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Seidenfpade

Titel: Seidenfpade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Maxwell
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oder richtig war.«
    »Dein Ex-Mann?« riet Shane.
    »Mein Ex«, bestätigte Dani. »Er war groß, attraktiv und charmant, besonders in Gesellschaft. Man konnte ihn nicht gerade als Gehirnakrobaten bezeichnen, aber auch nicht als Dummkopf. Ich habe mir eingeredet, daß kein Mensch perfekt ist, doch ebensowenig, alle Bräute haben vor der Hochzeit Zweifel, und den ganzen Kram.«
    Das Rauschen des Regens erfüllte die Stille.
    »Nach diesem spektakulären Fehler«, schloß Dani, »wollte ich nur noch auf meinen Instinkt hören - und zur Hölle mit der sogenannten Rationalität!«
    Shane lächelte ein wenig. »Gesprochen wie ein wahrer Buddhist.«
    Dani war nach Lachen zumute, fürchtete aber, daß sie eher hysterisch als belustigt klingen würde.
    »Sowohl mein Instinkt als auch mein Verstand sagen mir«, ergriff Shane das Wort, »daß ich nicht arbeiten kann, wenn ich dauernd über die Schulter sehen muß, ob mit dir alles in Ordnung ist. Ein Mann kann dabei draufgehen, wenn er zu oft zurückschaut.«
    »Draufgehen kann er auch, wenn er ohne Rückendeckung arbeitet«, bemerkte Dani scharfsinnig.
    »Ich weiß. Also bleib hier und decke mich.«
    Dani schloß die Augen und kämpfte gegen die aufsteigende Angst, die sich wie ein wildes Tier in ihr breitmachen wollte.
    »Aber ich habe Angst um dich«, entfuhr es ihr.
    Shanes Lachen war scharf und bitter.
    »Genauso geht es mir mit dir«, knallte er ihr hin.
    »Dann laß mich nicht zurück!«
    »Ich passe schon mein Leben lang selbst auf mich auf. Du nicht. Deshalb bin ich ja auch der Boß und nicht du. Bleib hier, versprich es mir!«
    Sie schwieg.
    »Dani? Kann ich auf dich zählen?«
    Abrupt veränderte sich ihre Körperhaltung. Noch bevor sie den Mund öffnete, erkannte Shane an ihren hängenden Schultern, daß sie nachgegeben hatte.
    »Meinetwegen«, sagte sie lahm.
    Shane wäre am liebsten zu ihr gestürzt, um sie in den Arm zu nehmen. Aber er ließ es doch bleiben. Er war nicht sicher, ob er es bei einer Umarmung belassen würde.
    Richtig albern, kanzelte Shane sich ab. Man könnte glauben, ich hätte noch nie eine Frau begehrt.
    Dann erkannte er, daß es stimmte. Er hatte noch nie eine Frau begehrt - nicht so wie Danielle Warren!
    Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Zeit zu gehen.
    Rasch ergriff er den Regenponcho, zog ihn über und machte den Reißverschluß am Hals zu. Die Kapuze tauchte sein Gesicht in Schatten. Stumm stieß er die Terrassentür auf.
    Ohne einen Blick zurückzuwerfen, trat er in die stürmische
    Nacht hinaus. Wie ein Schatten huschte er zu dem Zaun und verschmolz mit dem Umriß einer nahe stehenden, hochgewachsenen Palme.
    Im Schein der sich langsam bewegenden Überwachungskameras konnte Shane den silbern funkelnden, windgepeitschten Regenvorhang geradezu greifen.
    Er mußte die Kameras gar nicht sehen, um ihre Position bestimmen zu können. Ihr Rhythmus hatte sich in sein Hirn eingegraben.
    Bald würden die Kameralinsen über die Palmen gleiten, und eine Lücke täte sich in der Überwachungsschleife auf. Bis dahin mußte Shane warten, was er mit der Reglosigkeit eines Felsens fertigbrachte.
    Reglosigkeit war eine der vielen Disziplinen, die er von den Azurmönchen gelernt hatte. Prasam Dhamsa war ein ausgezeichneter Lehrmeister gewesen. Er sah Anlagen in ihm, die Shane selbst nie wahrgenommen hatte - Geduld, Hingabe, Intelligenz, ein alles verschlingender Hunger nach etwas, das nicht Verzicht hieß.
    Dhamsa hatte außerdem erkannt, was Shane nur zögerlich akzeptieren wollte. Der Weg eines Mönchs war nicht Shanes Zukunft.
    Jetzt ging ihm ein Licht auf.
    Woher wußtest du es, Prasam? fragte Shane seinen alten Lehrer im stillen. Auf so etwas wäre ich nicht im entferntesten gekommen. Das zölibatäre Leben fiel mir nicht schwer, sobald ich mich einmal dazu entschlossen hatte.
    Dann legte Danielle Warren ihre Hand in meine und vertraute mir ihr Leben an, ließ sich von mir vom Tod ins Diesseits ziehen. Oder war es umgekehrt? Hat sie mich in ein neues Leben gezogen?
    Das muß ich Prasam fragen, wenn ich ihn wiedersehe.
    Falls das eintreffen wird.
    Wie Dani ist auch mir nicht ganz wohl bei dieser Sache. Zu viele Amateure. Zu wenig Zeit. Zu viele Unbekannte.
    Schwere Tropfen klatschten auf die gummierte Oberfläche von
    Shanes Poncho und flossen in stetigen Rinnsalen abwärts. Seine Hosenbeine trieften bereits. Aber das Computerlaufwerk in der Plastiktüte war geschützt.
    Tickety-boo, wie Gillie sagen würde, dachte Shane grimmig. In diesem

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