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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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in ihre Knochen drang, und auch nicht den kalten Wind, der in den Halskragen ihres Mantels fuhr. Ihr Hirn arbeitete fieberhaft auf mehreren Ebenen gleichzeitig.
    Kasatonins Angebot könnte ernst gemeint sein.
    Oder so verlogen wie sein Lächeln.
    Es könnte beides sein, je nach Umständen.
    In jedem Fall hingen ihr Leben und das von Gillie von dem ab, was sie in den nächsten Minuten sagte.
    Insgeheim mußte Cassandra dem Erfindungsreichtum der Harmony Achtung zollen. Wenn es nach ihm ginge, dann hätte Kasatonin Gillespie wahrscheinlich sofort getötet, als Warnung an sie und Risk Limited. Aber die hier dargelegte Taktik besaß Eleganz und Raffinesse.
    Zusammenarbeit statt roher Gewalt.
    Katja Pilenkowa ist subtiler, als ich dachte. Oder Kasatonin. Der zweite Gedanke war erschreckender als der erste.
    »Falls ich an Ihrem Angebot interessiert wäre«, sagte Cassandra langsam, »wie würde es weitergehen?«
    »Das ist ganz einfach. Wir müssen eine Vertrauensbasis zwischen uns schaffen.«
    Cassandra verkniff sich ein Lächeln. Kasatonin sagte das, als wäre es ihm gerade erst eingefallen - als wäre er nie an Leute herangetreten und hätte sie mit seinen Bestechungen oder Drohungen, seinen Schmeicheleien oder Schlägen korrumpiert.
    Als hielte er nicht Gillespies Leben in seinen narbigen Händen ...
    »Jemand muß den ersten Schritt tun«, gab Kasatonin sich großmütig.
    Aus dem Handy drangen erneut unverständliche Laute. Er hob es ans Ohr und lauschte. Dann runzelte er die Stirn.
    »Ja, natürlich«, beeilte sich Cassandra zu antworten und betete inbrünstig, daß es noch nicht zu spät war. »Woran hatten Sie dabei gedacht?«
    Kasatonin zögerte und widmete sich weiterhin dem Hörer. Sein Mund verhärtete sich.
    Cassandra rutschte unbehaglich auf der Bank hin und her, als ob ihr gerade erst klargeworden wäre, daß sie sich mit dem Feind unterhielt und ihr nun Zweifel kämen, was die ganze Sache betraf.
    Wie Kasatonin und auch sie wußten, war eine Kontaktaufnahme eine heikle Angelegenheit. Eine Unterbrechung im falschen Moment, ein falscher Blick, ein falsches Wort, und der Fisch schlüpfte vom Haken, bevor er - oder sie - im Netz war.
    Cassandra begann absichtlich, an ihrer Tasche herumzufummeln, mit den Füßen zu scharren und sich nach Passanten umzusehen. Sie bot ganz das Bild einer Frau, die sich zunehmend unbehaglich fühlt.
    »Elender Hurenbock«, fauchte Kasatonin.
    Er senkte den Apparat wieder und konzentrierte sich auf Cassandra.
    »Der Name Ihres Informanten innerhalb der Harmony«, sagte er, »wäre eine angemessene Geste, um Ihre Verbundenheit mit Ihrem neuen Partner zu demonstrieren.«
    »Sie gehen davon aus, daß ich über einen solchen Informanten verfüge.«
    »Das müssen Sie. Niemand hätte uns in den letzten Jahren soviel Schaden zufügen können ohne einen Zuträger.«
    Cassandra wühlte noch ein wenig in ihrer Tasche herum, eine Frau, die nachdachte und die Dinge sorgfältig abwog.
    »Falls es einen solchen Informanten gäbe«, meinte sie schließlich langsam, »wäre er eine sehr wertvolle Trumpfkarte. Was bekomme ich zum Ausgleich?«
    »Ein anderes wertvolles As. Den Sergeant-Major!«
    »Selbst wenn ich einen Mann in Ihrer Organisation hätte«, gab
    Cassandra zu bedenken, »könnte ich ihn nicht auf die Art ausliefern, die Sie im Sinn haben. Ich wäre Ihnen dann nicht mehr von Nutzen.«
    »Warum nicht?« fragte Kasatonin barsch.
    »Die Arbeit von Risk Limited basiert auf der freiwilligen Kooperation unserer örtlichen Informanten oder Berater. Wenn es sich herumspräche, daß ich die Identität eines solchen Kollegen preisgegeben hätte, würden sich alle anderen sofort zurückziehen.«
    Kasatonin schüttelte den Kopf.
    »Sie überraschen mich, Botschafterin«, knurrte er. »Um einen minder wichtigen Informanten zu schützen - wahrscheinlich eine von Katjas Huren -, setzen Sie das Leben eines Mannes wie Gillespie aufs Spiel.«
    »Gillespie ist sogar wichtiger, als Sie denken«, korrigierte Cassandra. »Deshalb möchte ich Ihnen ein Gegenangebot machen.«
    »Sie sind nicht in der Position zu verhandeln.«
    Kasatonin hob das Telefon ans Ohr.
    »Warten Sie!« rief Cassandra in Panik. »Einen Mann zu töten ist nicht so schwer, wie ihn wieder zum Leben zu erwecken. Hören Sie mich an.«
    Ihre leidenschaftliche Reaktion ließ Kasatonin zögern.
    »Dann sprechen Sie«, befahl er ungnädig.
    »Ich wäre bereit, jegliche Informanten, die ich möglicherweise in der Harmony habe, zurückzuziehen

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