der er die helle Beleuchtung hätte kreuzen müssen. Dann kroch er auf dem Bauch einen Pfad entlang, der zu den Cabanas und dem weißen Sandstrand führte.
    Aus einem Bungalow drangen menschliche Stimmen.
    Shane erstarrte und fürchtete schon, entdeckt worden zu sein.
    Die Stimmen änderten jedoch nicht ihre Tonlage.
    Ein rascher Blick ins Fenster der nächstliegenden Cabana verriet Shane, daß er sicher war. Ein Dinnergast, Venezolaner, nach seinem Akzent zu schließen, schwadronierte betrunken in den Ausschnitt einer jungen Arubanerin. Sie hatte den Blick zur Zimmerdecke gerichtet und ritt ihn mit mechanischen Hüftbewegungen. Nach ihrem Gesichtsausdruck zu schließen, hätte sie ebensogut das Silber polieren können.
    Ja, reite ihn nur, Cowgirl, dachte Shane. Ein Gast weniger, um den ich mir Sorgen machen muß.
    Der Regen prasselte in Böen auf das Land hernieder. Blitze zuckten, und Donnergrollen ertönte weithin.
    Der Sturm war Segnung und Fluch zugleich. Einerseits überdeckte er jegliche Geräusche und zwang die Menschen dazu, sich in den Häusern aufzuhalten. Andererseits konnte ihn jedoch das Aufleuchten eines Blitzes im unpassenden Moment leicht auffliegen lassen, ganz als würde er im Scheinwerferlicht einer dunklen Bühne auftauchen.
    Shane löste sich lautlos von der Cabana und zwängte sich in ein Wäldchen aus mannshohen Weihnachtssternbüschen. Dann schlich er sich, so rasch er konnte, zu dem weißen, stuckverzierten Haupthaus, wobei er sich ständig nach etwaigen Posten umsah. Egal wie lax die Bewachung in Kasatonins Abwesenheit auch war, mußte es trotzdem Männer geben, die das Grundstück beaufsichtigten.
    Ein Wächter saß in einem Schaukelstuhl auf der überdachten Veranda einer Cabana, die ihn vor dem Sturm einigermaßen schützte. Als Shane an ihm vorbeischlich, hörte er das Schnarchen des Mannes sogar durch den lauten Regen.
    Ein zweiter wackerer Bursche amüsierte sich im Schatten einer anderen Cabana mit einem Zimmermädchen; doch im Gegensatz zu dem Pärchen in der ersten Cabana schienen hier sowohl Männlein als auch Weiblein ganz bei der Sache zu sein.
    Shane gönnte es ihnen von Herzen.
    Der Sturmwind fegte um das Haupthaus und beutelte die Palmen und die dünnen Äste der Dividivis wie Streichhölzer. Geräuschlos glitt Shane durch die Nacht, bis er die Posten ausmachte, die das Haupttor bewachten.
    Die Männer hatten sich frierend unter einem Vordach zusammengestellt und rauchten etwas, das verdächtig süß roch.
    La mota, dachte Shane. Schön inhalieren, Jungs, und angenehme Träume!
    Katja mochte ja Teufels Großmutter auf Rädern sein, wenn es ums Hauspersonal ging - aber es brauchte schon einen bösartigen Bastard wie Kasatonin, der für Disziplin in der Wachmannschaft sorgte.
    Shane huschte vorwärts, unaufhaltsam wie ein Schatten. Ein hell erleuchtetes Panoramafenster im Erdgeschoß zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Mitten im Gebüsch verharrte er in vernünftiger Distanz vom Fenster und spähte hinein.
    Katja Pilenkowa war die einzige Frau an einem Tisch inmitten stattlicher und offensichtlich betrunkener Männer.
    Bankiers oder Geldwäscher? fragte sich Shane insgeheim. Nicht, daß da ein großer Unterschied wäre auf Aruba, dank der Harmony.
    Katja trug ein flammend rotes Kleid, das ihre weißen, nackten Schultern betonte. Trotz der heißen Farbe wirkte sie wie eine Skulptur aus Eis - unberührbar, funkelnd, kalt.
    Shane sah mit einem Blick, daß die Gäste bereits mehrere Gänge mit den jeweils begleitenden Alkoholika hinter sich gebracht hatten. Nun standen Liköre, Brandy und Espressotassen auf der langen Tafel. Die Aschenbecher waren voll, Krawatten saßen locker. Die Herren hatten rote, verschwitzte Gesichter. Einige schwankten mit glasigen Augen auf ihren Stühlen.
    Die Freudenmädchen haben ganz schön was zu tun, dachte Shane. Die Hälfte der Typen würde ihn nicht mal mehr mit Hilfe eines Stöckchens hochkriegen.
    Katja selbst saß vor einem Brandydekanter und hielt ein gefülltes Glas trinkbereit am Kopfende des Tischs. Sie kippte die Hälfte der klaren, braunen Flüssigkeit hinunter, als ob es Eistee wäre.
    Vielleicht ist es das ja auch, überlegte er. Sie sieht jedenfalls nicht so aus, als

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